Höhepunkte
Sitzstellung an, richtete den Oberkörper auf und stieß ungescheut einen schamlos gellenden Schrei aus.
Auf den Schrei hin wandten sich andere Anwesende den beiden zu. Manche kamen herbei und bildeten eine kleine Gruppe. Die Frau, auf Louis sitzend, lächelte ihm zu, beugte sich nach vorn und flüsterte etwas in sein Ohr. Louis war sich nicht sicher, ob er genau verstanden hatte, was sie flüsterte. Es klang wie: Ich möchte gern, daß mein Mann aufmerksam wird.
Ihm war, als suchte die Frau wiederum sein Einverständnis. Sie saß auf ihm und ritt ihn in einem nicht zu schnellen und heftigen Rhythmus. Ihr Gesicht, dessen feine Züge sich ihm jetzt in der anders einfallenden Beleuchtung enthüllten, wies die ersten erregten Spannungen auf. Jetzt befanden sich Gesicht und Körper im Gleichklang. In den Augen der Frau saß ganz deutlich sichtbar der Wille, sich nicht gehenzulassen, sondern zu zögern und abzuwarten. Ach ja, durchfuhr es Louis, sie möchte doch, daß ihr Mann aufmerksam wird. Er warf einen forschenden Blick in die Runde. Unter denen, die nahebei standen und ihnen zusahen, waren einige Männer, keiner allerdings ließ erkennen, daß er zu der Frau gehörte.
Während er von einem zum andern blickte, steigerte die Frau ihre Bewegungen, ihre Reize wurden kräftiger, ihr Atem keuchte, in ihren Pupillen gingen kleine Sterne auf, mit kreisenden Bewegungen. Ich habe ein Feuerrad-Mädchen aufgerissen, dachte er freudig bewegt, das war ein Wort aus seiner frühen Jugendzeit, Feuerrad-Mädchen nannten sie damals die Leidenschaftlichen. Wieder blickte er zur Seite und erkannte Bea. Sie stand Arm in Arm mit einem Mann und beobachtete mit großen, vor Erregung ganz runden Augen, was geschah. Er erkannte deutlich, sie hatte ihren Beobachterposten bezogen, es war ihre erklärte Absicht, ihm zuzusehen. Ach ja, dachte er, vor allen Dingen will sie mir ins Gesicht blicken. Er lachte freudig, doch indem er lachte, spürte er, wie sein Gesicht ihm den Gehorsam verweigerte, sein Gesicht lachte nicht, es wurde von anderen Kräften gefangengehalten und war seinem eigenen Willen entzogen. Sein Gesicht wurde, ganz wie sein Geschlecht, von dieser Frau regiert, seiner Partnerin, die auf ihm saß und sich mit allem Raffinement um ihn bemühte.
Oder aber bemühte sich diese Frau weniger um ihn und mehr um ihren eigenen Mann, mit dem sie hergekommen war und von dem sie hoffte, daß er nun in der Nähe sei und sie beobachtete? Ein kurzer Seitenblick verriet Louis, Bea stand noch immer an ihrem Ort, und der Mann, mit dem sie Arm in Arm dort stand, streichelte sanft ihre Hüften. Bea schien aus Erz gegossen zu sein und völlig ohne Bewegung. Nur ihre Augen, geweitet, rund, unnatürlich groß, enthielten Energien.
Louis wurde das Tempo der Partnerin zu heftig. Ihm schien es einfach zu früh, sich mitreißen zu lassen. Außerdem wollte er sich nicht zu schnell verausgaben. Er besaß keine Übung in solchen Veranstaltungen, ein stets vorhandenes Mißtrauen warnte ihn. So setzte er sich sachte zur Wehr, verzögerte und distanzierte, richtete sich endlich in einem passenden Moment auf, seine Partnerin umfassend, an sich drückend mit dem Oberkörper, und jetzt, da die Brüste der Frau infolge der aufrechten Sitzstellung ihre Normalform einnahmen, senkte Louis den Kopf und bedeckte sie mit leichten, kosenden Küssen. »He!« sagte die Frau, und es klang fast, als wäre darin ein Schluchzen enthalten: »Sie sind ja ein Zärtlicher!«
Louis nutzte die Gelegenheit dazu, sich zu lösen, doch indem er sich befreite, umschlang er die Frau zugleich mit seinen Armen und legte sie lang auf den Rücken. Mit einer Zärtlichkeit und einem Geschick, die ihn beide selbst überraschten, streichelte und umschmeichelte er den Leib der Frau, und seine Hände und Finger, seine Lippen, sein Kinn, seine Stirn und seine Zunge waren zugleich hier und dort und überall, so daß ihm ein langes, glückliches Stöhnen antwortete.
Louis führte währenddessen Regie selbst bei seinen heimlichen Gedanken. Er hörte sich innen lachen, argwöhnisch darauf achtend, daß es kein äußeres, sichtbares und hörbares Lachen würde, was die Frau gewiß mißverstünde und verübelte. Nein, er lachte nicht über sie, sondern über sich. Er hatte um diese Stunde längst über seiner Arbeit hocken sollen, um Geld zu verdienen - auch für andere Geld zu verdienen. Statt dessen war er, in seinem vierundvierzigsten Lebensjahr, abtrünnig geworden. Die Intensität seines
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