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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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eingeschlafen sein. Als ich aufwachte, weil Cipión mir beim Umdrehen seine vier Pfoten nacheinander in den Bauch trat, war es still und dunkel und ich befand mich auf einem Sofa in einem fremden Zimmer. Auf mir lag eine Wolldecke, mein Nacken schmerzte, und im Licht, das von einer Straßenlaterne durch eine Balkontür hereinfiel, schärften sich die Kanten eines Klaviers.
    Richtig: Richard hatte ja noch seine Sachen bei seiner Gastgeberin in Hohenstein holen wollen. Hildegard Obermann hatte uns sehr herzlich empfangen und Cipión erst einmal eine Mahlzeit aus Reis und Pute zubereitet. Während sie und Richard in einem Nebenzimmer leise miteinander sprachen, hatte ich mich mit dem rund gefutterten Hund auf dem Bauch nur für einen Moment auf dem Sofa ausstrecken wollen, plötzlich unerträglich erschöpft nach den nicht unerheblichen Anstrengungen im Todsburger Schacht, mehr aber noch psychisch jäh entleert und entkräftet.
    Hildegard weckte mich morgens gegen halb neun. Es gab Kaffee und Croissants. Richard war noch gestern Nacht nach Stuttgart zurückgefahren, informierte sie mich. Er werde mich heute Abend abholen. Wir verbrachten den Tag damit, für Cipión Halsband, Leine und Hundefutter zu kaufen, und redeten. Ich erzählte ihr, was mir zugestoßen war, als ich noch als Journalistin wegen eines toten Lehrers recherchiert hatte, und sie berichtete mir, wie verzweifelt Richard vor gut zwei Wochen bei ihr untergekrochen war, weil er nicht wusste, wie er mit seiner Verantwortung für seinen Fehler und meiner Weigerung umgehen sollte, mit ihm darüber zu reden.
    »Sie waren eifersüchtig auf mich, geben Sie es zu«, sagte Hildegard, als wir am Nachmittag mit Cipión bei Wind und Wolken über die Felder wanderten. »Und wissen Sie, was für eine Freude Sie mir damit gemacht haben? Mir alten Schachtel.«
    »Und wissen Sie eigentlich«, erwiderte ich ihr, »dass Bodo Schreckle Sie heiß und innig liebt? Er traut sich nur nicht.«
    »Nein! Ach was!« Sie fingierte, es sich nicht vorstellen zu können, würde aber, dessen war ich sicher, meine Behauptung überprüfen.
    Am Abend holte Richard mich und mein Hündchen ab. Auf der Fahrt in den Regen nach Stuttgart berichtete er, dass Räffle den Ermittlern gleich sämtliche relevanten Bücher und Kontoauszüge zugänglich gemacht und die Schmiergeldzahlungen an ihn, Richard, und Abele eingeräumt habe. Florian hatte er als seinen Finanzminister bezeichnet. Der habe sich schon mit dem Gutachten im Namen der IPE über die Erschließung des Truppenübungsplatzes für ihn, Räffle, als nützlich erwiesen. Energisch bestritten habe Räffle hingegen, Erich Schorstel als Geschäftsführer der Natra GmbH das Gehalt mit der Absicht erhöht zu haben, dass er, Räffle, bei der Ausschreibung den Zuschlag bekam. Das sei gar nicht nötig gewesen, denn sein Angebot sei ohnehin das gemessen an den Leistungen preiswerteste, auch ohne einen erfahrenen Sprengmittelingenieur.
    »Aber«, bemerkte Richard, »er leugnet nur, weil er noch davon ausgeht, dass er den Zuschlag bekommt. Und solange Schorstel ihm den nicht gibt, kann man nicht einmal Vorermittlungen einleiten. Vermutlich wird Räffle seine Aussage noch einmal überdenken, wenn er erfährt, dass nichts wird aus dem Auftrag. Denn wenn ich die Zeichen aus dem Regierungslager richtig deute, dann ist man im Wirtschaftsministerium – aufgeschreckt durch diesen unbekannten mutmaßlichen Journalisten im Tau ben Spitz – davon abgerückt, die Erschließung und Bewirtschaftung des Truppenübungsplatzes Schorstels Natra und deren Untergesellschaften zu überlassen. Es könnte doch zu sehr nach Vetterleswirtschaft aussehen. Zudem hat, wie ich höre, ein US-amerikanischer Unterhaltungskonzern sein Interesse bekundet, das Gelände zu erwerben und einen Jurassic-Erlebnis-Park zu errichten, mit echten Fossilien, Sauriermodellen, künstlichen Höhlen, eiszeitlichen Lagerfeuern und so weiter.«
    Ich jaulte auf.
    »Allerdings mit der Auflage, den weitaus größeren Rest des Geländes bis zur Uracher Spinne hin als Biosphärengebiet zu bewirtschaften. Rad- und Wanderwege, Vogelbeobachtungsstationen, naturkundliche Führungen und so weiter.«
    »Und was wird aus Schorstels Natra?«
    »Schorstels Vertrag läuft erst in drei Jahren aus. So lange bekommt er natürlich sein Gehalt weiter.«
    »Eins Komma vier Millionen im Jahr fürs Nichtstun?«
    Richard lächelte. »Nichts tun wird er sicherlich nicht. Die Amerikaner können seine Sachkenntnis vielleicht

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