Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
besonderes Merkmal des Kampfes lag darin, dass Hochmeister Jockum und Meister Fujima fast nur verteidigend arbeiteten und sich darüber hinaus bemühten, das Stadtviertel vor Schaden zu bewahren. Mehrfach rasten Feuerwalzen, Druckwellen, Blitze, Funkenregen und andere Magien heran, die geeignet waren, die umliegenden Häuser zu beschädigen, zu entzünden oder ihre Bewohner schwer zu verletzen. Wenngleich Leandra vermutete, dass die Leute, die hier in der Straße wohnten, längst durch die rückwärtigen Ausgänge der Gebäude geflohen waren.
Aber dennoch - es war offenkundig, dass sich der Primas und auch Meister Fujima ihrer Heimatstadt so verbunden fühlten, dass sie es nicht zulassen wollten, dass sie und ihre Bewohner durch die Rücksichtslosigkeit der Angreifer ernsten Schaden erlitten. Davon abgesehen herrschte jedoch Krieg in Savalgor.
Guldor und die Duuma schickten eine wahre Streitmacht gegen den Roten Ochsen aus. Während die Magier immer wieder heftige Gewalten gegen sie aussandten, versuchten Trupps von Guldors Schergen mehrfach in das Gebäude einzudringen. Doch Jackos Kämpfer hielten dagegen. Es gab Tote und Verwundete, aber der Rote Ochs fiel nicht. Im Gegenteil, es kamen immer mehr von Jackos Leuten aus dem nördlichen Teil der Stadt hinzu, und es gelang ihnen, dort eine Bresche freizuhalten.
Unter den Leuten, die nachkamen, fanden sich auch einzelne Magier ein, allesamt Mitglieder des ehemaligen Cambrischen Ordens, die Jockum oder Fujima kannten und die, wie sich Jockum das Phänomen zu erklären versuchte, offenbar seit Monaten im Savalgorer Untergrund lebten. Sie hatten allem Anschein nach nur darauf gewartet, dass sich eine Möglichkeit ergab, sich gemeinsam wieder gegen die Bruderschaft erheben zu können.
»Bis heute war es unmöglich, sich irgendwo treffen zu wollen«, erklärte ihr Jockum in einer ruhigen Minute. Er, Leandra und Meister Fujima saßen in der Küche des Roten Ochsen beisammen. In der Gaststube tummelten sich inzwischen Dutzende von bewaffneten Männern; Verwundete wurden dort versorgt; Vendar und Caan stellten neue Stoßtrupps zusammen und sandten sie aus. Man hatte bereits etliche der umliegenden Häuser vereinnahmt, und Guldors Leute und die Magier der Duuma wurden immer weiter zurückgedrängt.
Jockum fuhr fort: »Man konnte nie sicher sein, ob sich nicht irgendwelche Spitzel in der Nähe aufhielten und man im nächsten Augenblick überfallen, festgenommen oder verschleppt wurde. Manche versuchten es und mussten dies mit ihrem Leben bezahlen. Und seit es diese verfluchte Duuma gibt, ist alles nur noch schlimmer geworden.«
»Das ist wohl Chasts Erfindung, die Duuma?«, fragte Leandra.
»Ja. Angeblich die Nachfolgerin des Cambrischen Ordens. Er wollte diesen Platz wieder besetzen, und das ist ihm auch gelungen. Es sind üble Kerle mit einer Gefolgschaft aus brutalen Soldaten, die vor keiner Schreckenstat Halt machen. Verschiedentlich gab es sogar öffentliche Hinrichtungen in den letzten Monaten.«
»Hinrichtungen?« Leandra verzog angewidert das Gesicht.
»Die einzigen Leute, die es wagten, Widerstand zu leisten, waren die von Jacaire. Oder Jacko, wie du ihn nennst. Ihnen war das möglich, weil sie schon seit Jahrzehnten eine geheime Gruppe im Untergrund von Savalgor bildeten. Sie hatte eine gewachsene Ordnung, in die kein Außenstehender so leicht eindringen konnte.«
»Seit Jahrzehnten? Aber ... sooo alt ist Jacko doch gar nicht!«
Jockum schüttelte den Kopf. »Jacko hat diese Gruppe vor ein paar Jahren von seinem Vorgänger übernommen. Und der von wieder einem anderen. Der Urvater dieser Gruppe war der echte Jacaire - aber das muss wohl schon ein Jahrhundert her sein.«
»Und was taten diese Leute?«, fragte Leandra interessiert.
»Nun, sie waren eine Art Diebesgilde. Ihr Trick war, dass sie sich nie einen Namen gaben - als Gruppe. Es waren immer nur Jacaires Leute. So blieben sie über all die Jahre hinweg eine gewissermaßen unangreifbare Vereinigung. Keiner wusste wirklich, wer sie waren, wo sie sich aufhielten, wer ihre Führer waren - es waren einfach nur Jacaires Leute, über die ganze Stadt verteilt, und so wenig zu fassen und einzusperren wie eine Truppe aus Schatten.«
»Und es waren alles Diebe?«
Jockum nickte. »Ja. Eine Diebesgilde - sozusagen mit feinen Manieren. Sie bestahlen stets nur die Bürgerlichen und die Reichen. Die armen Leute standen unter ihrem Schutz. Sie genießen schon seit langer Zeit einen guten Ruf hier in Savalgor.
Weitere Kostenlose Bücher