Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
ausstehen könnt, weiß inzwischen der kleinste Novize hier in Torgard.« Dann gewann seine Stimme an Schärfe. »Aber hier ist weder die Zeit noch der Ort, solche Streitigkeiten auszutragen.«
Dann wandte er sich Valerian zu und maß ihn mit warnenden Blicken. »Was ist das nun für eine Geschichte mit dieser Hellami?«
Valerian antwortete nicht gleich. Er studierte Chasts Gesicht, und seine Augen verrieten, dass er nicht allzu beunruhigt war. »Ich gebe zu, dass dies ein Fehltritt meinerseits war«, räumte er ein. »Als Ihr mir diesen Posten gabt, Hoher Meister, habe ich nicht gewagt, davon zu berichten. Ich fürchtete, dass dies mein Ansehen bei Euch trüben würde.«
Chast nickte böse. »Vollkommen richtig. Nun ist es geschehen.«
Valerian nickte seinerseits in Anerkennung dieser Tatsache. »Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass diese Geschichte jemals ans Licht kommen würde. Ich habe mich eben nur ... verplappert. Außerdem ist diese Sache ebenso unbedeutend wie irgendein komischer Zufall. Bis zu dieser Zeit, da ich Hellami traf, hatte ich noch nie von einer Leandra gehört. Zudem sagte Hellami mir, dass ihre Freundin Leandra tot sei. Mein eigentliches Vergehen bestand wohl nur darin, dass ich mich ein paar Tage zu lang in Minoor aufhielt. Wegen Hellami.«
Chast schürzte nachdenklich die Lippen und erwiderte eine Weile nichts. »War sie wenigstens hübsch?«, fragte er dann.
Valerian glaubte für eine Sekunde, falsch gehört zu haben. Was war das nun wieder für eine seltsame Reaktion seines Meisters? Er hielt krampfhaft den Blick gesenkt. »Ja. Es betrübt mich zu hören, dass sie tot ist. Offen gestanden ... es tut mir sehr weh. Ich mochte sie sehr. Auch ... wenn sich nun herausstellt, dass sie mit dieser Leandra unter einer Decke steckte.«
Chast schien zufrieden zu sein. Er wandte sich ab und nahm wieder Platz auf seiner Schreibtischkante. Valerians Stimmung näherte sich vollständiger Verwirrung, dennoch schien sich die Atmosphäre im Raum zu entspannen. Er versuchte, ruhig zu atmen.
»Was ist nun weiterhin passiert?«, fragte Chast, an Rasnor gewandt.
Dem stand noch immer der helle Zorn ins Gesicht geschrieben und er schoss Blicke wie Pfeile auf Valerian ab. Endlich wandte er sich wieder Chast zu.
»Genaueres konnten die Männer auch nicht sagen«, presste er hervor. »Es gab zur Zeit des Kampfes ein Gewitter in der Gegend. Es scheint, als hätte diese Leandra die Blitze kontrollieren können ...«
»Die Blitze ... ?«, kam es gleichzeitig aus dem Munde von Quendras, Chast und Karras. Rasnor zeigte sich verunsichert und nickte. Das verriet, dass der Bursche wenig Ahnung von Magie hatte.
Quendras wandte sich an Chast. »So etwas gibt es in der Elementarmagie nicht«, stellte er fest.
Chast starrte ihn nachdenklich an, dann nickte er. Quendras war nicht nur ein Fachmann für Möglichkeiten der Rohen Magie, sondern wusste auch viel über andere Magieformen. »Was bedeutet das?«, fragte er.
Quendras schnaufte. »Also ... wenn das tatsächlich wahr ist, dann muss sie sich einer anderen Magieform bedient haben.«
Chasts Augen blitzten. »Der Rohen Magie?« Quendras schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Woher sollte sie das Wissen haben und woher die Bindung an die Quellen der Rohen Magie? Außerdem braucht es einen Meister, um solche Dinge zu wirken. Ich bin nicht einmal sicher, ob mir das gelingen würde.« Chast wandte sich an Karras. »Was sagst du?« Karras, der kleine Mann mit dem strengen Gesicht, schüttelte den Kopf. »Wie Quendras schon sagt: eine schwierige Sache, selbst mit unserer Magieform. Und mir ist nicht bekannt, dass ein Magier Rohe Magie wirken könnte, ohne den Bruderschaftseid auf das Hohe Siegel abgelegt zu haben. Nein - das dürfte unmöglich sein.«
»Also tatsächlich eine andere Magieform? Nicht Elementarmagie und nicht Rohe Magie?«
Karras hob die Schultern. »Wenn das stimmt, was Rasnor berichtet ...«
Chast schnaufte und starrte in Richtung Fenster. »Das passt zu ihr.«
Valerian räusperte sich. Chast wandte sich ihm zu.
»Darf ich fragen, Hoher Meister, woher Ihr von dieser Hellami wisst? Ich meine ... wie seid Ihr auf sie gekommen ...?«
Chast erwog, ihn wegen dieses störenden Themenwechsels zu maßregeln, verzichtete dann aber darauf. »Wir haben einen Brief aus Savalgor abgefangen, der an sie gerichtet war«, sagte er. »Reiner Zufall. Darin stand, dass Leandra noch lebt und ... nun, dass ich auch noch lebe.«
Valerians Blicke drückten
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