Höhepunkte
unterdrückten inneren Lachens schlug durch bis ins Zwerchfell. Louis schmiegte sich an die Frau, die unter seinen Händen noch immer erschauerte. Sie spürte seine Begierde und bedrängte ihn dankbar.
»Und Ihr Mann, sieht er Ihnen jetzt zu?« flüsterte er.
»Ach, mein Mann, was kümmert mich mein Mann!« antwortete sie, unbedacht und unvorsichtig laut. Und Bea, dachte Louis, was ist mit Bea? Er hob den Kopf und blickte zu der Stelle, wo sie gestanden hatte. Doch da war sie nicht mehr, und Louis verspürte einen winzigen, bohrenden Schmerz. Großer Gott, dachte er, das ist die Eifersucht.
Später entdeckte er Bea, die zusammen mit einem riesenhaften Neger den umschwärmten Mittelpunkt einer Gruppe bildete. Louis, der schon an mehreren kleineren Gruppen vorübergekommen war, trat erst aufmerksam näher, als er eine Stimme vernahm.
Es war die Stimme der jungen Frau, die ihn hergelockt hatte. Sie klang ganz anders als beim Sprechen, und dennoch erkannte er sie sofort.
Wieder verspürte er das Bohren der Eifersucht, die er aber nicht wahrhaben wollte, denn sie signalisierte ihm die Unfreiheit seines Gefühls. Er mochte diese vielen Abhängigkeiten nicht. Ja, er bestand mit unbezähmbarer und willentlicher Wildheit auf seiner Freiheit und Autarkie. Nie in seinem Leben, abgesehen von der Schulzeit, hatte er Gefühlen gestattet, seine Gedanken und Entscheidungen zu dominieren.
Er trat näher an die Gruppe heran und schob sich zwischen die starren Leiber. Männer wie Frauen standen da und blickten fasziniert auf die Darbietung des Paares in ihrer Mitte.
Louis schob sich weiter nach vorn, und er stellte fest, es waren mehr Frauen als Männer, die die Paarung beobachteten. Frauen sind die besseren Voyeure, dachte er ironisch. Im allgemeinen galten Frauen als untauglich zum Voyeurismus. Man billigte ihnen einen starken Trieb zur Entblößung zu, nahm aber an, daß sie selbst kaum voyeuristische Bedürfnisse besäßen. Ihre Sexualität galt als zu ichbezogen. Auch nahm man an, ihr optischer Sinn, ja ihre optische Leidenschaftlichkeit seien unterentwickelt.
Die gebannt dastehenden und die Vorführung des Paares in ihrer Mitte verfolgenden Frauen straften diese Vorstellungen Lügen. Mindestens verrieten ihre angespannten Gesichter, wie angestrengt und interessiert sie die Darbietung verfolgten. Während Louis sich zwischen ihnen nach vorn schmuggelte, wobei er sich mit artistisch-tänzelnder Leichtigkeit durch die einzelnen Leiber fädelte und darauf acht gab, keine Person zu berühren, weil es die gesteigerte Situation geschwächt hätte, erfaßte er genauer als je zuvor den Charakter des weiblichen Voyeurismus.
Die Frauen um ihn herum unterschieden sich von den männlichen Spannern. Es war exakt der Unterschied wie bei Modenschauen. Die Männer starrten durch die vorgeführten Kleider hindurch auf die Haut und die Gestalten der Mannequins. Ihre Blicke waren entblätternd, die modischen Kreationen dienten als Vorwand. Die Frauen hingegen schätzten die gezeigten neuen Moden auf ihre Wirkung hin ein. In Gedanken führte jede der anwesenden Frauen die Mode selbst vor, und wenn etwas gefiel, dann deshalb, weil es eine stärkere Wirkung versprach.
Louis achtete schon aus beruflichem Interesse auf psychologische Feinheiten, denn er war in seinem Beruf darauf angewiesen. Ein Großteil seiner Stärke und seines Erfolgs bestand in seinem Vermögen, menschliche Verhaltensweisen zu dechiffrieren. Jedesmal erfüllte ihn die Entschlüsselung mit jener bittersüßen Freude, die einesteils Vorgeschmack eines neuen Erfolgs war, andernteils die eigene Eitelkeit hochreizte.
Was bin ich doch für ein kluges Haus! sprach Louis dann spöttisch zu sich selbst; der Spott steigerte sein Wohlbefinden. Indessen war er durch die erstarrten Leiber der beobachtenden Gäste fast ganz nach vorn gedrungen.
In der Mitte der Gruppe befand sich ein großer Eichentisch, der eine Last trug.
Bea lag mit dem Rücken auf der Tischplatte. Ihr Kopf ragte ein wenig darüber hinaus und knickte im Genick leicht nach unten ab. Ihr langes Haar fiel in Kaskaden nach unten, wo die Spitzen den Teppich berührten und auf ihm hin- und herschlugen.
Die Wellen, die durch Beas Leib rollten, liefen, sich verjüngend, in ihren Haarschweif aus. Die Ähnlichkeit des fallenden Haares mit dem buschigen Schweif eines stolzen, rassigen Pferdes drängte sich Louis so stark auf, daß er den Vergleich mit einem Pferd mühelos noch weitertrieb. Beas Gesicht, auf das er von der
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