Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
angewidert von dieser abscheulichen Magie.
Es erhob sich die Frage, ob es überhaupt anständige Kampfmagien gab, waren sie doch alle darauf aus, den Gegner zu verletzen oder zu töten. Aber dies hier war wohl das Abstoßendste, was Leandra je zu Gesicht bekommen hatte. Wutentbrannt wandte sie sich um, setzte den Schlüssel Maan in ihr Erd-Aurikel und setzte damit den Wasserfluss in Bewegung. Es handelte sich wieder um eine ihrer geliebten mechanischen Energien, die sich so oft äußerst zweckmäßig einsetzen ließen. Schlagartig wurde das Wasser aus der Grotte gedrückt und schwappte in einer rasch sich aufbauenden Flutwelle dem Gegner entgegen. Sollten die Kerle sehen, wie ihnen ihre eigene Brühe schmeckte!
An den Schreien, die sich gleich darauf aus der anderen Richtung erhoben, erkannte sie, dass es mindestens ein paar erwischt hatte.
»Wir müssen von hier fort«, zischte sie. »Das wird nichts Gutes, wenn wir bleiben!«
Sie zogen sich zurück - umständlich, da keiner mehr einen Fuß ins Wasser setzen wollte. Als Letztes schlüpfte Leandra durch den Zugang zur Geheimtreppe. Dann stiegen sie ein gutes Stück aufwärts.
Leandra fragte sich, ob sie versuchen sollte, den Zugang zur Treppe hinter sich mit Hilfe der Magie einstürzen zu lassen. Aber das hätte gleichermaßen Jacko und Hellami den Fluchtweg versperrt, sollten sie noch frei sein.
Dann fasste sie einen Entschluss. »Du! Wie heißt du?«, fragte sie den Mann mit dem faltigen Gesicht.
Er wandte sich um. »Derin«, antwortete er.
»Derin, du bleibst noch einen Augenblick bei mir. Ihr anderen geht voraus. Wir kommen bald nach. Nun geht schon!« Sie bedeutete den anderen weiterzugehen; die Leute wandten sich nach kurzem Zögern um und stiegen die Treppe weiter hinauf.
»Was ist, Herrin?«, fragte Derin.
Leandra verdrehte die Augen. »Bleib mir mit diesem Blödsinn vom Leib!«, stöhnte sie. »Herrin! Wo hast du denn das her?«
Derin zuckte ratlos die Schultern.
»Du weißt ja, wie ich heiße, oder? Also, Derin, wir werden uns einen von den Burschen da unten schnappen. Ich muss wissen, was mit Hellami und Jacko ist! Ein Stück weiter unten ist eine gute Stelle. Da werden wir warten, bis sie heraufkommen. Den Ersten lass ich durch, den Rest werde ich wieder nach unten befördern und für eine Weile beschäftigen. Ich vertraue auf deine Erfahrung als Kämpfer. Schnapp dir den Burschen und quetsch ihn aus, ob er eine Ahnung hat, was mit Jacko und Hellami passiert ist. Ich kann nicht mehr ruhig schlafen, bevor ich das weiß!«
Derin nickte ernst. »Ja, gut.«
Leandra schnitt eine Grimasse. »Ich hoffe, es klappt so, wie ich es mir vorstelle. Komm jetzt!«
Sie marschierten zurück bis zu der besagten Stelle. Dort war der Treppenschacht ein wenig breiter und es gab eine Nische, in der sie sich verstecken konnten. Leandra, die ein kleines Lokales Licht kontrolliert hatte, ließ ihre Magie los und einen Augenblick später standen sie in vollkommener Dunkelheit. Sie warteten.
Es dauerte eine Weile, aber dann regte sich unten im Treppengang etwas. Sie hörten das Geflüster von Soldaten und sahen kurz darauf Fackelschein heraufkommen. Leandra drückte sich eng in die Nische; Derin war gleich neben ihr.
Kurz darauf erschien der Erste, er trug eine Fackel. Doch er sah Leandra und Derin schon ein paar Schritte, bevor er die Nische erreicht hatte, stieß einen Warnruf aus und wich zurück.
Derin erwies sich abermals als ein geschickter Mann. Er löste sich rasch aus den Schatten, rannte dem Mann ein paar Schritte hinterher und packte ihn. Leandra reagierte fast ebenso schnell. Als sie die beiden erreichte, schmetterte Derin dem Soldaten seine Rechte gegen das Kinn und dem knickten die Knie ein. Leandra schlüpfte an den beiden vorbei und stand schon im nächsten Augenblick direkt vor einem weiteren Mann. Sie erschrak, als sie in ihm einen Magier erkannte; er war ein dicklicher, großer Kerl mit dunkler Kutte und hatte eine blutrote Kordel um den Bauch geschlungen.
Der Mann prallte zurück. Mit großen Augen starrte er sie an.
Einem plötzlichen Geistesblitz folgend, ging sie die Sache ganz anders an. »Weißt du, wer ich bin?«, fragte sie ihn mit scharfer Stimme und schritt auf ihn zu.
Der Magier wich zurück, zu verdattert, um im Augenblick daran zu denken, eine Magie zu wirken. Sie behielt Recht: Leute, die gewöhnlich aus der Entfernung angriffen, bekamen plötzlich Skrupel, wenn sie ihrem Gegner direkt ins Auge blicken mussten. Sie hatte das bei
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