Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
Aber ein paar Sachen weiß ich. Bevor ich Unteroffizier wurde, habe ich hin und wieder als Ordonnanz für höhere Offiziere Botengänge gemacht. Das macht eigentlich jeder, bevor er befördert wird. Deswegen bin ich an ein paar Ecken gewesen.«
»Wie viele Soldaten?«, fragte Vendar und deutete auf die Quartiere, die Hamas markiert hatte.
Hamas verzog das Gesicht. »Schwer zu sagen. Ich tippe auf ungefähr siebzig oder achtzig Duuma-Soldaten. Dazu noch ungefähr fünfzehn oder zwanzig Duuma-Magier.«
Leandra stöhnte leise auf.
»Das ist noch nicht alles«, sagte Hamas. »Die Stockwerke darüber sind der Bruderschaft und dem Orden von Yoor vorbehalten. Ich möchte wetten, dass es dort mindestens noch einmal zwanzig oder dreißig von denen gibt. Wahrscheinlich alles Magier.«
»Wenn uns da irgendjemand sieht, ist es aus mit uns«, stellte Gildenmeister Xarbas aus dem Hintergrund fest.
»Wenn nur Victor mit der Canimbra hier wäre ...«, murmelte Leandra.
»Was?«
Leandra winkte ab. »Nichts. Ich glaube dennoch, dass wir eine Chance haben. Wenn wir tatsächlich in diese zugemauerten Höhlen gelangen können ...«
»Schön und gut«, meinte Hamas. »Was aber, wenn ihr zum Schluss vor einer vier oder fünf Ellen dicken Mauer steht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Gänge mit dünnen Wänden zugemauert wurden. Wenn man sie verschließen wollte, dann hat man das sicher gründlich gemacht. Wer mag schon ungebetene Gäste haben?«
»Uns wird sicher was einfallen«, meinte Leandra zuversichtlich, »wenn wir erst mal bis ganz hinauf gelangt sind. Ich vermute, dass Chast dort oben seine Quartiere hat. Ist das richtig?«
Hamas nickte. »Jeder in Torgard weiß, dass das elfte Stockwerk die verbotene Zone ist. Wer von uns dorthin beordert wird, kommt entweder gar nicht mehr wieder - oder aber als hoher Offizier mit Sonderrang. Letzteres allerdings geschieht ziemlich selten. Ihr könnt also davon ausgehen, dass die hohen Leute der Bruderschaft dort sitzen.«
Leandra betrachtete lange Zeit nachdenklich die Karte. »Weißt du einen Weg, an diesem Wachposten vorbeizukommen - dort am Eingang von Torgard?«
Hamas studierte die Karte. »Wenn diese Karte stimmt, dann gibt es hier etliche Gänge und Tunnel, die daran vorbei führen. Bloß wo die zuletzt wieder herauskommen, ist schwer abzuschätzen.«
»Wir müssen es einfach wagen«, sagte Leandra. »Es grenzt schon fast an Selbstmord, aber wir müssen Alina da herausholen. Sie ist unsere einzige Rettung.«
Hamas räusperte sich. »Ich würde gern mit euch kommen«, sagte er.
Leandra sah ihn erstaunt an. »So?«
Er nickte. »Ich bilde mir ein, dass ich ein gewisses Gefühl für dieses Torgard habe. Ich bin schließlich schon ein Dreivierteljahr hier. Wie gesagt, ich habe Botengänge gemacht und kenne mich ein wenig aus. Außer natürlich im elften Stockwerk. Aber ich denke, dass ich euch helfen kann.«
Meister Fujima trat einen Schritt vor. »Es ist äußerst gefährlich«, sagte er. »Warum willst du das tun?«
Hamas schüttelte den Kopf. »Kein besonderer Grund. Außer dem, dass ich froh wäre, wenn ihr - wenn wir gewinnen. Eine neue Shaba ... nur dann werden wir wirklich Ruhe vor der Bruderschaft haben.«
Leandra nickte bedächtig. »Das ist sehr mutig von dir. Ich hoffe, wir werden dich heil wieder herausbringen.«
Hamas lächelte sie hoffnungsvoll an.
Yo war zurückgekehrt, und sie machten sich auf den gefahrvollen Weg nach Torgard. Hamas hielt nun die Karte, während Vendar mit einer Fackel in seiner Nähe blieb.
Hamas' Leute und der Jungmagier Ferdoin waren in der Pumpwerkshalle zurückgeblieben und sicherten sie gemeinsam mit einer der Gruppen der Aufständischen - drei Magiern und drei Kämpfern. Zwei weitere Gruppen folgten Leancfras Gruppe mit kurzem Abstand.
Sie suchten sich nach der Karte einen viel versprechenden, weiter oben verlaufenden Gang aus. Nach einer Weile, etwa auf dem halben noch verbleibenden Weg nach Torgard, ließen sie die vorletzte Gruppe an einer gut zu verteidigenden Stelle zurück.
Hamas verglich immer wieder ihren Weg mit dem Hauptgang, der unter ihnen verlief und der von der Bruderschaft benutzt wurde. Dort konnten sich jederzeit Angehörige der Bruderschaft und der Duuma bewegen, und deswegen verhielten sie sich so leise wie möglich. An manchen Stellen mochten sie nur wenige Schritte vom Hauptgang entfernt sein.
Immerhin herrschte in diesen Gängen eine ständige Geräuschkulisse, denn es war nach wie vor sehr feucht.
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