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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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»Ich werde jetzt gehen. Zu einem Mann, den du vielleicht kennen lernen solltest. Wenn du nur ein einfaches Mädchen ohne Papiere bist, dann solltest du hier bleiben. Ich werde dich dann vergessen. Wenn du allerdings glaubst, jemanden kennen lernen zu müssen, der ebenfalls mit den herrschenden Umständen unzufrieden ist, dann solltest du dich mir anschließen.«
    Er hob seinen Teebecher und schickte sich an, ihn auszutrinken. Hilda hatte die ganze Zeit über schweigend dabeigesessen, nun aber stand die helle Furcht auf ihrem Gesicht geschrieben.
    »Einen Augenblick«, sagte Leandra. »Was garantiert mir, dass nicht deine Leute über mich herfallen, wenn ich dir nach draußen folge?«
    Er seufzte. »Nun - nichts. Außer vielleicht deinem gesunden Menschenverstand. Ginge es mir darum, dich zu überwältigen, hätte ich hier leicht mit einem Dutzend Kampfmagier und hundert Soldaten auftauchen können.«
    »Du bist wohl ein hohes Tier in der Stadtwache?«
    »Ich war es. Aber bei der Dringlichkeit des Befehls, der ausgegeben wurde, wäre es sicher kein Problem gewesen, so viele Leute zu bekommen.«
    Leandra schwieg eine Weile und dachte nach. »Das geht mir ein bisschen zu plötzlich«, sagte sie dann.
    Er sah sie mit blitzenden Augen an. »Ja, das kann ich verstehen. Aber auch ich riskiere viel. Ich kann hier nicht stundenlang herumsitzen, um dich zu beruhigen. Ich bin nicht sicher, ob mich nicht einer meiner Leute beobachtet. Ich will hier weg.«
    Leandra ließ sich nochmals Zeit. Dann holte sie tief Luft und nickte. »Gut, ich komme mit dir.«
    Hilda schoss in die Höhe. »Aber Leandra ...!«
    Noch bevor Leandra die Hände erheben konnte, um sie zu beschwichtigen, sah sie, dass der Offizier lächelte. »Du bist es also doch«, sagte er leise und trank seinen Tee aus. Dann erhob er sich.
    Leandra hatte sich ebenfalls erhoben und fragte sich verzweifelt, ob sie so leichtfertig ihr Leben aufs Spiel setzen sollte. Irgendwie hatte sie die Lage nicht mehr recht in der Hand. Sie konnte nur noch eines tun: auf ihr Gefühl hören. Und irgendeine dumme, eitle Stimme flüsterte ihr unablässig ins Ohr, dass dieser Offizier eine andere Art Mann war als jene, die sich einem Chast unterordneten. Sie betete, dass es nicht nur die verteufelte Ausstrahlung war, mit der sie dieser Kerl gepackt hatte.
    Sie versuchte sich mit einer Drohung. »Dir ist sicher klar«, sagte sie und bemühte sich, möglichst kalt zu wirken, »dass ich dich mit einer raschen Iteration in die Hölle schicken kann.«
    Aus seinem Gesichtsausdruck konnte sie nicht so recht herleiten, ob ihn das beeindruckte. Jedenfalls sagte er: »Ja, das ist mir durchaus bewusst.«
    »Sag mir deinen Namen«, forderte sie und hoffte, dass er wenigstens einen Namen hatte, dessen Klang ihr etwas Beruhigendes vermittelte. »Ich bin Jacaire«, antwortete er.
    Irgendetwas sagte ihr dieser Name. Sie hatte ihn schon einmal gehört, aber es wollte ihr nicht mehr einfallen, bei welcher Gelegenheit.
    Er hatte ihr noch einen Augenblick Zeit gelassen, sodass Hilda sie ein wenig ›verunstalten‹ konnte.
    Nun trug sie etwas, das kaum einen besseren Namen als zerlumpter Umhang verdiente. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und hatten eine Portion fettigen Küchenabfall abgekriegt. Ihr Gesicht war mit ein paar Rußschatten und Öl verschmutzt.
    »Du siehst immer noch etwas zu gut aus«, hatte Jacaire kalt bemerkt, als sie gegangen waren. Sie wollte sich schon bedanken, aber dann wurde ihr klar, dass er das nicht im Sinne eines Kompliments gemeint hatte. Missmutig fragte sie sich, ob das so etwas wie ein Fluch war. Sie war damals entführt worden, weil sie gut aussah; die beiden Soldaten des Lorin von Jacklor hatten sie fast vergewaltigt, weil sie gut aussah, und hier und jetzt war es geradezu ihr Steckbrief, gut auszusehen.
    »Im nächsten Leben will ich hässlich sein«, sagte sie.
    Entgegen ihrer Hoffnung erwiderte er nichts. Sie schnitt ihm von hinten eine Grimasse, die er nicht sah.
    Sie hatten das Gebiet des Marktplatzes nach Norden hin verlassen. Es war unvermeidlich, verschiedenen Wachstreifen über den Weg zu laufen, aber Jacaires Gesicht war offenbar so bekannt, dass er überall mit einem Kopfnicken durchkam. Sie sah schon, dass es für ihn tatsächlich ein großes Risiko war. Man würde sich erinnern, dass er mit einer verdreckten jungen Frau unterwegs gewesen war, einer verdreckt-gut-aussehenden, berichtigte sie sich. Und das mochte ihn in Erklärungsnöte

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