Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
sein Kind, und sobald es geboren war, konnte ihm nach akranischem Recht keiner mehr die Heirat und damit das anschließende Anrecht auf den Thron streitig machen. Er musste sie mit Gewalt genommen haben. Die Verderbtheit dieses Mannes war unglaublich.
Leandra hob die Hände und ging zögernd auf Alina zu. »Hallo, Alina!«, sagte sie.
Alina sah sie mit unsicheren Blicken an. »Ich kann es fast nicht glauben«, erwiderte sie leise. »Wie kommst du hierher?«
»Wir ... wir wollten dich holen.«
Die Situation war heikel - Leandra wollte Alina nicht das Gefühl vermitteln, dass sich jetzt irgendetwas geändert habe - dadurch, dass sie schwanger war. Sie hob entschuldigend die Hände. »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Ich bin einfach nur ... überrascht!«
Sie machte einen letzten Schritt auf Alina zu, umarmte sie dann unsicher. Das war wegen Alinas Bauch nicht leicht; Leandra musste sich darüber hinwegbeugen. Die Umarmung war ein wenig befangen, aber in keiner Weise unehrlich.
»Du bist ... schwanger«, sagte Leandra und deutete auf Alinas Bauch.
Alina seufzte und nickte. Sie sah an sich hinab.
»Es ist wohl bald soweit, nicht wahr?«
»Ich bin schon über die Zeit«, erwiderte Alina.
Leandra sah sich nach Meister Fujima um, der zur Tür getreten war, und ins Treppenhaus zurückwinkte. Im Augenblick schien draußen alles ruhig zu sein.
»Glaubst du ... du kannst mit uns kommen? Es ist kein leichter Weg. Ich meine ... willst du denn mitkommen?«
Alina keuchte. »Natürlich! Denkst du denn, ich würde hier bei diesem Chast ...?«
Leandra hob abwehrend die Hände. »Entschuldige. Ich bin etwas durcheinander. Ich wäre nie darauf gekommen, dass du ...«
»Wir müssen verschwinden!«, zischte Meister Fujima plötzlich von der Tür her. »Es kommen Leute!«
Gleich darauf wurde ein knisterndes Zischen hörbar und ein Blitz hellte den Gang draußen auf. Aber das war nicht Meister Fujima gewesen. Es musste sich im Treppenhaus ereignet haben. Sie hörte einen Schrei.
Leandra nahm Alina an der Hand. »Komm, wir müssen weg! Schnell!«
Alina griff nach einer Art Morgenmantel, der über einem Stuhl hing, warf ihn über und folgte ihr schwerfällig.
Dann traten sie durch die Tür, wo Meister Fujima wartete. Leandra sah, dass sich am anderen Ende des Ganges Leute zusammenrotteten. Auch Männer in Kutten waren darunter.
»Da!«, schrie jemand. »Sie haben die Herrin! Sie wollen die Herrin entführen!«
Meister Fujima antwortete mit einer riesigen Flut seiner Feuerkugeln, die über den Boden in Richtung der Gegner hüpften und rollten, so als würden sie von ihnen angezogen. Als die Männer die Kugeln kommen sahen, fingen sie an zu schreien und zu laufen. Die Magie hatte eine sehr beeindruckende Wirkung.
»Auf zum Treppenhaus!«, rief Meister Fujima. »Ich bleibe hinter euch!«
Leandra eilte los und zog Alina hinter sich her. Sie sah gleich, dass es schwierig werden würde. Alina bewegte sich sehr schwerfällig. Sie hoffte nur, dass in all dem Wirbel ihre Wehen nicht plötzlich einsetzten.
Yo kam ihnen entgegengeeilt, während weiter vorn im Treppenhaus magische Entladungen knisterten und Lichtblitze aufleuchteten. Dort schien sich ein Kampf zu entwickeln. Nun setzten auch Gablina und Xarbas ihre Magien ein, und die waren von der Art, dass sie von niemandem in Torgard unbemerkt bleiben würden - egal, wo er sich gerade aufhielt. Leandra wusste nicht, wo Chast steckte. War er in Torgard, würde er diesen magischen Sturm mit Sicherheit mitbekommen.
Als Yo sie erreicht hatte, blieb die junge Diebin kurz stehen. Sie stieß ein ungläubiges Ächzen aus, als sie sah, was mit Alina war. Dann lief sie weiter und sie und Leandra nahmen Alina zwischen sich und stützten sie.
»Hamas!«, rief Leandra ins Treppenhaus. »Hamas! Komm her ...!«
Yo schüttelte den Kopf. »Zu spät«, sagte sie.
Leandra starrte sie an. »Waas?«
Yo seufzte. »Es hat ihn erwischt. Magier kamen die Treppe hoch. Er ist direkt in irgendeine scheußliche Glutwolke hineingelaufen.«
Leandra fluchte erbittert. Ausgerechnet Hamas! Ihm wäre am meisten zu wünschen gewesen, dass er überlebte.
Aber sie fand keine Zeit zu trauern. Sie spürte, dass von hinten etwas heranrollte, und fuhr herum. Da aber zerplatzte der magische Angriff schon in einem Regen violetter und dunkelroter Funken an einem Wall, den Meister Fujima aufgebaut hatte. Seine Feuerkugeln waren zuvor noch vergleichsweise menschenfreundlich gewesen. Nun aber ließ er eine Druckwelle
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