Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
sich nun in Savalgor befanden und hier jedes Wirken von Magie ein großes Risiko bedeutete. Savalgor war das Gebiet der Bruderschaft, die Gilde war zerschlagen und das freie Wirken von Magie bei Strafe untersagt.
Sie stolperten tastend abwärts. Jede Berührung ihrer eiskalten Hände mit den Wänden des engen Ganges bedeutete Schmerzen, aber es half nichts - sie mussten es bis unten schaffen. Leandra hörte, wie Hellami hinter ihr schluchzte und stöhnte; ihre eigenen Hände waren taub, sie hätte am liebsten vor Schmerzen gleich mitgeheult.
Es dauerte unerträglich lange, bis sie den Fuß der Treppe erreichten, aber unterwegs wurde es zum Glück immer wärmer. Als sie endlich unten angelangt waren, deutete Leandra nach vorn.
»Da! Licht!«, keuchte sie.
Hellami klammerte sich an ihr fest. »Das ... sind die Quellen von Quantar?«, fragte sie.
»Ja.« Leandra tappte vorsichtig weiter. »Hier gibt es Massen von heißem Wasser. Komm!«
Sie marschierten ein Stück voran, bis zu einem Punkt, da der geheime Gang zwischen verkanteten Felsen und durch ein Schlupfloch hindurch in einen abgelegenen Bereich der Grotten einmündete. Leandra sah, dass der Zugang zur Treppe wirklich sehr gut versteckt war. Sie prägte sich die Umgebung genau ein, um ihn wieder finden zu können.
Vor ihnen erstreckte sich ein erstes schmales Wasserbecken, das vor Wärme dampfte. Sanftes, gelbrotes Licht drang von weiter vorn, jenseits einer Biegung, herüber, und unter der mit bizarren Tropfsteinen verzierten Höhlendecke standen Schwaden von feinem Nebel. Es roch nach den aromatischen Düften, die man den Öllichtern überall in den Quellen beimischte.
Leandra konnte es gar nicht mehr erwarten, in das Wasser hineinzutauchen.
»Wir lassen unsere Sachen gleich hier«, flüsterte sie.
Eilig streifte sie den Rucksack ab, schälte sich aus ihren nassen Kleidern und stieg ohne zu zögern in das Wasserbecken, das sich vor ihr erstreckte. Sein Grund bestand aus feinem Sand; das Wasser reichte ihr nur bis zu den Waden. Sie spürte, dass es hier ziemlich heiß sein musste, aber ihr halb erfrorener Körper nahm die Hitze noch gar nicht recht wahr. Sie streckte die Hand nach Hellami aus.
»Spring einfach rein - der Boden ist weich«, sagte sie.
Hellami sprang - und seufzte wohlig auf, als sie das heiße Wasser an ihren Waden verspürte. Sofort ließ sie sich nieder und versuchte, sich ganz mit Wasser zu bedecken.
»Komm«, flüsterte Leandra. »Weiter vorn ist das Wasser sicher tiefer!«
Sie zog Hellami an der Hand in die Höhe und watete voran. Sie konnte die Kälte spüren, die Hellamis Haut noch immer verstrahlte. Dann umrundeten sie eine Biegung und standen im warmen Licht einer Öllampe, die an der Wand befestigt war. Vor ihnen war das Wasser ein ganzes Stück tiefer.
Hellami bibberte am ganzen Leib und Leandra zog sie mit sich ins Wasser hinein. Sie hatte in der Mitte des Beckens eine sprudelnde Stelle entdeckt und arbeitete sich dorthin voran. Wenige Augenblicke später standen sie bis zum Hals im Wasser und auf heißem Sand, durch den eine der vielen natürlichen Quellen ihr mineralisches Wasser in die ungezählten Wasserläufe der Grotten von Quantar abgab. Hellami klammerte sich an sie.
Erst jetzt gestattete sich Leandra ein erleichtertes Seufzen - sie hatten es tatsächlich geschafft.
Sie waren in Savalgor und sie hatten sich auch vor dieser lebensbedrohlichen Unterkühlung retten können. Nichts Geringeres als die heißen Quellen von Quantar waren jetzt notwendig, um sie wieder aufzuwärmen. Wohlig seufzend umarmte Leandra Hellami und spürte, wie sich ihre Haut langsam wieder erwärmte. Sie blieben für Minuten so stehen und sogen die Hitze des Wassers in sich ein.
Erst, als sie zu schwitzen begannen, lösten sie sich aus dem heißen Wasserstrom, der durch den Sandboden drang. Leandra zog Hellami mit sich, bis sie eine flachere Stelle in der Nähe des Ufers fanden, wo sie sich im Wasser ausstrecken konnten. Es war hier noch immer sehr warm, jedoch nicht mehr so heiß wie im Strom der Quelle.
Leandra sah sich um. Schon damals, an jenem schicksalhaften Tag, an dem sie von hier entführt wurde und diese ganze Geschichte ihren Anfang nahm, hatte sie sich gewünscht, hier ganze Tage verbringen zu können. Die Quellen von Quantar waren ein traumhafter, ja fast unwirklicher Ort. Überall zogen sich die Gänge und Fluchten von Tropfsteinhöhlen dahin, manchmal wurden sie zu weiten Hallen, in denen riesige, natürliche Wasserbecken von
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