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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Punkt!«, stellte sie fest.
    Für einen Augenblick herrschte vollkommenes Schweigen. Leandra konnte förmlich spüren, wie sich in den Köpfen der Anwesenden die Vorstellung von einer neuen Shaba formte. Und es war leicht zu erkennen, dass sie allen gefiel. Nach dieser langen Zeit des Terrors durch den Rat, die Bruderschaft und die Duuma war die Aussicht, eine neue, rechtmäßige Shaba zu haben, geradezu erhebend. Eine dem Volk nahe Herrscherin wie in früheren Zeiten, die den Leuten Gutes tat, den Rat unter Kontrolle hielt und das arg gebeutelte Savalgor wieder zum Blühen brachte.
    Dann schwoll das Gemurmel wieder an, wurde lauter und aufgeregter, und Leandra wusste, dass sie gewonnen hatte. Es war auch nicht wirklich schwierig gewesen.
    »He!«, rief einer von Jacaires Leuten. »Wo steckt sie? Ich haue sie da raus! Eigenhändig - und wenn es das Letzte ist, was ich tue!«
    Plötzliche Hochstimmung erhob sich. Die Vorstellung, den Palast zu stürmen - wenn es denn gelang -, hätte nicht zwingend bedeutet, dass sich in Savalgor die Dinge wieder zum Besseren hin wandelten. Eine neue Shaba jedoch - das klang beinahe wie die Glocke, die ein neues Zeitalter der Blüte einläutete. Das war es, was die Bürger von Savalgor wollten.
    »Komm, Leandra«, sagte Hochmeister Jockum dringlich. »Du musst es den Leuten da draußen sagen. Sie brauchen eine neue Hoffnung!«
    Leandra trat erschrocken einen Schritt zurück und schüttelte dann den Kopf. »Nein, nein!«, sagte sie. »Es sind eine Menge unbekannter Gesichter da draußen. Da könnten sich Spitzel der Duuma in der Menge verbergen.«
    Vendar meldete sich. »Das stellst du dir zu einfach vor«, sagte er beruhigend. »Unser Kampf ist erst ein paar Stunden alt. Gezielt Spione einzusetzen bedarf einer handfesten und sehr zuverlässigen Planung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt tatsächlich schon jemand von der Gegenseite hier ist. Es würde mich allein schon wundern, wenn sie ahnten, dass wir ausgerechnet hier, im Roten Ochsen, Beratungen abhalten.«
    Leandra gab sich nicht überzeugt. »Es könnte jemand aus eigenem Antrieb hierher gekommen sein. Um dann anschließend sofort abzuhauen und uns zu verraten!«
    Nun lächelte Vendar breit. »Ich respektiere dich sehr, Leandra«, sagte er freundlich. »Aber glaub mir, ich habe bei weitem die längere militärische Erfahrung von uns beiden. Was ich dir sage, stimmt. Und außerdem: Ich habe selbst schon einmal etwas ausspioniert. Das tut keiner nur so aus Spaß. Du bist von Feinden umringt, und wenn nur einer davon je dein Gesicht gesehen hat, bist du verloren. Du wirst auf der Stelle in Stücke gerissen. Man trägt ständig eine Todesangst mit sich.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist wahrlich nicht so leicht. Ich wette, dass frühestens in fünf oder sechs Tagen da draußen ein Spion auftauchen wird. Und bis dahin dürfte sich die Lage schon gewaltig geändert haben.«
    Hochmeister Jockum nickte eifrig. »Ja, ich glaube ihm, Leandra«, sagte er aufgeregt. »Und ich halte es für unendlich wichtig, dass du den Leuten da draußen jetzt Mut machst!«
    Weitere bestätigende Rufe erhoben sich.
    Leandra stand da und schnaufte. Was da von ihr verlangt wurde, ging über ihre Kräfte. »Kann das keiner von euch tun?«, fragte sie voller Furcht und Unsicherheit. »Ich meine, den Leuten sagen, was wir vorhaben ...«
    »Sie werden es mitentscheiden wollen, Leandra«, sagte der Hochmeister. »Verstehst du nicht? Sie wollen dich und es mit dir entscheiden und tragen! Sie wollen jemanden, der sie anführt, zu dem sie aufblicken können!«
    Abermals meldete sich Vendar zu Wort. »Das stimmt, Leandra. Sie wollen alle nur dich. Dich sehen, eine neue Hoffnung mit dir verknüpfen. Jeder von ihnen wird heute Nacht noch sein Leben aufs Spiel setzen.«
    Leandra ließ ein entnervtes Stöhnen hören. »Ich kann das nicht ...«, begann sie hilflos, aber ihre Worte gingen im aufmunternden Geplapper der Anwesenden unter. Jeder wollte, dass sie hinaus zu den anderen ging, zumal sich die Unruhe und Erwartung durch den offenen Kücheneingang bis nach draußen fortzupflanzen begann. Schließlich gab sie sich geschlagen.
    Vendar führte sie hinaus, aber als er sie dazu bewegen wollte, einen Tisch zu erklimmen, weigerte sie sich. Sie wandte sich zur Treppe und ging zwei Stufen hinauf, ehe sie sich befangen all den Leuten zuwandte. Mehr nicht. Totenstille hatte sich ausgebreitet.
    Als sie dann in den Raum hineinblickte, sah sie viele, sehr viele

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