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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und
    Hot-dog-Verkäufern durchkämmten Strand zu entfliehen, wo ab der Mittagszeit die musikalische Geräuschkulisse von der Bar herüberweht, und sie machen sich auf die Suche nach einem jungfräulichen Stückchen Insel. Ganz weit weg, in Negrin, finden sie es. Dort kostet das Sandkorn nichts, keiner zwingt sie, einen Sonnenschirm odereinen Liegestuhl zu mieten, und unter den Mangrovenbäumen, die am Strand Schatten spenden, genießen sie in den Laubhütten die köstliche einheimische Lam-bris-Suppe, die man in sogenannten seriösen Lokalen nicht zu servieren geruht.
    Am Abend kochen sie in ihrer Wohnung und gehen anschließend irgendwo im Freien tanzen; dabei erinnern sie sich an ihren ersten Tanz im Ty Chupenn Gwen, wo alles angefangen hat. Als sie nach Hause kommen, beschließen sie, nicht miteinander zu schlafen, weil sie es ja schon um fünf Uhr getan haben und es mitten in der Nacht noch einmal tun werden. Und natürlich tun sie es dann doch. Und das sind immer die schönsten Male. Die Eintönigkeit ihrer Reaktionen entzückt sie.
    Am Morgen bleibt George im Bett, während Gauvain die Cornflakes und Eggs and Bacon zubereitet. Danach melden sie sich für ein paar Ausflüge an: The Typical Village oder die Wild River Tour, inmitten von gesprächsfreudigen Amerikanern, die your wife sagen, wenn sie mit Gauvain von George sprechen, was er hinreißend findet, Kanadiern, die sich schon am Morgen mit Bier besaufen, und kurzbehosten, kameraschwenkenden Deutschen, die nicht eine einzige Erklärung des Reisebegleiters verpassen wollen.
    Sie machen eine seltsame Erfahrung: Sie haben so selten nur zusammengelebt, und doch fühlen sie sich so intim verbunden wie ein altes Paar. Zum Beispiel hat George mit keinem Mann das Thema ihrer Periode angeschnitten, hat keinem erzählt, daß sie in den Tagen davor und sogar während immer eine verstärkte Lust empfindet. Ihre Erziehung hat sie daran gewöhnt, solche Fragen zu verschweigen und auch alle erkennbaren Zeichen vor ihren männlichen Partnern zu verbergen. Liegt es nun daran, daß er George so bedingungslos liebt oder daß er dicht an der Natur lebt, jedenfalls scheint Gauvain nicht den geringsten Widerwillen zu empfinden gegenüber den Vorgängen in einem weiblichen Bauch. Er besteht darauf, alles von ihr zu erfahren, und sie spricht mit ihm, wie sie nie gehofft hätte, es jemals mit einem Mann tun zu können. Man kann viele Männer gekannt und geliebt haben, ohne jemals die Ufer dieser ruhigen Selbstverständlichkeit zu erreichen. Gauvain könnte sie, ja möchte sie ihr Blut zeigen, so sicher ist sie seiner Zärtlichkeit für jede Unebenheit, jedes Haar, jedes Gesichtsverziehen, jede Geste, jeden Fehler an ihr. Er ist einer der seltenen Männer für das »Nachher«, als bliebe noch immer genügend Begehren in ihm, um die Freude am Streicheln, am Küssen, am Flüstern nicht erlöschen zu lassen. Manchmal ist es fast nicht auszuhalten. »Sag mir, Lozerech, diese Frage stelle ich mir oft: Glaubst du, daß wir uns >deshalb<« - George drückt mit ihrem Zeigefinger auf die gekrümmte Sardelle, die auf Gauvains Schenkel liegt -»diese ganzen Kombinationen ausdenken und kleine Berge versetzen, um uns zu treffen? Nur um unseren niedrigsten Instinkten zu gehorchen, den Bedürfnissen unserer Körper, unserer Haut sozusagen?«
    »Ich glaube, es kommt von weiter her. Von etwas, was tiefer liegt.«
    »Wie, wenn das Tiefste an uns nun gerade die Haut wäre? Wenigstens der Körper weiß, was er will. Er ist nicht anfällig fürs Räsonieren, er ist unerbittlich, der Körper. Der Gedanke gefällt dir wohl nicht? Dir wär’s lieber, wenn ich von der Seele sprechen würde, wie?«
    Gauvain fährt sich mit den Fingern durchs dichte Haar, als wollte er Ordnung in seine Gedanken bringen. Jedesmal, wenn er denkt, fummelt er an seinen Haaren herum.
    »Ich kann es einfach nicht hinnehmen, von etwas bestimmt zu werden, das ich nicht verstehe, das ist alles.«
    »Und du behauptest, den Glauben zu verstehen? Oder die Liebe, wenn sie dich dazu bringt, verrückte Dinge zu tun?«
    »Nein, das ist es ja, nichts verstehe ich. Wenn ich bei dir bin, geht es so einigermaßen, dann stelle ich mir keine Fragen mehr. Aber wenn ich alleine bin, geht es mir unentwegt durch den Kopf. Ich hab’ ganz einfach das Gefühl, ich bin nicht mehr der Käpt’n an Bord, verstehst du!«
    »Bei mir ist es ganz das Gegenteil: Ich habe den Eindruck, endlich eine der Weisheitslehren des Lebens zu verstehen. Diese Beziehung,

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