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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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werde. Ihr habt doch sicher genügend Leute drin, um keine Angst vor uns haben zu müssen, oder?«
    Der Mann erwiderte nichts und sah sich unruhig nach seinem Kumpan um. Jacko wartete noch einen Augenblick, dann nickte er kurz seinen Leuten zu. Es dauerte nur einen Moment, da hatten Vendar und zwei weitere den Türwächter entwaffnet und hielten ihn so fest umklammert, dass er nicht einmal mehr japsen konnte. Es ging fast geräuschlos vonstatten.
    Leandra war verblüfft über die Geschwindigkeit und Entschlossenheit, mit der die Männer zu Werke gingen. Jacko nickte noch einmal und seine Leute setzten sich rasch in Bewegung. Augenblicke später waren sie alle durch die Tür hindurch und standen im Schankraum des Roten Ochsen.
    Leandras Herz pochte heftig. Ja, hier war es gewesen, hier hatte man sie damals gefangen gehalten. Der Schankraum war hoch, seine Decke reichte bis übers nächste Stockwerk hinauf, und oben gab es eine zu drei Vierteln umlaufende Balustrade, zu der eine schmale Holztreppe hinaufführte. Hier unten im Schankraum zog sich weiter rechts der breite Tresen an der Wand entlang, und Leandra erkannte den dicken Schankwirt, der nun überrascht die Eindringlinge musterte. Sie versteckte sich hinter Jackos breitem Rücken, damit er sie nicht gleich erkannte.
    Der Rote Ochs war fast leer, nur ein paar Betrunkene lungerten an den Tischen herum und bekamen nicht recht mit, was sich abspielte. Zwei, drei Mädchen in leichter Bekleidung starrten ebenso erstaunt wie der Schankwirt herüber. Weiter links waren zwei Männer aufgestanden und legten die Hände auf die Griffe ihrer Waffen.
    Ein unheilvolles Schweigen legte sich über den Raum. Leandra schärfte ihre Sinne und nahm Kontakt mit dem Trivocum auf, um zu erspüren, ob es hier möglicherweise einen Gegner mit magischen Fähigkeiten gab. Im Augenblick konnte sie jedoch nichts wahrnehmen.
    Dann erschien oben am Ende der Holztreppe ein massiger Mann. Er war in Begleitung der zweiten Türwache und Leandra erkannte ihn - es war tatsächlich Guldor.
    Eine Fiedel, die irgendwer im Hintergrund gespielt hatte, verstummte und andernorts klirrte leise ein Glas. Die Luft schien sich aufgeladen zu haben und die Bewegungen aller waren deutlich sparsamer geworden. Es war wie eine ständige Bereitschaft, ein Lauern auf eine Bewegung oder den Angriff eines Gegners.
    Dann kam Guldor langsamen Schrittes und schweigend die Treppe herab.
    »Jacko!«, flüsterte Leandra von hinten.
    »Was ist?«
    »Hier stimmt was nicht. Ich spüre etwas.«
    Er nickte grimmig. »Ja, ich auch.«
    »Das meine ich nicht!«, zischte sie, plötzlich beunruhigt. Sie sah sich um, versuchte mit den Augen zu erfassen, was ihre magischen Sinne ihr verrieten. Eine typische Aura war entstanden. Stygische Kräfte flössen vom Jenseits ins Diesseits, und an ihrer Färbung - sie waren grau und unrein - konnte sie die Gegenwart Roher Magie erkennen. Irgendwo klaffte ein Riss im Trivocum, wenngleich auch nicht in unmittelbarer Nähe. Sie sah zur Balustrade empor, konnte dort jedoch nichts entdecken.
    Guldor kam weiter die Treppe herab, erreichte schließlich den Schankraum und blieb am Fuß der Treppe stehen. Seine kalten Blicke ruhten auf Jacko.
    Leandra betrachtete ihn - er war noch fetter geworden und an seinen wulstigen Fingern prangten noch mehr goldene Ringe. Er war fast so groß wie Jacko, mochte aber um ein Drittel mehr wiegen. Leandra wusste, dass er gegen Jacko im offenen Kampf keine Chance haben würde. Sie fragte sich, woher dieser Widerling die Selbstsicherheit nahm, ihm auf so geringe Entfernung gegenüberzutreten. Das konnte nur bedeuten, dass er irgendwas in der Hinterhand hatte.
    »Jacaire!«, sagte Guldor schließlich. »Hätte nicht gedacht, dass du dich so offen hierher wagen würdest.«
    Jackos Antwort war Methode. Auch er benötigte offenbar ein wenig Vorgeplänkel, um in die richtige Verfassung für einen Angriff zu kommen. »Ja«, erwiderte er mit Eiseskälte in der Stimme. »Sich einem solchen Gestank auszusetzen ist schon ein Wagnis.«
    Guldor musterte ihn ebenso kalt. »Klingt nicht, als wolltest du mit mir über irgendwas verhandeln.«
    »Nein«, raunte Jacko und sah sich mit Adlerblicken um. Auch er schien nichts zu entdecken, aber das machte Leandra nur umso nervöser. Dann wandte er sich Guldor wieder zu. Seine Haltung verriet, dass er sich zunehmend auf einen Kampf vorbereitete.
    »Solange du nur deine dreckigen Geschäfte gemacht hast«, sagte Jacko, »habe ich dich geduldet.

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