Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Karras!«
Karras wirkte nur wenig versöhnt. Eine solche Erniedrigung hatte er offensichtlich lange nicht mehr erlebt.
Chast wünschte sich, er würde nun endlich gehen. Die Zusammenkunft wurde auch ihm langsam unangenehm. »Was ist mit Rasnor?«, fragte er ablenkend. »Ist der schon weg?«
Karras nickte. »Ja. Mit Quendras, drei Drachen und vier weiteren Leuten. Es sind Kampfmagier aus meiner Truppe.«
Chast seufzte. »Gut«, sagte er. »Also dann mach deine Arbeit. Wir sehen uns später.«
Als Karras hinausging, kam ein Bediensteter herein. »Die Herrin verlangt Euch zu sehen, Hoher Meister«, sagte der Mann, verbeugte sich und ging wieder.
Wenige Augenblicke später trat eine sehr schöne junge Frau in einem langen, weißen Gewand schwerfällig in den Raum. Ihr Blick war gequält.
»Alina, meine Liebe!«, rief Chast und breitete lächelnd die Arme aus. »Was kann ich für dich tun?«
29 ♦ Schlachtpläne
Leandra hatte eine Nacht in völliger Hochstimmung erlebt. Dass sie ihren alten Kampfgefährten Jacko wieder gefunden hatte, war wohl die beste aller möglichen Nachrichten gewesen -allenfalls wäre sie noch durch die zu übertreffen gewesen, dass Chast irgendwo jämmerlich in einem Jauchetümpel ertrunken wäre. Aber das würde sicherlich noch kommen.
Sie hatte mit Jacko und seinen Leuten gefeiert und getrunken und hatte sich zum Nachtisch Vendar zur Brust genommen. Obwohl sich der stattliche Hauptmann der Stadtwache - oder was immer er nun wirklich war - zuerst noch mannhaft gegen sie zur Wehr gesetzt hatte, verführte sie ihn zuletzt dennoch - in reichlich ungehöriger Manier. Aber das war ihr zu diesem Zeitpunkt egal. Sie war komplett betrunken und stand jenseits aller Hemmungen. Nicht, dass Vendar sie hätte verschmähen wollen - aber es gab etwas, das ihn zögern ließ. Ob es nun die Existenz einer liebenden Frau oder die strengen Augen seines Herrn und Meisters Jacko waren, das wusste Leandra nicht und sie wollte es auch gar nicht wissen. Nach etlichen Krügen Wein zog sie ihn mit sich in irgendeinen dunklen Nebenraum, in dem sie ein breites Bett entdeckt hatte, entblätterte sich völlig ungehemmt und präsentierte sich Vendar in ihrer ganzen Schönheit. Er wollte noch fliehen, aber sie packte ihn (möglicherweise mit Magie?), zog seinen Kopf in ihren Schoß hinab und wartete kichernd, bis er seinen Widerstand aufgab.
Das geschah dann doch einigermaßen schnell. Bald hatte er Feuer gefangen und stürzte sich verlangend auf sie. Er erwies sich als ein ebenso galanter wie kraftstrotzender Liebhaber und Leandra genoss die Begegnung mit ihm in vollen Zügen. Später konnte sie sich nur noch erinnern, dass sie eine Stunde zwischen Lachen und Stöhnen mit ihm verbracht haben musste. Dann wurden sie von Jacko dabei ertappt. Erst als sie an dessen ärgerlichem Gesichtsausdruck sah, dass er offenbar eifersüchtig war, erwachte sie wieder zu plötzlicher Klarheit.
Da aber war Jacko schon wieder verschwunden. Sie spürte den Nebel des Alkohols in ihrem Kopf, und plötzlich - inmitten einer Gedankenflut, dass Jacko wohl deswegen eifersüchtig war, weil sie ihm schon zum zweiten Mal einen anderen vorgezogen hatte, und der Erkenntnis, dass sie sich hatte völlig gehen lassen -fiel ihr Hellami wieder ein, die noch immer in den Quellen von Quantar schmachtete, während sie sich hier hemmungslos der Lust hingab.
Sie gab Vendar einen Kuss auf die Stirn und erklärte ihm, wenn auch nicht ganz stimmsicher, dass sie nun mit dem Unfug aufhören und Hellami retten müssten. Vendar saß keuchend da und versuchte zu begreifen, was sie meinte.
»Du bist eigentlich gar nicht mein Typ«, sagte sie. »Aber du bist echt nett.«
Sie erhob sich vom Bett und fiel gleich wieder hin.
Vendar schien zu dämmern, dass der Spaß nun vorbei war, und schlüpfte in seine Hose. »Wer ist Hellami?«, fragte er, schon wieder ganz der kühle, scharfsinnige Soldat. Er hatte wesentlich weniger Wein und Bier getrunken als sie.
Leandra saß auf dem Bett und versuchte, sich zusammenzureißen.
»Meine Freundin«, keuchte sie und fasste sich an die Stirn. »Sie wartet auf mich. In den Quellen von Quantar.«
»Noch eine von deiner Sorte?«
Leandra nickte. »Die Schlimmere«, ächzte sie.
Er bückte sich, raffte die auf dem Boden liegenden Kleider zusammen und gab sie der schwankenden Leandra. Dann wandte er sich um und ging hinaus.
Als sie ihm folgte und draußen mit Ahs! und Ohs! empfangen wurde, merkte sie, dass ihr Versuch, sich
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