Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
Vom Netzwerk:
Befreiung
     von diesen
opera libertorum
. Während verheiratete Frauen eine besonders prächtige Kleidung tragen durften, wurden den männlichen Angehörigen der
plebs
, die verheiratet waren, besondere Sitze im Theater zugewiesen. Eine noch größere Wirksamkeit zur Durchsetzung des Ehegesetzes
     dürfte die Bestimmung gehabt haben, mit der jene, die unverheiratet blieben, von allen Erbansprüchen ausgeschlossen wurden:
     Ging der Erbe nicht innerhalb von hundert Tagen eine Ehe ein, dann fiel sein Anteil an die Staatskasse.
    Zur Stabilisierung seiner Herrschaft musste Augustus nicht nur einen Ausgleich mit dem Senat erreichen, er musste sich auch
     um die Ansprüche der Soldaten und um die Bedürfnisse der stadtrömischen Plebs kümmern. Missmut über zu lange Dienstzeiten
     oder ausbleibenden Sold konnte zu gefährlichen Meutereien der Legionen führen, während die arme Einwohnerschaft Roms, deren
     Überleben von der staatlichen Getreideversorgung abhing, schwer zu bändigen war, wenn Missernten oder Seestürme zum Ausfall
     der Getreidelieferungen führten. So kündigt die Überschrift zum
Tatenbericht
des Augustus auch nicht nur eine Darstellung der militärischen Erfolge an, „mit denen er den Erdkreis der Herrschaft des römischen
     Volkes unterwarf“, sondern ebenso der finanziellen Aufwendungen, die er „für das römische Staatswesen und das Volk machte“.
     Ein Viertel des Textes ist den Bauten und Spielen in Rom sowie den Geld- und Getreidespenden für die Einwohnerschaft der Hauptstadt
     gewidmet. Eine lange Aufzählung solcher Handlungen führte die übermächtige Wohltäterschaft des Prinzeps eindringlich vor Augen.
    Die von Augustus neu geordneten Getreidezuteilungen zeigen beispielhaft, wie die Zusammenarbeit zwischen dem Prinzeps und
     den führenden Ständen, in diesem Fall dem Ritterstand, funktionierte. Hatte es sich bei der ersten Getreidespende 23 v. Chr.
     um eine Notfallmaßnahme gehandelt, mit der Augustus auf einen akuten Versorgungsmangel |178| reagierte, so wurden seit 18 v. Chr. regelmäßig Getreide- und Geldspenden durchgeführt. Um zu vermeiden, dass diese Leistungen
     immer mehr Menschen nach Rom lockten, wurde dann im Jahr 2 n. Chr. die Zahl der Getreideempfänger auf 200   000 Personen beschränkt. Trotzdem mussten 6 n. Chr. viele Menschen aus Rom ausgewiesen werden, als es erneut zu einer Versorgungskrise
     kam. Nachdem die Verteilung des Getreides zunächst in den Händen senatorischer
curatores frumenti dandi
, „Beauftragter für die Getreidezuteilung“, gelegen hatte, richtete Augustus 6 n. Chr. das Amt eines
praefectus annonae
ein: Dieser „Vorsteher der Getreideversorgung“ aus dem Stand der Ritter trug von nun an die Verantwortung für die Beschaffung
     der Getreides. So trifft man auch bei der Versorgung der Hauptstadt auf die bereits beschriebene Funktionsweise der Prinzipatsherrschaft:
     Augustus übernahm die Verantwortung für alle wichtigen Aufgaben in Politik und Gesellschaft, um im Rahmen traditioneller Handlungsfelder
     eine neuartige Bindung zwischen Herrscher und Untertanen herzustellen, doch die führenden Stände der Republik, Senatoren und
     Ritter, waren an der Durchführung der einzelnen Aufgaben beteiligt, so dass auch sie Ansehen und Ehren gewinnen konnten. Nur
     das Volk, so schreibt Juvenal, der römische Satirendichter (60–140 n. Chr.), „das früher Legionen, Fasces und den Oberbefehl
     verliehen hat, bescheidet sich jetzt ruhig und wünscht sich nur noch zwei Dinge: Brot und Spiele“ (
Satiren
10, 81).
     
     
    Herrscherverehrung und Tyrannenkritik
     
    Während Vergil in seiner 4. Ekloge, die er um 40 v. Chr. niederschrieb, den gerade geborenen Sohn des Konsuls Asinius Pollio
     besungen hatte, mit dem ein neues „goldenes Geschlecht“ auf der Welt erschienen sei, ein Gedicht, das in späteren Jahrhunderten
     von den Christen auf Jesus von Nazaret bezogen wurde, gab es in den Jahrzehnten nach Actium keinen Zweifel mehr, dass nur
     ein Einziger, nämlich Octavian, die Rolle des Friedensbringers beanspruchen konnte. Die Dichter standen vor der Aufgabe, sich
     mit den militärischen Unternehmungen des Herrschers ebenso wie mit seinen innenpolitischen Maßnahmen auseinander zu setzen,
     sollten doch die Taten des Prinzeps nicht nur durch Ehrenbeschlüsse und Bauten, sondern auch durch literarische Werke verherrlicht
     werden. Unter den augusteischen Dichtern propagierten vor allem |179| Vergil und Horaz die für Roms innere und äußere

Weitere Kostenlose Bücher