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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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vermischt sich George mit der Landschaft, sie nimmt sie mit Leib und Seele auf; sie genießt die leichten Bewegungen ihres Körpers, die vom Aufprall ihrer
    Fersen rhythmisch gegliederte Zeit; wie jedesmal, wenn sie läuft, hat sie den Eindruck, daß sie gerade geboren wird; als steige eine ferne und flüchtige Erinnerung an jene erste Spezies in ihr hoch, die dem Meer entstieg, um das merkwürdige trockene Element zu atmen, das man Luft nennt. Und die Liebeslust ist nur ein Teil dieser Verzückung.
    Dieses Glücksgefühl würde sie gerne horten, für später. Aber mit der liebe ist es wie mit der Sonne, man kann sie nicht im Sack davontragen. Ein jedes Mal ist einzig und erlischt wieder, wie diese Wellen, die in den Schoß des Ozeans zurückkehren.
    Gauvain wartet an der Mole. Seine Beine baumeln über dem Wasser. Ein Meer ohne Schiffe langweilt ihn. Urlaub langweilt ihn. George ist sein Stundenplan, sein einziger Grund, hier zu sein.
    »Du bist naß wie eine Sirene«, sagt er und nimmt sie in seine Arme. »Soll ich dir den Sand von den Füßen wischen? Ich habe das Handtuch.«
    »Ja nicht! Ich liebe es, Sand an mir zu spüren. Das beweist mir, daß ich nicht in Paris bin, verstehst du...«
    Ideen haben diese Pariserinnen! Gauvain preßt sie an sich. Nur in der Liebe gibt es nichts mehr an ihr, was ihm fremd ist.
    Sie lieben sie, diese Stunde vor dem Schlafengehen. Gauvain legt sich als erster ins Bett, während George noch ein wenig herumwandert, sich für die Nacht vorbereitet, ein bißchen Creme auf einen kleinen Sonnenbrand aufträgt, nachsieht, ob sich in bestimmten Körperöffnungen Sand eingenistet hat.
    »Wann hörst du endlich auf herumzuwandern?« ruft er dann bald.
    Sie stürzt sich auf ihn, und es ist, als hätten sie auf einen Schalter gedrückt. Der Strom ist da, alle Lichter gehen an, alles knistert. Sie hatte von solchen Phänomenen gelesen, aber niemals an die Aufrichtigkeit der Autoren geglaubt. Doch die Tatsachen waren nicht zu leugnen. Sie hörte nur auf, um Gauvain nicht umzubringen, abgesehen davon, daß sie zuweilen ihre Schleimhäute schonen mußte.
    Das Erstaunliche für sie war nach wie vor, daß Gauvain so stark auf ihren Körper reagierte, daß er sich leidenschaftlich für diese Scheibe Wassermelone interessierte, das er doch auswendig kannte, daß es ihn fast umwarf, wenn er ihren Venushügel oder ihre Lippen berührte, und daß er schier in Ohnmacht sank, wenn er endlich in das kleine Tal gelangte. Wie konnte dieser Mann beim Anblick ihrer Vagina in Verzückung geraten und sich nicht für Picasso interessieren? Fünftausend Kilometer zurücklegen, um sich auf sie zu legen, aber keinen Schritt tun, um Notre-Dame zu besichtigen? Er mag eben lieber meine Vagina, das ist alles! sagte sie zu ihrer Anstandsdame, um sie zu ärgern. Ach, geliebt zu werden bis ins Innerste! Die Anstandsdame spuckt verächtlich aus.
    »Lozerech, mein Liebling, beschreib mir bitte, was du da drin findest. Sag mir, wie die andern sind und wodurch ich mich unterscheide.«
    Er behauptet, sie beherberge einen Wundergarten zwischen den Beinen, einen Lunapark, ein Disneyland mit Achterbahnen, Wasserfällen und einer Frau mit zwei Unterleibern. Er sagt, er fahre immer neue Kurven aus, erfinde neue Parkmöglichkeiten, sie besitze verschiebbare Wände, aufblasbare Teile, sie mache ihn verrückt, kurz, er sagt alles, was eine Frau nicht müde wird zu hören. Sie geht sogar so weit, Gauvains unaufhörliche Erektionen auf ihre Reize zurückzuführen, wo sie doch nur ein Zeichen seiner außerordentlichen sexuellen Qualitäten sind. Er wiederum rechnet dieses ganze bewegte Treiben George an, wo sie doch nur eine äußerst unpräzise Vorstellung dessen hat, was sich in ihrem Untergeschoß abspielt. Sie hat sich übrigens nicht die Mühe gemacht, die Ratschläge von Ellen Price zu befolgen, »um die Vagina besser zu beherrschen«. Ellen empfiehlt dringend Gymnastik: »Beginnen Sie morgens mit zwanzig oder dreißig Kontraktionen des Schambein-Steißbein-Muskels, oder machen Sie’s im Sitzen, zum Beispiel beim Friseur, oder im Stehen an der Bushaltestelle. Sie werden es auf zweihundert oder dreihundert Kontraktionen am Tag bringen, ohne daß man Ihnen irgend etwas anmerkt. Um zu testen, ob Sie sich eine olympische Vagina antrainiert haben (da konnte sich George nicht zurückhalten, das mußte sie ausprobieren!), üben Sie jedesmal, wenn Sie Ihre Blase entleeren, den Urinstrahl mehrfach zu unterbrechen.«
    Gauvain amüsiert sich.

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