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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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selbst nicht. Aber du wirst es sicher wissen, wenn du es bist.«
    Irgendwie machten ihr seine passgenauen, scharfsinnigen Bemerkungen Spaß. Sie hatte ein Schwäche für kluge Leute. »Angenommen, ich wäre es. Was würdest du tun?«
    Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Ich bin sicher, du hättest mich leicht töten können - mit deiner Magie. Warum hast du es nicht getan?«
    Nun hob sie die Schultern. »Ist nicht meine Art«, antwortete sie kühl.
    Er atmete tief ein und im gleichen Augenblick schien plötzlich seine gesamte Förmlichkeit von ihm abzufallen. »Dann haben wir etwas gemeinsam«, sagte er, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
    Er saß aufrecht da, faltete die Hände, stützte die Ellbogen auf die Tischkante und starrte hinauf zu ihr. Noch immer stand sie auf der anderen Seite des Tisches. Das Kerzenlicht spielte auf seinem Gesicht.
    Sie beobachtete ihn eine Weile und dachte, dass der Bursche verdammt große Aussichten hätte, sie schwach zu machen. Sie bemühte sich mit Anstrengung, das nicht durchscheinen zu lassen.
    Er sah auf den Tisch, nahm dann einen der Teebecher und spielte kurz mit ihm herum. Er wandte sich Hilda zu, die jetzt erst die Tür wieder schloss -nachdem sie hinausgesehen hatte. Es war sonst niemand da.
    »Könnte ich vielleicht auch einen Becher Tee haben, gute Frau?«
    Hilda stieß einen seltsamen Piepser aus, schüttelte heftig den Kopf, kam dann aber der Bitte des Mannes nach.
    Leandra ließ sich langsam nieder. Eine heiße Eitelkeit pulste ihr in der Kehle. Sie hatte das dringende Bedürfnis, auf ihn ebenso umwerfend zu wirken wie er auf sie.
    »Bist du gekommen, um mir noch ein Kompliment zu machen?«, fragte sie herausfordernd.
    Er lächelte spontan. Er hatte ein schönes Lächeln und große, weiße Zähne. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich wollte einfach nur wissen, wer du bist.«
    »Dich muss ziemlich die Langeweile plagen, wenn du ein solches Wagnis eingehst, nur um darauf zu kommen, wer ich bin!«
    Diesmal lachte er leise auf. »Ja, das hast du sehr schön gesagt.« Er dachte einen Augenblick nach. »Wenn ich's mir recht überlege, ist das eigentlich genau der Grund, warum ich hier bin.«
    Leandra gab sich erstaunt. »Langeweile?«
    Er machte eine fragende Geste - zu sich selbst gewandt. »Nun, nicht direkt Langeweile. Aber doch so etwas Ähnliches. Nennen wir es ... Unzufriedenheit.«
    »Oh!«, machte Leandra spöttisch. »Bist du etwa der ritterliche Offizier, der sich nur notgedrungen dem bösen Herrscher beugt und auf eine Gelegenheit wartet, der Rebellion beizutreten?«
    Das Gesicht des Offiziers versteinerte sich. »Findest du so etwas vielleicht lächerlich?«
    Leandra merkte, dass sie kurz davor war, den Mann zu verärgern, ihn zu verletzen. Das wollte sie nicht. Und es schien beinahe, als hätte sie mit ihrer Bemerkung voll ins Schwarze getroffen. Es war kaum zu glauben. Sollte sie schon in den ersten Stunden hier in diesem finsteren Savalgor nach Hilda und Bert einen weiteren Freund finden? Das wäre fast zu viel des Glücks. Sie nahm sich vor, wachsam zu bleiben.
    Hilda setzte sich zögernd mit an den Tisch und goss dem Mann Tee ein. Er nickte ihr dankend zu, und wieder verspürte Leandra einen kleinen Stich - einen, der sie von ihrem eben noch gefassten Vorsatz wegtreiben wollte. Es gefiel ihr, dass er trotz seines harschen Auftretens die Höflichkeit besaß, Hilda zu beachten und ihr zu danken.
    »Nein, das finde ich nicht«, antwortete Leandra und achtete darauf, ihrer Stimme keine allzu große Beimischung von Versöhnlichkeit zu verleihen. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht recht, was ich jetzt denken soll.«
    »Es gehen Gerüchte«, sagte der Mann ruhig, »dass gewisse Kreise hier in Savalgor das Auftauchen einer bestimmten Person fürchten. Die gesamte Stadtwache ist in Alarmbereitschaft versetzt worden. Welche Person das ist, weiß von uns niemand, aber der Befehl, von dem ich heute Morgen sprach, ist echt. Es muss sich also um eine junge Frau handeln.«
    »Und du denkst, ich könnte das sein. Das ist fast zu viel der Ehre.«
    Der Mann, dessen Namen sie immer noch nicht wusste, ging nicht auf ihre Bemerkung ein. »Wie du sicher weißt«, sagte er stattdessen, »haben sich die Verhältnisse in Akrania grundlegend geändert. Würde es dich wundern zu erfahren, dass das nicht unbedingt jedem gefällt?«
    Leandra dachte nach. »Nein, eigentlich nicht. Das ist ein interessanter Blickwinkel.«
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte der Mann.

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