Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
besorgt.
Der Meister grinste schief. »Wäre die Sache nicht so grausam, könnte man fast sagen, es macht Spaß!«
Leandra enthielt sich einer Erwiderung und sah nach Alina. »Wie geht es dir?«, fragte sie besorgt.
Alina keuchte. »Ich freue mich auf die Zeit danach. Wenn ich wieder normal laufen kann.«
»Kann es sein, dass das Baby kommt?«, wollte Yo wissen.
Alina sah sie bedrückt an. »Ich will es nicht hoffen. Noch geht es. Am besten, wir sind bald hier heraus. Dann soll es ruhig kommen!«
Xarbas trug noch immer Hamas auf den Armen. Der tapfere Kerl hatte die Augen wieder geöffnet, aber er sah schrecklich aus. Er hatte Verbrennungen und blutige Platzwunden im Gesicht und an den Händen, seine Uniform war verkohlt. Er stöhnte. Leandra nahm vorsichtig seine Hand. »Wir kriegen dich wieder hin!«, versprach sie ihm. »Halte durch!«
Hamas röchelte nur.
»Wir müssen weiter!«, drängte Meister Fujima. »Von oben droht kaum mehr Gefahr. Ich habe den Zugang versiegelt.«
Was er damit meinte, konnte sie nicht sagen. Es interessierte sie, aber jetzt war keine Zeit für Fragen nach speziellen Magien. Sie wandte sich um und lief wieder voran, Gablina an der Hand mit sich ziehend. Die anderen folgten.
Sie kamen unbehelligt bis ins neunte Stockwerk. Dort wirbelte Meister Fujima einen Trupp bogenbewaffneter Soldaten durcheinander, der sich eben bereitmachte, sie mit Pfeilen zu beschießen. Die Soldaten waren eigentlich nie ein Problem - man musste sie nicht einmal töten. Wenn sie eine harsche Magie zu spüren bekamen, rappelten sie sich schnellstmöglich auf und ergriffen die Flucht. Bitter dachte Leandra an den Kodex. Kriege waren schlimm genug, aber wenn sie mit Hilfe von Magie geführt wurden, waren sie verheerend. Kein Magier sollte je kämpfen dürfen.
Dann wurde es wieder brenzlig, als ein Magier von beachtlichen Kräften sich ihnen entgegenstellte. Es war wie ein Kräftemessen zwischen Meister Fujima und ihm, sie versuchten sich gegenseitig mit Wällen aus verfestigter Luft zu zerdrücken - so vermutete Leandra jedenfalls. Zuletzt aber obsiegte, fast erwartungsgemäß, der Meister.
Anschließend geschah etwas Seltsames. Meister Fujima trat zu dem Mann, der ächzend am Boden lag, beugte sich hinab und reichte ihm die Hand. Leandra sah, dass es der Magier war, den der Meister zuvor so trickreich mit seiner cambrischen Robe verblüfft hatte.
»Nun, mein Sohn?«, fragte Fujima. »Willst du nicht mit uns kommen? Ich glaube, die Zeit der Bruderschaft neigt sich dem Ende zu. Hier hast du keine Zukunft mehr!«
Der Magier, der keuchend am Boden lag, starrte Meister Fujima verblüfft an. Schließlich nahm er dessen Hand und ließ sich aufhelfen. Meister Fujima nickte ihm zu, ließ seine Hand los und winkte ihn dann mit sich, während er sich wieder in Bewegung setzte.
Leandra beobachtete das Schauspiel kopfschüttelnd. Dennoch - so verrückt diese Tat auch erscheinen mochte, irgendetwas sagte ihr, dass der Duuma-Magier in diesem Augenblick tatsächlich die Seiten gewechselt hatte. Keiner, der genug Verstand besaß, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickelten, und der - genau genommen zweimal - verschont worden und somit dem Tode entronnen war, konnte sich einer so entwaffnenden Einladung entziehen, aus seinem Leben etwas Besseres zu machen. Fujima war nicht allein nur ein Meister und Philosoph des Trivocums. Er war auch ein Meister und Philosoph des Lebens.
Der Duuma-Magier blickte sich nach ihnen um und setzte sich zögernd in Bewegung; er folgte Meister Fujima, der, eifrig wie ein Hirte, der seine Schäfchen vor dem Sturm noch rechtzeitig nach Hause bringen wollte, voranschritt. Leandra wollte sich den kleinen Triumph ebenfalls nicht entgehen lassen und lief, um den Duuma-Mann einzuholen.
Neben ihm angekommen, reichte sie ihm die Hand. »Willkommen bei den Guten. Ich bin Leandra. Wie heißt du?«
Der Mann blieb stehen und ihm klappte die Kinnlade nach unten. »Du ... bist Leandra?«
Sie nickte. »Ganz recht. Du bist kein schlechter Magier. Schon mal gegen Chast gekämpft?«
Der Mann war stehen geblieben und schluckte. So recht fassen konnte er das alles offenbar noch nicht.
Leandra deutete über die Schulter. »Da hinten ist deine Herrin. Mach dich nützlich und verteidige sie!«
Der Mann blickte nach hinten. Leandra leistete sich ein Grinsen, ließ ihn dann stehen und marschierte weiter.
»Ich ... ich heiße Thorim«, rief er ihr hinterher.
»Fein!«, rief sie über die Schulter zurück und
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