Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
...
Ja, großer Ulf, unterbrach Victor den kleinen Baumdrachen. Keine Nachricht hat mich je mehr erfreut. Ich weiß es bereits. Ich habe es von Chast, unserem schlimmsten Gegner, erfahren. Ich war dabei, als ihm die Nachricht überbracht wurde, dass Leandra einen der mächtigsten Magier der Bruderschaft besiegt hatte.
Ulfa sandte ihm eine Bestätigung zu. Ich habe es selbst miterlebt, teilte ihm der kleine Drache mit. Sie ist stark wie nie zuvor. Sie und ihre Freundin sind bereits in Savalgor angelangt ...
Nun war es Roya, die Ulfa unterbrach. Es war beinahe ein Aufschrei .... ihre Freundin? Heißt das ... Hellami lebt noch?
Victor traf diese Offenbarung nicht minder heftig als Roya. Ulfa antwortete nicht gleich. ]a, sagte er dann. Hellami lebt noch. Ich verstehe, dass ihr erfahren haben müsst, dass Hellami bei dem Kampf umkam. Aber ich konnte ihr Leben bewahren.
Es war ein gewaltiger Seufzer, der sowohl Roya wie auch Victor in diesem Augenblick entfuhr. Sie umarmten sich gegenseitig in kaum zu beschreibender Erleichterung.
Damals, nachdem ihr aus Uunjaon zurückgekehrt wart, fuhr Ulfa fort, und ich spürte, dass die Gefahren längst nicht gebannt waren, entschloss ich mich zu helfen. Uns allen droht eine neue, große Gefahr.
Du meinst ... , sagte Victor, die Gefahr durch die Drakken, nicht wahr?
Ja, antwortete Ulfa.
Wer sind die Drakken ?, wollte Roya wissen. Woher kommen sie? Und was haben sie mit uns vor?
Das alles ist mir nicht bekannt, sagte Ulfa. Sie stammen nicht aus dieser Welt, aber sie wollen sie unterwerfen. Nun, da Leandra und ihre Freundin in Savalgor sind und sich gegen die Bruderschaft wenden, ist es an euch, der Gefahr durch die Drakken zu begegnen.
Victor und Roya sahen sich an.
Überschätzt nicht meine Macht, sagte Ulfa ruhig. Ich vermag gewisse Dinge zu bewirken, aber ich kann nicht die Drakken bezwingen. Das ist eure Aufgabe .
Du meinst, wir müssen den Pakt finden?, erwiderte Victor. Und den Kryptus gegen die Drakken anwenden!
Das ist richtig, antwortete Ulfa.
Aber werden wir ihn auch in Hammagor finden? Und wenn ja - wie sollen wir ihn zur Anwendung bringen ?
Das alles sind Fragen, die ich ebenfalls nicht beantworten kann. Ich verfolge nur euer Tun und schöpfe aus dem Wissen der Drachen. Ich kann euch auf diese Weise helfen und kann ich dir auch sagen, Victor, dass ihr noch eine weitere Hilfe erhalten werdet, wenn es mir gelingt, sie zu erschließen.
Eine weitere Hilfe? Welche ist das?
Es gibt Dinge, die besser unausgesprochen bleiben, bis sie zur Wahrheit geworden sind, sagte Ulfa bedeutungsvoll.
Victor hatte gelernt, den Worten der Drachen einfach zu vertrauen, wenn sie so geheimnisvoll waren. Ihm war jetzt auch klar, woher Tirao gewusst hatte, dass sie Hilfe benötigten. Von Ulfa.
Und ihr solltet wissen, dass ihr bereits von Männern der Bruderschaft verfolgt werdet, erklärte Ulfa.
Victor stöhnte leise auf. Wir werden schon verfolgt?
Ja, aber es ist noch Zeit, ihr habt einen Vorsprung. Es sind noch zwei lange Tage des Fluges, bis ihr euer Ziel erreicht. Ihr solltet euch jetzt ausruhen und morgen in aller Frühe mit Tirao und Faiona weiterfliegen. Wir werden uns bald wieder sehen.
Damit erhob sich Ulfa in die Lüfte und war wenige Augenblicke später verschwunden. Victor sah ihm nach. Er dachte, dass dem geheimnisvollen Urdrachen ein sehr dramatischer Auftritt gelungen war - sollte er das beabsichtigt haben.
Es war tief in der Nacht, vielleicht drei Stunden vor dem ersten Licht der Sonnenfenster, als sie Guldors Viertel erreichten. Vendar hatte sie ortskundig geführt - sie hatten fast nie die Straßen benutzt, sondern in zügigem Tempo unzählige der geheimen Wege durch Hinterhöfe und Gänge, über Brückchen, Stege, Leitern und durch Nebengassen benutzt. Sie hatten bis tief in die Nacht gewartet, ehe sie aufgebrochen waren. Eine Maßnahme wie diese, so hatte Jacko erklärt, bedurfte einer ausgeklügelten Vorgehensweise. Dazu zählte auch, dass die Stadt menschenleer sein musste und der Gegner bereits müde von der langen Nacht war. Sie hingegen waren ausgeruht, was einen nicht unerheblichen Vorteil bedeutete. Leandra hatte zwar unruhig geschlafen und war müder aufgewacht, als sie eingeschlafen war - aber das hatte sich inzwischen wieder gelegt. Sie war hellwach.
»Ja, das ist es«, sagte sie und drückte sich in einen schmalen Durchgang an einer Hauswand. Sie verschnaufte einen Augenblick und deutete dann hinüber auf die andere Straßenseite. »Hinter dem
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