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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Stärke unverzichtbare Stellung des Augustus in eindringlichen Bildern. Vergil
     z. B. formulierte in seiner
Aeneis
die später auf dem Augustus-Forum mit ihrem Statuenprogramm visualisierte Idee, mit Augustus sei die römische Geschichte an
     ihrem Ziel angelangt. Mit Augustus, so verkündete Vergil weiter, sei das Goldene Zeitalter nach Italien zurückgekehrt, unter
     ihm habe sich Jupiters Versprechen erfüllt, Rom eine unbegrenzte und ewige Herrschaft zu verleihen.
    Die Dichter brachten Gefühle der Verehrung und Dankbarkeit zum Ausdruck, die von weiten Teilen der Bevölkerung, gleichermaßen
     in Rom und in Italien wie in den Provinzen, geteilt wurden. Dabei nahm die Verehrung des Prinzeps in den Provinzen, vor allem
     im Osten, bald religiöse Formen an. In Rom hätte eine institutionalisierte religiöse Überhöhung der Person des Prinzeps das
     Konzept der
res publica restituta
in Frage gestellt. Hier reichte es aus, dass Augustus in vielen Tempeln Roms in die Nähe von Göttern wie Apollon oder Mars
     gerückt war, und der göttlichen Macht, die in ihm zu wirken schien, dem
genius Augusti
, Opfer dargebracht wurden. In den Provinzen des griechischen Ostens waren die Menschen dagegen seit Jahrhunderten daran gewöhnt,
     dem Herrscher wie einem Gott Ehren zu erweisen, und so wurde Augustus, nachdem er selbst die Erlaubnis dazu gegeben hatte,
     z. B. in Pergamon gemeinsam mit Roma kultisch verehrt. Darüber hinaus widmeten Einzelpersonen, Städte und Landtage dem Kaiser
     Altäre und Festspiele.
    Die Bevölkerung des römischen Reiches hatte durchaus Anlass, Augustus mit Dankbarkeit zu begegnen. Erst seine Alleinherrschaft
     hatte die für Italien und die Provinzen verheerenden Bürgerkriege beendet, erst seine Verwaltung befreite die Provinzen auch
     von der hemmungslosen Ausbeutung, die sie in den Zeiten der Republik durch die Statthalter des Senats und die Steuerpächter
     erlitten hatten. Die Mehrheit der Menschen sehnte sich nach Frieden, und nicht nur die schier unbeschränkten finanziellen
     Mittel des Herrschers, die zu vielfältigen Formen der Förderung von Wirtschaft und Kultur eingesetzt wurden, sondern auch
     die allgegenwärtige Inszenierung der göttlichen Schutz und Wohlstand garantierenden Person des Herrschers sorgte dafür, dass
     sich eine ganz eigene Dynamik der Herrschaftsakzeptanz entwickeln konnte. Als Augustus in hohem Alter seine letzte Reise unternahm
     und auf dem Weg nach Capri durch den Golf von Puteoli segelte, war zu erleben, |180| wie der Prinzeps von seinen Untertanen als Heilsbringer verehrt wurde. Passagiere und Matrosen eines aus Alexandria eingetroffenen
     Schiffes, so berichtet Sueton, hatten sich mit Festgewändern bekleidet und riefen dem Herrscher laut ihre Glückwünsche zu;
     sie verbrannten Weihrauch als Opfer und feierten Augustus mit den Worten: „Durch dich leben wir, dir verdanken wir es, dass
     wir unsere Schifffahrt betreiben können, durch dich genießen wir Freiheit und Wohlstand“ (Sueton,
Augustus
98).
    Die Verehrung, die dem Prinzeps in Rom durch Statuen, Ehrenbogen, Inschriften und Altäre und in den Provinzen auch mit Tempeln
     bewiesen wurde, machte deutlich, dass das Selbstverständnis des Herrschers von der breiteren Öffentlichkeit akzeptiert wurde,
     und so konnte für diejenigen Senatoren, die der alten Republik nachtrauerten, kaum noch eine Hoffnung auf eine Rückkehr zur
     Senatsherrschaft bestehen. In den Quellen finden sich einige Hinweise auf eine gegen Augustus gerichtete Opposition, die sogar
     zu wiederholten Attentatsversuchen führte. Und Tacitus berichtet, nach dem Tod des Augustus habe man seine Herrschaft nicht
     nur wegen der verheerenden Niederlagen, die Roms Legionen unter Lollius (16 v. Chr.) und Varus (9 n. Chr.) durch die Germanen
     erlitten hatten, sondern auch angesichts der vollzogenen Todesurteile als eine „blutige Friedenszeit“ beurteilt (Tacitus,
Annalen
1,10,4). Doch auch diese aus der Perspektive der senatorischen Geschichtsschreibung formulierte Kritik an Augustus konnte
     angesichts der vorangegangenen Krise der römischen Republik keine Alternative zur Errichtung einer Alleinherrschaft erkennen.
    Je länger Augustus herrschte, desto selbstverständlicher wurde die neue Ordnung. Öffentlich ließ Augustus verkünden, es sei
     sein Wunsch, „der Schöpfer der besten Verfassung genannt zu werden und bei meinem Tode die Hoffnung mitzunehmen, dass der
     Staat fest auf den Grundlagen ruhen werde, die ich geschaffen

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