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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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durchsuchen. Es war unmöglich, etwas über den Verbleib von Hellami und Jacko zu erfahren, und ihre Sorge um die beiden verschaffte Leandra ein Gefühl hilfloser Lähmung.
    Sie standen in dem Gang, der von der Geheimtreppe ins Innere der Grotten führte. Für den Augenblick hatten sich ihre Gegner zurückgezogen. Leandra hatte die Soldaten mit einer ähnlichen Magie zurückgeworfen wie in der Gasse vor dem Roten Ochsen. Dabei war sie vergleichsweise zurückhaltend vorgegangen. Trotzdem lagen zwei reglose Männer im Wasser - sie waren gegen die Gangwände geschleudert worden. Es war Leandra zuwider, sie im Wasser jämmerlich ertrinken zu lassen, sollte einer von ihnen nur bewusstlos sein. Aber es war unmöglich, zu ihnen vorzudringen und sich um sie zu kümmern.
    Am anderen Ende des Ganges zogen sich, den Geräuschen nach zu urteilen, immer mehr Soldaten zusammen, und käme ein Magier hin, würde es eine üble Schlacht geben. Hier in diesen schmalen Gängen wirkten Kampfmagien doppelt schlimm - wie sie an ihrer Druckwelle gemerkt hatte.
    »Wir müssen uns zurückziehen«, sagte sie leise zu dem Mann neben sich, einem schlaksigen Kerl mit faltenreichem Gesicht. Er hatte sich als listenreicher Schwertkämpfer erwiesen, selbst in der Enge dieses Ganges. Sie wusste nicht einmal seinen Namen, dennoch schien er ihr so etwas wie Bewunderung und Verehrung entgegenzubringen.
    »Hätte man sie gefangen genommen«, sagte er, mit wachsamen Blicken in Richtung des Gangendes, »dann wären nicht mehr so viele Soldaten hier unten.«
    Leandra verstand, dass er Jacko und Hellami meinte, und nickte missmutig. »Wir wollen es hoffen«, erwiderte sie.
    »Hat keinen Sinn, sie hier zu suchen«, fuhr der Mann fort. »Sieht aus wie ein riesiger Irrgarten. Wo sollen wir da anfangen? Außerdem müssten wir ununterbrochen kämpfen. Wer weiß, wie viele Soldaten da noch sind.«
    »Es ist ein Irrgarten«, gestand sie ein. Auch ihr fiel nichts ein, was sie hätten tun können. Der Gedanke, dass Hellami und Jacko verzweifelt auf ihre Hilfe warten mochten, lastete in ihrem Magen wie ein riesiger Stein.
    »Leandra!«, zischte es von hinten.
    Sie wandte sich um und sah einen Mann durchs Wasser auf sie zu waten, den sie bisher nur am Rande wahrgenommen hatte. Dass nun jedermann ihren Namen kannte, daran musste sie sich erst gewöhnen.
    »Hier - das habe ich da hinter einem Felsen gefunden!«
    Es handelte sich um ihre und Hellamis Ausrüstung sowie Jackos Hemd und Lederweste. Sie überlegte und kam zu dem Schluss, dass es vielleicht ein Hinweis darauf sein mochte, dass sie entkommen waren. Denn nur das Schwert fehlte. Das mochte Hellami zur Verteidigung gedient haben; hätten die Soldaten die Sachen gefunden, läge nun sicher gar nichts mehr hier. Der mögliche Verlust des Schwertes wäre bitter, aber Leandra war froh, dass sie immerhin ihr geliebtes Kettenhemd und Munuels Büchlein zurück hatte.
    Plötzlich entstand ein orangefarbenes Glimmen in der Luft.
    Der feine Nebel schien zu leuchten und Leandra fuhr alarmiert herum. Sie winkte ihre Männer nach hinten. »Verschwindet!«, zischte sie und öffnete im selben Augenblick ein Aurikel der fünften Stufe.
    Es handelte sich um eine Erd-Iteration, welche die meisten Schutzmagien erlaubte. Sie wusste noch nicht, was dieses Glühen zu bedeuten hatte, und hielt sich bereit, zur Abwehr einen der zahlreichen Schlüssel zu setzen, die sie monatelang gepaukt hatte. Dann plötzlich verstand sie es.
    »Raus aus dem Wasser!«, schrie sie und beeilte sich, den seitlichen Felssteg zu erreichen. Die meisten Männer reagierten sofort, einer jedoch stand zu weit abseits und schaffte es nicht mehr.
    In dieser Sekunde verfärbte sich das Wasser auf eine Weise, als habe jemand an der anderen Seite ein riesiges Tintenfass hineingekippt. Leandra sah, dass es breiig und schmutzig blau wurde, und machte einen verzweifelten Schritt auf den Mann zu, um ihm die Hand zu reichen. Aber es war zu spät.
    Als die schmutzig blaue Färbung seine Stiefel erreichte, begannen sich diese in rasender Geschwindigkeit aufzulösen und er fing an zu schreien. Es war ein furchtbarer Schrei, ein Schrei voller Schmerz und Verzweiflung. Er war nicht mehr in der Lage, sich weiterzubewegen; sie mussten mit entsetzten Blicken mitverfolgen, wie er tiefer sank und sich von unten her alles auflöste, was das Wasser berührte. Es dauerte einige furchtbare Augenblicke, bis das Grauen vorüber war. Die meisten hatten sich abgewandt und Leandra war

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