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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gegen die Bruderschaft zu wenden. Deren Vorliebe für die ›Rohe Magie ‹ war auch nicht verwerflicher als das, was sie, die Cambrier, selbst betrieben.
    Nein, korrigierte sich Leandra. Es war dennoch ein wenig anders. Man sah es an diesen Ghouls, an der tödlichen Brühe, die dieser Magier in den Quellen von Quantar erzeugt hatte, oder an der Abartigkeit dieses Scheusals Karras, mit dem sie im Roten Ochsen gekämpft hatte. Die Bruderschaft war die Bruderschaft -und es war eigentlich egal, ob sie sich der Rohen Magie oder der Elementarmagie bediente. Diese Kerle und ihr Anführer waren skrupellos und verderbt und schreckten vor keiner Grausamkeit zurück, um ihre Ziele zu erreichen.
    »Ich spüre etwas«, sagte Meister Fujima plötzlich, breitete die Hände aus. Er winkte sie alle aus der Gangmitte fort.
    Erschrocken wichen die Gefährten auseinander, drängten sich an die Höhlenwände oder in Nischen. Yo hatte ihre Fackel einfach fallen lassen, es war die einzige, die sie im Moment bei sich hatten. Wenige Augenblicke später spürte Leandra, die instinktiv Kontakt mit dem Trivocum aufgenommen hatte, welche Art Verfärbung Meister Fujima gemeint hatte.
    »Vorsicht!«, rief sie. »Duckt euch!«
    Sie fand selber kaum mehr Zeit, noch tiefer in Deckung zu gehen, denn im nächsten Augenblick zischte etwas mit einem hässlichen Geräusch an ihnen vorbei. Leandra fühlte einen harten Streich, der ihr über die rechte Brust fuhr, und schrie auf. Aber sie hatte Glück - ihr Kettenhemd schützte sie davor, tiefer verletzt zu werden. Gegenüber hörte sie Xarbas aufstöhnen.
    Das Wesen war bereits an ihnen vorbei geflogen und Meister Fujima erhob sich mit einer raschen Bewegung. Leandra konnte im flackernden Licht der auf dem Boden liegenden Fackel nicht sehen, was geschah, aber ein reißendes Geräusch aus dem zurückliegenden Teil des Ganges sagte ihr, dass er das Wesen erwischt haben musste.
    Sie sprang auf und eilte zurück, sah gleich darauf Xarbas, der eine blutige Strieme im Gesicht trug, aber den Angriff ebenso wie sie überstanden hatte. Doch sie kam nicht weit. Gleich darauf erkannte sie schon die nächste Verfärbung im Trivocum. Aber diesmal waren es mehrere Quellen.
    Und dann kamen sie.
    Es waren Dutzende, und sie kamen von allen Seiten.
    Leandra hatte nur wenige Sekunden, um zu handeln. Aber wie es schon früher passiert war, schlug wieder ihre erstaunliche Gabe durch, in gefährlichen Momenten, in denen sie unter zunehmendem Druck stand, eine außergewöhnliche Verstandesschärfe zu entwickeln. Plötzlich glaubte sie zu begreifen, wie Meister Fujima seine ›lautlosen‹ Magien wirkte. Sie erkannte mit einem Mal die Verbindung zu Beschreibungen, die sie im Büchlein von Munuels ›Stygischer Magie ‹ gelesen hatte; Worte, deren Bedeutung ihr bisher verborgen geblieben war. Denn sie war niemals davon ausgegangen, dass Magien im Trivocum ›lautlos‹ sein konnten.
    Es war da die Rede von Zonen des Trivocums gewesen, die außerhalb der gewohnten Wahrnehmung des ›Inneren Auges ‹ des Magiers lagen; ›Zonen im Abseits ‹ hatte der Verfasser Darios sie genannt, die ebenso allgegenwärtig wie das Trivocum selbst waren, jedoch nicht gesehen wurden, da sie sich dem Magier nicht durch das kleine Fenster seiner gewohnten Wahrnehmung darboten. Jetzt verstand sie schlagartig, was Meister Fujima gemeint hatte. Welch dummer Glaube wäre es, das Trivocum als ein einziges, einheitliches Gebilde verstehen zu wollen - diese Grenze zwischen dem Diesseits und dem Stygium, die alles durchdrang und nirgends und überall zugleich war. Lehrte nicht das tägliche Leben, dass jedes Ding, jedes Wesen mindestens zwei, besser aber unendlich viele Seiten hatte - kam es doch nur darauf an, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete? Leandra erkannte plötzlich, dass sie nur ein wenig herumrücken und sich für einen Augenblick von ihrer Überzeugung, das Trivocum sei ein ›rötlicher Schleien, lösen musste, um es in einer ganz anderen Art zu sehen.
    Den Weg dazu flüsterten ihr nun die Worte ein, die sie immer und immer wieder auf der Suche nach dem Verstehen studiert hatte. Darios hatte von einem ›milchigen Nebel‹ geschrieben, in dem die Kräfte des Stygiums nach einer Verbindung mit der Ordnung suchten, oder von einem weiten Meer, dessen harte Grenze zur darüber liegenden Luft durch feinen Dunst aufgehoben wurde, wie auch die Luft sich ständig mit dem Wasser vermischte - in Form von kleinen Bläschen, die den Fischen das

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