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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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fortgespült. Der Wut, endlich denjenigen zur Rechenschaft zu ziehen, der für dies alles verantwortlich war.
    Überraschend kam Yo zu ihr, diese grobe, vorlaute Yo, und legte ihr den Arm tröstend um die Schultern. Dann führte Yo sie davon, weg von diesem Ort des Schreckens.
    Leandra wusste, dass die Taubheit, mit der sie durch die dunklen Gänge vorantappten, mehr als gefährlich war. Aber sie konnte Vendar nicht aus ihren Gedanken vertreiben. Immer wieder kamen neue Tränenschübe, und sie dachte verzweifelt nach, was sie hätte tun können, um ihn doch noch zu retten. Aber da war nichts, sie hatte vorher nichts gespürt, keine Gelegenheit gehabt zu reagieren. Sie wünschte sich, sie hätte ihn nicht gebeten mitzukommen, wiewohl es dann wahrscheinlich einen anderen ihrer Gruppe erwischt hätte.
    Ausgerechnet Vendar, ausgerechnet einer, dem sie besonders nahe gewesen und den sie auf eine gewisse Weise geliebt hatte. In ihren Gedanken häuften sich all die schönen Dinge, die sie mit ihm erlebt hatte und die sie angezogen hatten - seine einnehmende Wesensart, sein Mut und auch seine Zärtlichkeit. Sie wünschte sich, dass sie ihre Nacht mit ihm nicht in diesem Nebel des Alkohols verbracht hätte. Vendar war ein Mann gewesen, wie eine Frau ihn sich nur wünschen konnte. Stark, mutig und klug. Und er war ein verdammt hübscher Kerl gewesen. Sie vermutete, dass irgendwo eine Frau oder Freundin auf ihn wartete, und das machte alles nur noch schlimmer.
    »Ghouls«, sagte Hamas leise. »Das war ein Ghoul.«
    Leandra, noch immer mit tränenfeuchten Wangen, bekam von der Seite das Gespräch mit, das sich zwischen Hamas und Meister Fujima ergab. »Ghouls?«, fragte der Magier. »Was ist das?«
    »Eigentlich nur ... so etwas wie ein Gerücht«, antwortete Hamas mit dumpfer Stimme. »In Torgard erzählten wir uns davon. Es ging einmal die Rede, dass ein paar Magier der Bruderschaft Wesen erschaffen hätten, irgendetwas Furchtbares. Aber nie sah jemand einen dieser Ghouls. Es war so unheimlich, dieses Gerücht, dass wir es nicht glaubten, dass es zu einem finsteren Witz wurde und wir uns gegenseitig damit Angst einjagten. Wenn du Mist baust, hieß es, dann schmeißen sie dich in die Höhle mit den Ghouls.«
    Leandra blieb stehen. »Du hast davon gewusst?«
    Hamas holte tief Luft, blieb ebenfalls stehen und sah sie schuldbewusst an. Es war für alle deutlich zu erkennen, dass Leandra innerlich kochte.
    »Ich habe das wirklich nur für einen dummen Scherz gehalten«, erklärte er und Tränen schimmerten in seinen Augen. »Ich wäre nie darauf gekommen, dass es so etwas tatsächlich geben könnte. Auch nicht, dass diese Bestien hier sein könnten!« Seine Stimme wurde leiser und er schüttelte in bitterer Selbstkritik den Kopf. »Trotzdem - ich hätte darauf kommen müssen.«
    Hamas bot einen jämmerlichen Anblick. Er schien sich schreckliche Vorwürfe zu machen und Leandra hatte einmal das Gleiche erlebt: damals, als Jasmin gestorben war. Bis heute war sie nicht wirklich sicher, ob Jasmins Tod nicht ihre Schuld gewesen war. Sie wusste, dass es grausam war, einen Menschen in einem solchen Zwiespalt zu lassen, und auch, dass solche Dinge nichts brachten. Besonders jetzt nicht. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen, legte einen Arm um Hamas' Schultern und zog ihn mit sich. »Ich hab es nicht so gemeint«, versuchte sie ihn zu trösten. »Wer kann bei dieser Bruderschaft schon wissen, welche Gerüchte einen Sinn ergeben und welche nicht.«
    Es war ein schwacher Trost, aber Hamas warf Leandra einen dankbaren Blick zu.
    »Du sprachst in der Mehrzahl«, sagte Meister Fujima, der plötzlich eilig von hinten zu ihnen aufschloss. »Von Ghouls.«
    Hamas nickte. »Ja. Wenn dieses Gerücht wahr ist und dies ein Ghoul war, dann ... könnte es noch mehr davon geben.«
    Leandra blieb wieder stehen und spürte einen Schauer auf dem Rücken. Die anderen hatten es auch gehört und die Fackeln wurden wieder erhoben. Man starrte unruhig in die Dunkelheit.
    »Man kann sie spüren«, sagte Meister Fujima leise. »Sehr schwach nur. Es sind Tiere, die durch Magie verändert wurden. Größer, gefährlicher, böser. Vielleicht waren sie zuvor nur einfache Höhlenspinnen oder so etwas.«
    »Was für eine abartige Magie!«, flüsterte Xarbas angewidert. »Machen diese Dreckskerle denn vor überhaupt nichts Halt?«
    »Damit würde ich nicht rechnen«, erwiderte Meister Fujima und schüttelte den Kopf. Er wirkte so bescheiden und höflich wie immer. Im

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