Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
selbst war es, der sich nun wie ein kleiner dummer Junge vorkam - dass er geglaubt hatte, dies wäre die Sorte Frauen, die ihm zustand, nach der er dürstete.
Hellami hatte vollkommen Recht gehabt - Leandra war in der Lage, Menschen zu verändern. Sie sagte einem etwas und es war die Wahrheit - man glaubte es. Leandra hatte mit einem Satz das erfasst, was ihn ausmachte - nämlich dass er ein harter Kerl war, ein zu harter Kerl. Dabei war das alles nur seine äußere Schale - die Art, mit der er nach außen wirkte, um Jacaire, der Anführer der Gruppe, zu sein, die jenen legendären Rang in der Savalgorer Unterwelt einnahm.
Er hatte sich diese Rolle angeeignet, denn sie passte in gewisser Weise zu ihm. Er war in der Tat ein harter Bursche; einer, der in der Lage war, den Anführer dieser derben Bande zu spielen. Aber das war es nicht, was er bereute. Er bereute vielmehr, dass er so lange Zeit sich selbst nicht erkannt hatte; dass er sich für einen Mann gehalten hatte, zu dem, entsprechend seiner Rolle als Anführer eines wilden Haufens, auch diese Sorte ›wilder Weiber‹ passte.
Nun, da er Hellami kennen gelernt hatte, merkte er, dass er keine seiner Gefährtinnen wirklich geliebt oder eine wirklich glückliche Zeit mit ihnen verbracht hatte. Es waren gute und freundliche Frauen gewesen, aber keine von ihnen war auch nur so ähnlich wie Hellami. Auf eine geheimnisvolle Weise hatte sie ihm gezeigt, wonach er sich wirklich sehnte, was ihm echtes Glück und Leidenschaft verhieß. Er war anderthalb Köpfe größer als sie, wog leicht das Doppelte und war mit seinen dreiundvierzig Jahren auch sicherlich doppelt so alt. Aber er konnte sich nicht erinnern, jemals ein so starkes Verlangen nach einer anderen Frau verspürt zu haben; nach einer dieser Frauen mit großen Brüsten, drallem Körper und dem Gehabe einer zu allen Schandtaten bereiten, willigen Bettgefährtin. Hellamis sanfte Hände und der Zauber ihres zierlichen Körpers bereiteten ihm Schwindelgefühle, wenn er nur an sie dachte. Ihre Lebendigkeit, ihr feinsinniger Geist und auch ihr frecher Humor waren ebenso erhebend wie wohltuend, und er konnte in ihrer Gegenwart voller Vertrauen seine Rolle als harter Kerl aufgeben und sich fallen lassen, dass er glaubte, sich selbst nie gekannt zu haben.
Ja, er liebte sie, er liebte sie mit solcher Leidenschaft und Hingabe, dass er echte Ängste ausstand, ihr könne in der kurzen Zeit, die er sie gerade allein ließ, auch nur die kleinste Kleinigkeit zustoßen. Er würde sie bis zum letzten Atemzug verteidigen. Jacko hatte plötzlich einen Traum, mit Hellami zusammen irgendwo einen sicheren Fleck zu finden, an dem er sich ihr widmen konnte, an dem er den Sinn seines Lebens in der Liebe zu ihr finden und verwirklichen konnte.
Seit Minuten schon trieb er im Schutz des feinen Nebels und einer dunklen Stelle an der Wand im Wasser. Es wurde Zeit, sich von diesen Gedanken loszureißen und sich etwas einfallen zu lassen, um an das Schwert zu gelangen. Damit er endlich zu Hellami zurückkehren konnte. Er hoffte, dass sie keine ihrer mutigen Dummheiten machte.
Er holte Luft und tauchte wieder hinab. Vier Ellen unter ihm lag Hellamis Schwert auf dem sandigen Grund des Wasser lauf s. Er erinnerte sich an Leandras Jambala, und ihm war längst klar, dass auch dieses Schwert irgendeine machtvolle Magie in sich trug, die unter anderem verhinderte, dass er es anfassen konnte. Aber die Lösung war nicht schwer - er brauchte nur etwas, in das er das Schwert einwickeln konnte. Leider hatte er selbst nichts bei sich - außer seiner Hose. Aber die konnte er nicht dafür opfern. Obwohl er Hellamis Anblick jede Sekunde genoss, war ihm klar, dass er auch ihr dringend irgendetwas zum Anziehen besorgen musste. Er tauchte wieder auf.
Dann fiel ihm ein, dass der Ertrunkene, der Mann, den Hellami so mutig angegriffen hatte, hier irgendwo noch am Grund des Wasserlaufs liegen mochte. Der Gedanke, den bedauernswerten Burschen auch noch zu fleddern, behagte Jacko nicht sonderlich. Aber in diesem Fall war es wohl notwendig - sofern er ihn fand. Jacko tauchte wieder unter, als am unteren Ende des Ganges Soldaten erschienen. Es wurde Zeit, dass er von hier verschwand.
Er tauchte am Grund entlang, konnte aber den Mann nicht finden. Irgendwie erleichterte ihn das, aber ihm fehlte nun immer noch etwas, in das er Hellamis Schwert einwickeln konnte. Für einige Zeit suchte er weiter, fand aber nichts.
Wieder tauchte er vorsichtig auf, zum Glück waren
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