Höhepunkte
prickelnde Nervosität, die sich bemerkbar machte, erhöhte seine Lebenskraft und seine Bereitschaft zur Freude.
Es war doch richtig, daß ich nachgab und mitkam, dachte er. Die Empfangsdame, in ein langes weißes Seidengewand gehüllt, das vorn einen riesigen Ausschnitt hatte, in dem eine schwere goldene Kette schwang und die prallen, gänzlich freien Brüste sich wölbten, hatte Bea wie eine gute Freundin begrüßt und hielt ihrem Begleiter die schmale Hand hin. Louis antwortete mit einem Handkuß.
»Bitte unterlassen Sie es, Ihren Namen zu nennen«, hörte er die Dame sagen. »Der Umstand, daß Bea Sie mitbringt, ist uns Empfehlung genug.«
Sie gingen ein paar Schritte durch die kleine Halle und traten in eine größere Halle hinaus, die in eine noch größere mündete. Die zweite Halle war ohne jedes Mobiliar und mit einem blauen chinesischen Teppich ausgelegt, der so offensichtlich auf Maß gearbeitet war, daß er auf den Zentimeter paßte.
Die dritte Halle enthielt viele Sitz- und Liegemöbel. In ihrer Mitte war ein großes Schwimmbecken eingelassen, dessen Wasser von bunten Scheinwerfern gemustert wurde. Hier befanden sich viele Menschen. Manche trugen lange weiße Tücher, mehr oder weniger lässig umgeworfen. Die meisten waren nackt, und manche gruppierten sich zu zweit oder zu mehreren und waren damit beschäftigt, einander zu lieben. Am hinteren Ende des Schwimmbeckens ragten zwei verspiegelte Säulen aus dem Wasser, Springbrunnen, und das Wasser stürzte in Kaskaden an ihnen herab. Das Geräusch enthielt einen trommelartigen Rhythmus, und dieses Trommelgeräusch übte auf die Anwesenden eine geheimnisvolle anfeuernde Wirkung aus.
Louis empfand die Wirkung schon nach kurzer Zeit.
»Kommen Sie, mein Freund«, hörte er Bea sagen.
Sie traten zur Seite. Louis sah, daß seine Begleiterin sich auszog, und tat es ihr nach. Die Kleider kamen auf einen mattgold schimmernden Bügel, der an einer von oben herabhängenden Kette befestigt war.
»Merken Sie sich Ihre Zahl!« sagte Bea. Als Louis nicht gleich begriff, was sie meinte, nannte sie ihm seine Zahl. Er erkannte jetzt, die Zahl stand auf dem Bügel verzeichnet. Bea drückte einen Knopf, ihre beiden Bügel entschwanden nach oben. Louis blickte hinauf und sah, die Kleider der Besucher der Orgie hingen alle in Reihen oben an der Hallendecke.
»Kommen Sie!« sagte Bea. Louis spürte ihre Hand auf seinem Arm. Die Frau sagte mit einer vor andrängender Erregung vibrierenden Stimme: »Jetzt werde ich Sie beim Lieben beobachten!«
Er befand sich bereits in einem so freudigen Zustand, daß ihm der Gedanke, er könne ihren Erwartungen nicht entsprechen, gar nicht kam. Er wußte nicht genau, was sie von ihm wollte, doch er fühlte sich so stark angeregt, daß er sich dem, was bevorstand, mit einem wohligen Schauer des Entzückens öffnete.
»Sind Sie das erste Mal im Schloß >Spessartlust« erkundigte sich eine Dame bei Louis, während er sich bei ihr mit geschmeidigen Bewegungen einschmeichelte.
Louis schätzte die Frau auf Anfang Dreißig. Ihre Haut und der Tonus ihres Fleisches signalisierten zwar weniger Jahre, doch Louis glaubte seinen Blicken mehr als seinen tastenden Fingern und den wohligen Signalen seiner eigenen Haut. Die Frau unter ihm bewegte sich mit der Gelassenheit einer jungen, durchtriebenen Hure. Louis kannte sich bei Huren zwar nicht aus, doch wußte er Bescheid. Er paarte sich mit einer Frau, deren Liebesvermögen auf langes und intensives Training schließen ließ. Die Reaktionen ihres Gesichts unterschieden sich um Bruchteile von denen ihres Körpers, es war, als bleibe das Gesicht bewußt hinter den körperlichen Aufforderungen zurück. Louis erkannte, seine Partnerin trug eine Perücke. Unter dem langen, aufgesetzten Schwarzhaar schimmerten kleine blonde Strähnen. Louis stützte sich mit den Armen ab, richtete sich auf und warf einen Blick nach unten. Kein Zweifel, seine Partnerin war eine Blondine.
»Weshalb tarnen Sie sich?« fragte er.
»Wir wohnen in einer Kleinstadt ganz in der Nähe.«
Er begriff, sie fürchtete, von Nachbarn erkannt zu werden. »Und Sie haben eine Beobachterin mit?« fragte die Frau.
Er hatte sich ihr jetzt wieder angenähert. Sie lagen eng übereinander und schickten langsame Wellen durch ihre Körper.
»Es gefällt ihr, mich zu beobachten«, stimmte Louis zu. Er spürte, wie die Frau drängte. Sie drehten sich zur Seite, die Frau schwang weiter und lag jetzt auf Louis. Sie zog die Beine in
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