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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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über Herculaneum ergoss. Ihre Gewalt war zwar im Vergleich zu den späteren gering, sie hatte aber eine Temperatur
     von 400 bis 500°C und tötete alle noch in der Stadt verbliebenen Bewohner, darunter vor allem die 300 Menschen, die sich in
     der Hoffnung, noch wegzukommen, in die Bootshäuser am Hafen geflüchtet hatten. Die Welle kam so schnell, dass kein Mensch
     noch irgendwelche Schutzreaktionen zeigt. Die Körper verdampften und die kochenden Gehirne sprengten die Schädeldecken. Nur
     die Skelette blieben erhalten.
    Sechs so genannte
surges
(pyroklastische Wellen) mit wachsender Zerstörungskraft und Reichweite gingen über die Region hinweg. Die dritte konnte in
     Pompeji noch von den Stadtmauern aufgehalten werden. Aber schon die vierte – etwa gegen sieben Uhr – schoss auch über diese
     Stadt hinweg, füllte alle Hohlräume, soweit sie nicht durch die Lapilli-Schicht zugedeckt waren, und tötete die letzten Überlebenden.
     
     
    Städte werden ausgelöscht, aber auch bewahrt
     
    Die Wirkung dieser pyroklastischen Ströme bedingte den Bewahrungs- und Erhaltungszustand der Funde in Herculaneum. Spätestens
     ab der zweiten
surge
liefen alle Häuser mit ihren offenen Atrien voll. Die Dächer und zweiten Stockwerke blieben aber z. T. erhalten. Die Gewalt
     der Ströme schleppte Becken, Statuen und andere Gegenstände mit sich und warf die Fußböden auf. Ihre Temperatur karbonisierte
     alle brennbaren Materialien wie Holzgegenstände, Papyrus, Getreide und Brot. Die erkaltete Tuffsteinmasse konservierte alles
     unter einer 25 Meter hohen steinharten und luftundurchlässigen Schutzschicht. Daraus erklärt sich, dass in Herculaneum Möbel,
     Türen, Treppen und andere organische Materialien erstaunlich gut erhalten blieben, dass in zahlreichen Häusern und Läden das
     zweite Stockwerk sogar noch begehbar war und dass bei den Ausgrabungen die wenigen Leichen – die Angaben schwanken zwischen
     zwölf und dreißig von etwa 5000 – nur als Skelette ans Licht kamen. Die mächtige gehärtete Schlammdecke, die bei einem Ausbruch
     im Jahr 1631 durch eine weitere fünf Meter hohe Lava-Decke erhöht wurde, erschwerte die Ausgrabungstätigkeit außerordentlich.
     Obwohl schon 1738 die systematische Erforschung des Ortes begann, ist bis heute nur höchstens ein Viertel ergraben – und dies
     teils auch nur mit einem Netz von Stollen aus der Bourbonenzeit (Villa dei Papiri und |186| Theater). Die Versiegelung aller organischen Stoffe liefert andererseits eine unerschöpf liche Fülle von Informationen über
     die uns sonst verschlossenen Aspekte der römischen Kultur.
    Die Verschüttungssituation in Pompeji stellt sich dagegen ganz anders dar. Hier hatte der zwölfstündige Dauerregen mit vulkanischem
     Material eine etwa sechs Meter hohe Asche- und Lapilli-Schicht über die Stadt gelegt, die erst gegen Ende des Ausbruchs von
     den pyroklastischen Wellen überlagert wurde. Die Ausgrabungen gestalteten sich dadurch einfacher, da die poröse lockere Lapilli-Decke
     vergleichsweise leicht, fast mit der Hand, zu entfernen ist. Als man 1748 die Ausgrabungen hier begann, glaubte man, in Stabiae
     zu sein. Erst der 1763 gemachte Fund einer Inschriftenstele, auf der Pompeji namentlich genannt wurde, gab die Gewissheit,
     mit welchem Ort man es zu tun hatte. Nun nahm man die Grabungen mit großem Elan auf und hat bis heute etwa 44 Hektar – ungefähr
     zwei Drittel der Stadt – aufgedeckt. Um den sich immer mehr verfeinernden wissenschaftlichen Methoden nicht vorzugreifen,
     setzt man Neugrabungen nur sehr behutsam fort und widmet sich mehr auch den Tiefgrabungen, um Aussagen über die Geschichte
     der Stadt zu gewinnen.
    Eine viel Faszination auslösende Methode, die nur in Pompeji, Oplontis und Stabiae möglich war, entwickelte der Ausgräber
     Giuseppe Fiorelli 1863 bis 1875. Er entdeckte, dass dort, wo die vierte bis sechste pyroklastische Welle Gegenstände und Körper
     umschlossen hatte, sich durch den Verfall des organischen Materials Hohlräume gebildet hatten, die einen Negativabdruck der
     vergangenen Form bildeten. Sie wurden mit Gips ausgegossen und auf diese Weise entstanden Abformungen nicht nur von Pflanzenwurzeln,
     Schränken, Klappläden und Truhen, sondern auch von den unglücklichen Opfern, die so genannten
calchi
. Fiorelli schuf eine Basis für die wissenschaftliche Erforschung, indem er die Grabungen gleichmäßig von oben her durchführte.
     Auf ihn geht auch die Einteilung der Stadt in

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