Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
zurückerobern. Eher haben wir nicht gesiegt!«
Leandra hatte aufmerksam zugehört und erhob sich ebenfalls. »Nein«, sagte sie. »Wir müssen etwas ganz anderes tun!« Überraschtes Schweigen breitete sich aus.
Sie baute sich in der Mitte der Küche auf. Die Blicke aller ruhten auf ihr, gespanntes Schweigen war eingetreten.
»Es hat sich bestimmt schon herumgesprochen, dass ich kein Freund von ... Gemetzeln bin. Und wir haben eine viel aussichtsreichere Möglichkeit.«
Sie ließ ihre Worte wirken - inzwischen wusste sie, dass sie eine Menge Respekt genoss und auf diese Weise große Wirkung erzielen konnte.
»Es gibt eine junge Frau - ihr Name ist Alina«, fuhr Leandra mit fester Stimme fort. »Ich kenne sie, weil ich damals zusammen mit ihr hier eingesperrt war.« Damit deutete sie hinauf in den ersten Stock, wo das Zimmer lag, in dem man sie gefangen gehalten hatte.
»Sie wurde von einem Mönch verschleppt«, fuhr sie fort, »von Chast, den wir damals noch nicht kannten. Der Tag ihrer Entführung war gleichzeitig der Beginn eines gewaltigen Plans von Chast. Aber wie gesagt, damals ahnten wir noch nichts davon. Ich und die anderen, wir leisteten den Schwur, sie wieder zu befreien, wenn es irgend möglich wäre. Und jetzt, da wir Chasts Pläne kennen, gibt es einen Grund für uns, der wichtiger ist als alle Freundschaft, die uns damals verband -denn Alina ist eine echte Thronerbin. Die einzige noch lebende Thronerbin!«
Erstauntes Gemurmel erhob sich.
»Ja, es ist wahr«, sagte Leandra. »Chast wollte sie damals entführen und die gesamte Shabibsfamilie ermorden lassen. Nur er allein wusste, dass Alina ein Kind aus der ersten Ehe des Shabibs war. Leider gelang es ihm, seinen teuflischen Plan durchzuführen. Die gesamte Shabibsfamilie wurde in einer blutigen Nacht im Palast ermordet, und er schob der Magiergilde - dem Cambrischen Orden - diese Gräueltat in die Schuhe. Das Ergebnis kennt ihr alle: Der Orden wurde aufgelöst, das Kriegsrecht verhängt und seitdem ist die Bruderschaft in Savalgor an der Macht!«
»Aber ... was könnte er mit dieser Alina anstellen?«, fragte Meister Fujima. »Müsste er sie nicht heiraten, um Ansprüche auf den Thron geltend zu machen? Würde sie sich denn darauf einlassen? Oder ... ist sie ihm am Ende hörig?«
Leandra hob die Hände. »Wir wissen leider nicht, auf welche Weise Chast sie zu seinen Zwecken zu missbrauchen gedenkt. Dass sie ihm jedoch hörig ist, bezweifle ich sehr. Ich habe Alina kennen gelernt und weigere mich zu glauben, dass sie mit einem Scheusal wie ihm auch nur einen Augenblick lang gemeinsame Sache machen würde.«
Wieder wurde Gemurmel laut.
»Tatsache ist jedoch, dass sie sich in seiner Gewalt befindet«, fügte Leandra hinzu. Das Gemurmel hielt an, die Männer diskutierten eifrig, was man nun tun sollte.
»Was auch immer Chast vorhat«, fuhr Leandra mit erhobener Stimme fort, »für uns ist Alina genauso wichtig wie für ihn. Wenn Alina bei uns wäre, könnten wir den Rat zur Aufgabe und die Bruderschaft zum Rückzug zwingen. Denn einer echten Thronerbin kann niemand den Zutritt zum Thron verwehren! Ganz besonders die Palastgarde nicht, die auf die Verteidigung und die Sicherheit der Shabibsfamilie geschworen hat. Auf der Garde lastet heute, nach der Ermordung der Shabibsfamilie, eine Blut- und Ehrenschuld von gewaltigem Ausmaß, und ich bin sicher, dass ihre Mitglieder augenblicklich jede Gelegenheit ergreifen würden, diese Schuld wenigstens zum Teil wieder gutzumachen. Nämlich dann, wenn irgendwo ein rechtmäßiger Thronfolger auftauchte. Und das ist unsere Chance!«
»Dazu müssten wir sie erst mal haben, diese Alina«, warf Caan ein. »Doch wo ist sie?«
Leandra hob die Arme. »Chast hält sie gefangen. Aber wir wissen, wo!«
Das Gemurmel schwoll weiter an. Leandras Nachricht versetzte die Anwesenden in Aufregung. »Dann befreien wir sie!«, rief einer.
Leandra ließ die Arme wieder sinken. Das wirkte wie ein Signal. Die Geräusche ebbten ab und die Anwesenden sahen sie gespannt und erwartungsvoll an.
»Es dürfte verdammt schwierig werden«, sagte sie. »Ich halte die Erfolgsaussichten zwar für größer, als wenn wir den Palast überfallen würden. Trotzdem, es wird sehr, sehr schwierig werden.«
Nach einigen Augenblicken stand Meister Fujima auf. »Aber ... wenn wir diese Alina erst einmal haben«, sagte er, »dann haben wir wieder eine Shaba! Ist es das nicht wert? «
Leandra nickte bedeutungsvoll in die Runde. »Das ist der
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