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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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sein, eine Liebe zu erlangen, ohne die Feindschaft eines anderen Menschen zu entfachen, sagte er sich. Indem er sich derart weniger zur Ordnung als zur Befreiung aufrief, fühlte er sich auch viel befreiter, und die Feststellung, daß es so sei, beglückte ihn geradezu.
    Um jemanden zu lieben, bedarf es nicht der vorangehenden Panzerung und des Feldzugs gegen Konkurrenten, stellte er fest. Und fügte hinzu: Neu ist meine Einsicht nicht, nur geht sie zum erstenmal unter die Haut. Bislang war sie lediglich nachgeplapperte Theorie gewesen. Welch ein riesiger Unterschied, welch klafterweite Differenz trennte das eine vom andern.
    Als fiele es ihm wie Schuppen von den Augen, so sah er die Paarung wieder vor sich, und gänzlich ohne Haß und Feindseligkeit, bar aller mörderischen Eifersuchtsqualen. Was geschehen war, was er beobachtet hatte, zählte zu den köstlichsten Schönheiten, die einer genießen durfte, wenn er sich traute. Die Schönheit des optischen Genusses war an die Voraussetzung innerer Freiheit gebunden. Die Sklaven des Vorurteils reagierten mit Schreck, Haß und Feindschaft. Er würde ihnen künftig nicht mehr zugehören.
    Louis traf Bea wieder an der kleinen, ein wenig ausgegrenzten Bar, hinter der ein asiatisches Mädchen im hochgeschlossenen Seidenkleid bediente. Das Mädchen lächelte höflich, und seine Maske hielt die Gäste auf Distanz.
    »Sie wurde extra wegen ihrer strengen Unnahbarkeit ausgewählt«, erläuterte Bea, die mit den Besitzern des Privatklubs gut bekannt war.
    »Jetzt weiß ich, weshalb die Bardame hier ist«, entgegnete Louis. »Und nun möchte ich gern wissen, weshalb Sie hier sind!«
    Sie warf ihm einen forschenden Blick zu.
    »Wissen Sie das nicht?«
    »Nein.«
    »Aber Sie haben es vorhin beobachtet!«
    Er wußte bisher nicht, ob sie ihn gesehen hatte. Eigentlich war er davon ausgegangen, daß sie ihn nicht bemerkt haben konnte. Hingegeben, wie sie war, bei dem artistischen Akt.
    »Ich bewunderte Ihre Vorführung, doch beantwortet sie nicht den Grund, weshalb es geschieht.«
    »Weil ich es gern habe, und weil ich meine, die Kopulation müßte etwas von dem fatalen Charakter der Notdurft verlieren. Ich betrachte sie als das schönste Spiel des Lebens. Es gibt kein schöneres und aufregenderes. Ich weiß, nicht alle Menschen denken und fühlen so. Ja, ich fürchte, nur sehr wenige besitzen Mut und Charakter genug, dies zu bekennen. Lieber töten sie einander und lassen töten, um alles in der Welt möchten sie nicht in den Ruch der Geilheit und Sinnlichkeit kommen. Es sei denn, sie sind unter sich, und dann bilden sie eine Bande verschworener kleiner biertrinkender Übeltäter. Sage mir, wie du die Kopulation bewertest, und ich sage dir, was für ein Mensch du bist.«
    Bea blickte Louis über ihr Glas hinweg wieder nachdenklich prüfend an.
    »Es fällt mir schwer, so wie Sie darüber zu sprechen«, antwortete er nach einer Weile des Überlegens. Er war besten Willens, genau das zu sagen, was er dachte und fühlte, doch fiel es ihm sehr schwer, sich ein genügend sicheres Urteil zu bilden. Zwar neigte er dazu, Bea zuzustimmen, und ihre Ansichten gefielen ihm, doch argwöhnte er, unter den betörenden Eindrücken des Ortes zu stehen, an dem er sich befand. Überdies beeindruckte ihn Bea.
    »Wenn ich es recht verstehe, möchten Sie jetzt, daß wir es miteinander tun?« fragte sie.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen so viel bieten kann, und ich muß gestehen, ich bin nach dem, was ich sah, meiner nicht sicher genug.«
    »Gehen wir davon aus, daß ich Sie schon im Eisenbahnabteil von meinen Absichten in Kenntnis setzte. Beruhigt Sie das nicht?«
    »Im Abteil wußte ich noch nicht, was ich jetzt weiß. Ich war um eine Erfahrung ärmer, die ich nun keinesfalls missen möchte. Doch wer sagt mir, ob sich an dieses sympathische Erlebnis nicht ein weniger schönes anschließt, wenn ich Ihre freundliche Aufforderung annehme?«
    »Meine Liebe zu Ihnen sollte Sie ermutigen.«
    »Woher nehmen Sie die Sicherheit, von Liebe zu sprechen?«
    »Ich fuhr nie mit jemandem hierher, den ich nicht auf eine unbezähmbare Weise mochte.«
    »Sie holen sich öfter jemanden nach hier?«
    »Sooft ich jemanden finden kann, der mich weder abstößt noch ängstigt. Und sein Gesicht muß mir versprechen, es wird sich öffnen wie eine Blume am Morgen, wenn die Sonne über den Horizont tritt.«
    Bea lächelte auf eine ermutigende Weise, und so mochte Louis nicht mehr widerstehen. Seine Zweifel waren nicht beseitigt,

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