Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
weiter voran, passierten den ersten Soldaten, der ihnen verunsichert hinterher blickte, und hatten dann die Hälfte des Weges zu der besagten Tür hinter sich gebracht. Als sich diese Tür öffnete und der Wachsoldat, mit dem Hamas geredet hatte, wieder herauskam, hallte plötzlich ein Schrei durch den Gang.
»Das ist die Adeptin!«
Dann ging es los.
Schwerter klirrten, und die Soldaten setzten sich, Alarmschreie ausstoßend, in Bewegung. Ein Stück weiter hinten flog eine Tür auf und ein schwarz gekleideter Mönch trat auf den Gang. Er war das erste Opfer.
Leandra ließ ihre Magie losschnappen und ein kleiner, bläulich schimmernder Stern aus reiner stygischer Energie schoss auf den Magier los. Er traf ihn an der rechten Schulter. Der Mann wurde wie von einem Hammerschlag umgerissen und knallte gegen den Türstock. Dort rutschte er herunter und blieb reglos liegen.
Die Soldaten, die sich im Gang in Bewegung gesetzt hatten, bekamen Meister Fujimas Magie zu spüren. Über den Fußboden rollten plötzlich unzählige, winzige Feuerkugeln wie kleine Gummibälle auf die Soldaten zu. Wann immer eine von ihnen einen Soldaten traf, schrie dieser auf, ließ seine Waffen fallen und rannte wie vom Teufel gejagt davon. Bei den meisten Getroffenen brannten die Stiefel und die Hosen.
Leandra leistete sich nur am Rande ein gewisses Erstaunen über die gewitzte und wirkungsvolle Art von Meister Fujimas Magie. Im nächsten Augenblick war sie bereits wieder voll auf ihre Aufgabe konzentriert.
Da sie von früher her gewohnt war, mit einem Schwert in der Hand zu kämpfen, hob sie eines auf, das irgendeiner der Soldaten verloren hatte. Sie wirkte eine kurz entschlossene Magie, und die Klinge des Schwertes stand plötzlich in hellen Flammen. Damit marschierte sie auf den einzelnen Soldaten zu, der sich mit erhobenem Schwert offenbar vorgenommen hatte, die Tür zu Alinas Raum zu verteidigen. Als er Leandras brennendes Schwert sah, stieß er einen Schrei aus und zog sich in den Raum zurück.
Leandra nutzte ihren Vorteil. Eigentlich war das Feuer der Klinge zu nichts nütze, es sei denn, sie hätte damit einen Brand entfachen wollen. Trotzdem hatte es auf den Soldaten äußerst einschüchternd gewirkt. Sie trat wild entschlossen in das Zimmer. Hier herrschte gedämpftes Licht und direkt vor ihr stand der Soldat mit erhobenem Schwert. Aber ihn hatte offenbar aller Mut verlassen.
»Verschwinde!«, zischte sie ihn an. Sie machte einen drohenden Schritt auf ihn zu und er wich zurück. »Verschwinde, und ich lass dich am Leben!«
Er dauerte noch einem Moment, dann ließ der Soldat seine Waffe fallen. Angstvoll umrundete er Leandra, die ihn nicht aus den Augen ließ. Dann nahm er die Beine in die Hand und lief um sein Leben. In der Tür stieß er fast mit Meister Fujima zusammen, der eben hereinkam. Der Magier trat rasch zur Seite und der Soldat stürzte hinaus und rannte davon.
»Alles klar draußen!«, sagte Meister Fujima. »Ist sie hier?«
Leandra ließ die Magie in ihrem Schwert erlöschen, da sie von den Flammen geblendet wurde. Das Zimmer war sehr groß und es war dunkel hier, aber dann sah sie nicht weit entfernt einen großen Sessel stehen, und in ihm saß - Alina!
Leandra stand wie angewurzelt da und konnte nicht recht glauben, dass sie es tatsächlich geschafft hatte. Alina saß da und machte große Augen. »Leandra!«, keuchte sie.
Meister Fujima war neben Leandra getreten und gemeinsam gingen sie auf den Sessel zu. Irgendetwas stimmte nicht. Alina hatte erleichtert geklungen, als sie Leandra erkannte, aber aus irgendeinem Grunde war sie nicht aufgesprungen, um ihr entgegenzueilen.
Dann stemmte sich die junge Frau, offenbar unter großen Schwierigkeiten, aus ihrem Sessel hoch. Leandra blieb stehen und stieß ein entsetztes Keuchen aus. Alina trug einen großen, runden Bauch vor sich her. Sie war hochschwanger.
43 ♦ Flucht
Sie wagte nichts zu sagen. Alina stand da, wie eine schwangere Frau dazustehen pflegte, die Hände von schräg hinten in die Seiten gestemmt. Ihre Niederkunft musste unmittelbar bevorstehen. Sie sah Leandra mit einer seltsamen Mischung aus Freude und Unsicherheit an, so als könne man sich am Ende dazu entscheiden, sie in ihrem Zustand vielleicht nicht mitzunehmen.
»Jetzt verstehe ich«, flüsterte Meister Fujima. »Nach dem Gesetz kann er sie zur Heirat zwingen, wenn sie sein Kind zur Welt gebracht hat.«
Leandra schluckte und sah ihn betroffen an. Das also war Chasts Plan. Alina trug nun
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