Hoehepunkte der Antike
Er zeigt erdrissige Vertiefungen
zwischen rußfarbigem und vom Feuer gleichsam zerfressenem Gestein, so dass man vermuten darf, diese Stelle habe ehedem gebrannt
und Schlundbecher des Feuers gehabt, sei aber erloschen, als der Brennstoff verzehrt war. Vielleicht aber auch ist eben dies
die Ursache von der
Fruchtbarkeit der Umgegend. (Strabon 5,4,8)
Auch das Erdbeben vom 5. Februar 62 n. Chr. gab keinen Hinweis auf ein Wiedererwachen des Vulkans, denn an mehr oder weniger
starke seismische Schwankungen war man gewöhnt. Lediglich Seneca (
Naturales Quaestiones
6,1,1–2,3) wunderte sich, dass das Erdbeben in der Winterzeit aufgetreten war, „von der unsere Vorfahren immer sagten, sie
sei frei von solcher Gefahr“.
Einige begüterte Hausbesitzer verkauften ihre Anwesen, vermutlich zu einem geringen Preis, da diese oft von Handwerkern übernommen
und für deren Bedürfnisse umgebaut wurden. Ein sozialer Umbau der Stadt fand aber nicht statt. Spuren der Erdbebenschäden
und im Gang befindliche Reparaturarbeiten lassen sich in Pompeji häufig nachweisen. In diesem Zusammenhang liefert uns die
schnelle Fertigstellung der Theater und Thermen einen deutlichen Hinweis auf das, was den Pompejanern wichtig war: Die öffentlichen
Bauten des Forums warteten dagegen nach 17 Jahren immer noch auf ihren Wiederauf bau.
Der Vesuv bricht aus
Die Zerstörungskraft des Vesuvs bemächtigte sich in sehr unterschiedlicher Weise der Region rund 15 Kilometer um den Berg.
Da dieser Umstand auch wichtig ist für die Bewahrung, soll ein kurzer Abriss der Ereignisse des 24. und 25. August 79 n. Chr.
gegeben werden. Grundlage der Rekonstruktion sind die Erkenntnisse der modernen Vulkanologie im Verein mit den wichtigsten
antiken Quellen, nämlich den zwei Briefen Plinius’ d. J. (6,16 und 20) und dem Bericht des Cassius Dio (66, 22–23).
Dem eigentlichen Ausbruch voraus ging ein Versiegen der Quellen und ein unterirdisches Grollen, begleitet von schwächeren
Erdstößen. |184| Kleinere Dampfexplosionen lockerten den Pfropf aus erstarrter Lava im Vulkanschlot. Ungefähr um die siebte Stunde (gegen 13
Uhr), so Plinius, schoss der Pfropf, begleitet von einem ungeheuren Donnerschlag, heraus und es baute sich sofort eine ca.700
bis 800°C heiße Säule aus Magma auf, die in einer Geschwindigkeit von 200 bis 400 Meter/Sekunde zunächst auf eine Höhe von
drei Kilometer in den Himmel stieg. Nach den Gesetzen der Wärmekonvektion erhielt sie Auftrieb bis zu einer Höhe von 15 Kilometer,
wurde dort von einem Südostwind erfasst und breitete sich in diese Richtung aus. Betroffen waren deshalb vor allem Pompeji,
in einem geringeren Maß auch Oplontis und Stabiae. So entstand die von Plinius geschilderte Wolke, die sich pinienförmig über
den Himmel ausbreitete.
Für Pompeji bedeutete dies: Der Himmel verdunkelte sich; es brach tiefschwarze Nacht herein. Eine ungeheure Menge von Gesteinsbrocken,
Lapilli (eine Art Bimssteinkörner) und Asche regnete auf die Stadt, mehrere Zentimeter pro Stunde. Zahlreiche Bewohner begaben
sich auf die Flucht. Von einer geschätzten Gesamteinwohnerzahl von 20 000 hat man bisher etwa 2000 Tote gefunden – allerdings ist ein Drittel der Stadt noch nicht ausgegraben.
In den folgenden Stunden wuchs die Eruptionssäule ständig an und erreichte um Mitternacht eine Höhe von dreißig Kilometer.
Pompeji war inzwischen von einer 1,5 Meter dicken Lapilli-Schicht bedeckt. Die Dächer brachen unter dem Gewicht zusammen;
dennoch gab es Lebende in Kellern und Gewölben. Herculaneum blieb hingegen in dieser Phase weitgehend verschont; lediglich
ein leichter Ascheregen aus den Randzonen der Säule fiel auf die Stadt. Für die Bewohner bestand deshalb noch mehrere Stunden
die gefahrlose Möglichkeit, in Richtung Neapel oder über das Meer zu fliehen. Das Entsetzen über diese nur sechs Kilometer
entfernte Eruptionssäule muss dennoch unbeschreiblich gewesen sein.
Gegen ein Uhr in der Nacht des 25. August änderte sich die Situation grundlegend. Bei einer Magma-Ausschüttung von 200 000 Tonnen/Sekunde erschöpfte sich zwischenzeitlich das pyroklastische (vom Feuer zerbrochene) Material und die Säule brach
abrupt zusammen. Die zurückfallenden Asche- und Gesteinsmengen bildeten zusammen mit heißem Gas eine mehrere Meter hohe Lawine,
die mit einer Geschwindigkeit von dreißig Metern/Sekunde über die südlichen Abhänge des Vesuvs |185| raste und sich
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