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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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anzuziehen, misslungen war. Sie flüchtete zurück in das Zimmer und ließ sich stöhnend auf das Bett fallen.
    Eine kostbare Stunde verging, ehe sie wieder so weit bei sich war, dass sie mit Jacko besprechen konnte, was überhaupt los war.
    Jacko hatte sie aufgesucht, sie auf den Arm genommen, irgendwohin getragen und sie in eine größere Menge eiskalten Wassers fallen lassen. Das hatte sie wieder halb wach gemacht. Ein aufputschendes, heißes Gebräu hatte ihr die andere Hälfte ihres Bewusstseins zurückgegeben. Jacko, der unübersehbar wütend auf sie war, kleidete sie mit derben Handgriffen an, und zuletzt erlitt sie einen Weinkrampf - vor Scham und Verzweiflung über ihr unmögliches Benehmen und die Gemeinheit, Hellami völlig vergessen zu haben. Nach einer Minute an seiner tröstenden Schulter war sie wieder so weit bei sich, dass etwas mit ihr anzufangen war.
    »Vendar hat mir erzählt, dass dieses Mädchen Hellami irgendwo in den Quellen von Quantar auf dich warten muss!«, fragte er streng. »Stimmt das?«
    Leandra wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte. »Ja. Ich weiß einen geheimen Zugang - wenn du mich zu dem Hurenhaus von diesem Guldor bringen kannst. Kennst du es?«
    Jacko verzog das Gesicht. »Davon gibt es ein rundes Dutzend. Welches meinst du?«
    Leandra seufzte. Aber dann fiel ihr ein, dass sie damals, bei ihrer Flucht auf dem Pferdegespann, an einem hässlichen, grauen Gebäude vorbeigefahren waren, ganz in der Nähe des Hauses von Guldor. Soldaten hatten davor Wache gehalten.
    »Ein Posten der Stadtwache!«, rief sie aus. »Ganz in der Nähe. Irgendwo an der Flanke des westlichen Monolithen, in einem völlig heruntergekommenen Viertel. Weißt du, wo es ist?«
    Jacko dachte kurz nach. »Ja, ich denke schon. Das muss der Rote Ochs sein. Eine blöde Gegend. Dort ist Guldor der König. Es wird schwierig werden.« Er erhob sich.
    Leandra stand ebenfalls auf. »Du, hör mal ...«
    Er blickte sie an, und seine Augen waren so kalt, wie Leandra sie nur gesehen hatte, als er damals mit seinem mächtigen Zweihänder in den Kampf gezogen war. Sie wusste plötzlich, dass er sehr eifersüchtig war. Dies verwirrte sie. Sie konnte nicht anders, als diese Frage hier und jetzt zu klären. »Jacko ... es tut mir Leid ... aber ...«
    »Ist schon gut«, sagte er und wandte sich ab.
    Sie hielt ihn am Arm fest. »Du bist wütend, nicht wahr? Aber nicht, weil ich so betrunken war.« Noch immer fühlte sie sich nicht ganz nüchtern.
    Er musterte sie, über die Schulter hinweg, mit kalten Blicken. Langsam dämmerte ihr, dass Jacko damals, als sie in Bor Akramoria mit Victor verschwunden war, ebenso eifersüchtig gewesen sein musste. Sie hatte das nie geahnt, war Jacko doch als ein so abgeklärter und welterfahrener Mann aufgetreten. Er war ein bildschöner, großer Kerl Anfang oder Mitte vierzig, mit erlesenen Manieren und einer weltmännischen, gewinnenden Art. Normalerweise hätte er in jeder Hinsicht erste Wahl sein müssen - für eine junge Frau, die ein Abenteuer suchte. Damals hatte er gegen Victor verloren und heute gegen Vendar. Leandra konnte nicht einmal sagen, warum. Vielleicht war es nur Zufall gewesen.
    »Es ist«, fuhr sie fort, »weil ich ... nun, weil ich mich an Vendar rangemacht habe. Und nicht an dich. Stimmt's?«
    Er schenkte ihr ein bissiges Lächeln, hatte sich ihr noch immer nicht richtig zugewandt. Er starrte sie lange an, bevor er antwortete. »Ja, schon möglich«, knurrte er leise.
    Leandra studierte sein Gesicht und wusste plötzlich, dass er ihr zu stark war. Er war ein Mann, der sich niemals beherrschen ließ, von keiner Frau und auch von niemandem sonst. Verwirrt fragte sie sich, ob sie selbst Schwächlinge bevorzugte. Nein, sagte sie sich, Vendar war sicher keiner. Er war ein starker, großer Mann, er strahlte dabei jedoch nicht diese unbändige Kraft und Unbeugsamkeit eines Jacko aus. Und Victor? Nun, Victor war ganz anders. Sicher der sanfteste, empfindsamste und am wenigsten Harte dieser drei. Aber ein Schwächling? Sie schüttelte leise den Kopf, als sie daran dachte, was er im Kampf gegen die Bruderschaft alles zuwege gebracht hatte. Nein, ein Schwächling war auch er ganz sicher nicht.
    »Du bist ein harter Bursche«, sagte sie zu Jacko. »Ich fürchte, zu hart für mich.«
    Wieder lächelte er grimmig, aber sein Blick zeugte von Selbstzweifel. Selbstzweifel von der Sorte, der sogleich durch Disziplin und Härte wieder verschluckt wird. »Scheint mein Schicksal zu

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