Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Natürlich nur beim einfachen Volk ...«
Leandra deutete durch die offene Tür auf eine Gruppe von bewaffneten Männern, die im Schankraum beisammen saßen und lautstark miteinander diskutierten. »Woher aber wisst Ihr, Hochmeister, dass sich da kein Spitzel der Bruderschaft eingeschlichen hat?«
Der Hochmeister blickte nach draußen und nickte dann. »Ja, das ist in der Tat eine Gefahr. Aber die Leute kennen sich. Ich nehme an, im Augenblick wird jeder auf seinen Nachbarn achten. Ob er ihn kennt und was er ihm erzählt.«
Leandra nickte. »Eine schwierige Lage. Wenn Chast erfährt, was sich hier tut ...«
»Das ist es ja, was mir Sorgen macht. Jacaires Leute sind nicht mehr als vierzig oder fünfzig Personen - jedenfalls, was den Kern angeht. Guldor verfügt sicher über fünfmal mehr Männer!«
»Wirklich? Aber ... hier sind doch inzwischen schon weit mehr als sechzig Leute!«
Er nickte. »Ja, das ist die andere Sache. Sieh dich um! Es finden sich immer mehr Leute hier ein - wie auf ein geheimes Signal hin. Alle, die davon hören, kommen hierher, um sich dem Kampf gegen den Rat, die Bruderschaft und die Duuma anzuschließen. Und erst die Magier! Meister Fujima und ich staunen selber, wie viele von ihnen noch hier in Savalgor sind. Wir dachten, sie wären alle damals nach der Zerschlagung der Gilde aus der Stadt geflohen. Es ist unglaublich. Wir sind eine regelrechte Streitmacht - und dabei haben wir es selbst nicht geahnt!«
Er sah sie milde lächelnd an. »Weißt du eigentlich, wie das alles möglich wurde?«
Leandra sah ihn nur kopfschüttelnd an. »Wie denn?«
»Durch dich, mein Kind! Ich hätte allen Grund, vor dir auf die Knie zu gehen und deinen Ring zu küssen!«
»Waas?« Leandra versteifte sich unwillkürlich.
»Du bist bereits jetzt eine Legende! Weißt du das nicht?« Er winkte ab. »Nein, woher auch. Aber du musst wissen, Leandra, dass man sich hier in Savalgor, schon seit es damals zu diesem Kampf in Unifar kam, davon erzählt, was du alles vollbracht hast! Du hast ohne Furcht gegen diese Tyrannen gekämpft, hast die Jambala geschwungen, bist auf Drachen geritten und der Bruderschaft in Unifar, ihrem wichtigsten Stützpunkt, mit deinen Freunden zu Leibe gerückt! In den Augen der Menschen hier bist du schon seit langem eine Heldin. Und nun, da sie deinen Namen hören, strömen sie herbei und wollen an deiner Seite kämpfen. Gegen die Tyrannei und die Unterdrückung!«
Leandra stand auf und hob abwehrend die Hände. »Ich? Eine Legende?«, rief sie aus. »O nein, Hochmeister ... nein, das bin ich nicht! Ich ...«
»Deine Bescheidenheit ist die Zierde deines Wesens!«, rief Jockum aus, erhob sich und nahm sie glücklich in die Arme. Leandra ließ sich das nur widerstrebend gefallen.
Meister Fujima saß lächelnd und mit gefalteten Händen dabei und nickte ihr aufmunternd zu. Seine weiße Magierrobe hatte in den Kämpfen gelitten; sie war vom Ruß und Schmutz ganz dunkel und fleckig.
Vendar, Caan und ein paar weitere Leute kamen herein. Vendar beobachtete sie interessiert und wartete, bis Jockum Leandra wieder losgelassen hatte. Leandras verstörter Gesichtsausdruck war augenfällig.
»Im Augenblick herrscht eine Kampfpause«, erklärte er. »Es sind jetzt elf weitere Magier da und wir haben ungefähr neunzig bewaffnete Männer. Die Straße ist schon in unserer Hand - nach Norden hin bis zu dem verlassenen Posten der Stadtwache und nach Süden bis zur Biegung hinab.«
Die Männer standen um Vendar herum, sahen Leandra an, und es schien, als habe Vendar ihr Bericht erstattet, als sei sie die Kommandantin hier. Sie trat einen Schritt zurück und blickte hilfesuchend zu Jockum und Meister Fujima.
Jockum nickte ihr auffordernd zu.
Zweifellos erwartete man nun von ihr, das Heft in die Hand zu nehmen. Nach allem, was Jockum ihr soeben offenbart hatte, war sie, ob sie wollte oder nicht, die Anführerin dieser Streitmacht. Und irgendein kleines, gehässiges Männlein in ihrem Ohr flüsterte ihr ein, dass dies eine wichtige Aufgabe war, dass sie sich dem nicht entziehen durfte. Offenbar war sie die entscheidende Persönlichkeit, zu der die Leute aufblicken wollten. Leandra holte tief Luft.
»Also gut«, sagte sie leise, und fuhr dann lauter fort: »Vendar, du solltest das Kommando über die Bewaffneten behalten. Ich verstehe davon nichts. Hochmeister Jockum ... Ihr solltet vielleicht die Magier, die hier sind, einteilen. Ich ...« Dann kam ihr eine Idee. »Vendar, könnten wir jetzt nicht Jacko
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