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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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verschwunden. Hilda schüttelte nur den Kopf, als er ging.
    »Nun lass ihn doch!«, sagte Leandra wohlwollend. »Ich mag ihn und es macht mir nichts aus.«
    Hilda seufzte und erhob sich. Sie marschierte zu ihrem eisernen Küchenofen und machte sich daran, Kartoffeln, Zwiebeln und Kohl für ein Abendessen vorzubereiten. »Du musst noch etwas essen, bevor du gehst«, sagte sie. »Kleider für deine Freundin werde ich wohl auch noch auftreiben.«
    »Hast du nicht noch so ein Kettenhemd?«, fragte Leandra listig. »Sie hat eine hübsche Figur - so ein Ding würde ihr sicher sehr gefallen!«
    Hilda warf ihr ein schräges Grinsen zu. »Nein, Kindchen. In Mengen hab ich dieses Zeug auch nicht hier herumliegen. Aber wir werden schon etwas finden. Hast du denn das deine noch?«
    Leandra seufzte. »Ja. Es ist bei meinem Gepäck, unten in den Quellen. Und auch das Schwert. Das ist ein weiteres Problem. Ich muss unbedingt an diese Sachen herankommen, aber durch den Haupteingang kann ich sie unmöglich herausbringen.«
    Abermals klopfte es.
    »Ach, dieser Bert!«, schimpfte Hilda und warf ihr Küchenmesser auf den Tisch. »Der Kerl hat bald überhaupt keine Lust mehr zu arbeiten!« Sie erhob sich und stapfte zur Tür.
    Leandra wollte noch etwas sagen, aber da riss Hilda schon empört die Tür auf und setzte an, ihrem Bruder eine entsprechende Zurechtweisung zu erteilen.
    Draußen stand der große Offizier der Stadtwache.
    Leandra schoss in die Höhe, aber es war viel zu spät, noch in das Geheimversteck verschwinden zu können. Der Mann hatte sie bereits gesehen. Für einen Augenblick hantierte sie mit einer Iteration fünften Grades herum, aber dann sah sie plötzlich, dass er seine Wachuniform nicht anhatte. Es war zwar eine Art Uniform, die er trug, möglicherweise die Ausgehuniform eines Offiziers, aber dieser Wechsel ließ Leandra für einen Moment zögern.
    Hilda prallte erschreckt zurück, schlug sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund, versuchte aber schon im nächsten Moment, ihren Fehler wieder auszubügeln.
    »Was wollt Ihr hier, Herr Offizier!«, rief sie laut und baute sich so breit vor ihm auf, dass sie ihm den Blick in den Wagen versperrte. »Es ist schon spät und ich wollte gerade zu Bett gehen ...«
    Der Offizier, der wegen seiner Größe leicht gebeugt im Durchgang stand, sagte: »Es ist noch nicht so spät, gute Frau!« Dann deutete er mit ausgestrecktem Finger geradenwegs in den Wagen hinein. »Ich will zu ihr!« Schärfe lag in seiner Stimme.
    Leandra, die noch immer bereit war, im nächsten Augenblick eine tödliche Magie auf den Offizier abzufeuern, zögerte weiterhin. Sie überlegte, dass er eigentlich mit Worten wie ›Gib auf! Der Wagen ist umstellt‹ oder etwas Ähnlichem hätte hereinkommen müssen.
    Hilda reckte sich todesmutig vor ihm auf die Fußspitzen, versperrte den Eingang noch mehr und rief: »Hier ist sonst niemand!«
    Leandra schloss das Aurikel wieder.
    Sie ließ in ihrer Wachsamkeit nicht nach, aber sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass dieser Mann nicht gekommen war, um sie festzunehmen. Jedenfalls nicht unmittelbar.
    »Lass ihn herein, Hilda«, sagte sie. »Er hat mich längst gesehen.«
    Hilda wandte sich um. Sie sah Leandra verwirrt und ängstlich an und begriff schließlich, dass ihr Schauspiel keinen Sinn mehr hatte. Zögernd trat sie zur Seite.
    Der Offizier beugte sich nochmals und trat dann ein. Im Wagen brannten nur drei Kerzen, die ihn nicht sehr gut beleuchteten, aber als er seine große Gestalt aufrichtete und sich sein Umriss gegen den Kerzenschein abzeichnete, konnte Leandra abermals nicht umhin, eine gewisse Bewunderung für ihn aufzubringen. Auf seiner rechten Gesichtshälfte zeichnete sich im Kerzenlicht ein interessantes Spiel von Licht und Schatten ab. Ein bisschen erinnerte er sie an ihren Vater; wenngleich er noch größer war.
    Leandra senkte das Gesicht ein wenig und sprach ihn von unten her an. »Woher weißt du, dass ich hier bin?«, fragte sie leise.
    »Ich sah dich hineingehen«, erwiderte er.
    »Das war vor Stunden. Also hast du es niemandem verraten. Warum?«
    Der große Mann schwieg und stand nur da. Etwas Vorteilhafteres hätte er gar nicht tun können. Vorteilhafter, um seine charaktervolle Erscheinung zur Geltung zu bringen.
    »Bist du die, die wir suchen?«, fragte er dann.
    »Wen sucht ihr denn?«, fragte Leandra zurück.
    Er zuckte die Schultern. Die erste halbwegs unsoldatische Regung, die er zeigte. »Das wissen wir von der Stadtwache

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