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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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ein dritter versorgte Alina, die langsam wieder zu sich kam. Nur Leandra und Thorim, der sich Hamas' Pflege zur Aufgabe gemacht hatte, saßen abseits. Leandra machte sich ganz klein, versuchte nicht aufzufallen, denn irgendwie fühlte sie sich verantwortlich.
    Dann, nach vielen hektischen Minuten, beruhigte sich alles wieder und der Moment kam, da Gablina das Neugeborene, in die letzten sauberen Tücher und die alte akranische Fahne gewickelt, Alina in den Arm legte. Leandra war aufgestanden und Yo war neben ihr. Alle standen im Kreis herum, es war der Moment, da üblicherweise einer jungen Mutter mit Begeisterung gratuliert und ihr alles Glück der Welt gewünscht wurde. Außer Gablina, die bei Alina kniete, beobachtete jeder Alina mit Befangenheit.
    Leandra erkannte plötzlich, welch aberwitzige Bedeutung es hatte, dass dieses Kind in die akranische Fahne gebettet lag. Das war sicher ein Versehen gewesen - eines, das jetzt nur eine umso verzerrtere Bedeutung erlangte. Möglicherweise würde dieser Junge, wenn er einmal groß war, auf dem Thron sitzen.
    Alina studierte für lange Zeit die Züge des kleinen Wesens in ihren Armen. Leandra wusste nicht, was sie denken sollte. Wäre ihr dies an Alinas Stelle widerfahren, hätte sie möglicherweise den Wunsch verspürt, dieses Kind loszuwerden.
    Dann, ganz langsam, entstand auf Alinas Zügen ein kleines Lächeln.
    Leandra registrierte dies mit Erleichterung, aber auch mit einer gewissen Befremdung. Vielleicht verstand sie nicht genug vom Muttersein, um Alina begreifen zu können.
    Alinas Lächeln wurde indes immer breiter. Sie begann mit dem Zeigefinger die Nase des Babys anzustupsen, mit ihm zu spielen und leise mit ihm zu sprechen. Es gipfelte darin, dass Alina schließlich richtiggehend glücklich wirkte; dass sie im Laufe kurzer Zeit geradezu eine Hochstimmung erreichte, die durch nichts andeutete, dass dieses Kind von ihr nicht gewünscht wäre. Der kleine Junge sah noch sehr zerknittert aus und bekam wohl kaum mit, was seine Mutter mit ihm tat. Als Leandra endlich das Gesicht des Neugeborenen betrachtete, konnte sie, bei allen Vorbehalten, die sie im Herzen trug, nichts Böses an ihm erkennen.
    Dann sah Alina endlich auf. »Was ist mit euch?«, fragte sie lächelnd. »Ihr steht da wie bei einer Beerdigung!«
    Leandra sah an den Seitenblicken, dass es nun an ihr war, etwas zu sagen. Sie trat zu Alina und kniete sich neben sie.
    »Entschuldige«, sagte sie. »Wir alle dachten nur, dass du ...«
    »Was?«
    Sie zuckte verlegen die Schultern. »Es ist ein hübscher Junge. Aber leider ... na ja, der Vater ...«
    Alina zog die Augenbrauen hoch. Sie studierte Leandras Gesicht, sah dann zu ihrem Kind und schließlich wieder zu Leandra. »Ach so«, sagte sie. Dann aber schüttelte sie den Kopf. »Chast ist nicht der Vater«, erklärte sie.
    Leandra stutzte. »Was?«
    Alina schüttelte wieder den Kopf, diesmal heftiger. Dann hielt sie ihr das Baby hin. »Sieh doch! Das ist nicht Chasts Kind!«
    Leandra sah ratlos zu den anderen auf.
    »Chast ist nicht der Vater?«, fragte Xarbas. »Aber ...«
    Alina hielt den Kleinen nun so, dass alle ihn sehen konnten. Leandra fand, dass man aus solch einem winzigen Neugeborenengesicht auf gar keinen Fall die Züge irgendeines Vaters herauslesen konnte. Aber das war wohl nicht das Problem. Eine plötzliche Sorge überkam sie, dass Alina diese Sache nicht mit heilem Verstand hinter sich gebracht hatte. Dann betrachtete sie noch einmal das Gesicht des kleinen Jungen.
    »Du meinst ... Chast ist nicht der Vater?«, fragte Yo vorsichtig. »Aber - wer ist es dann?«
    Alina hob die Schultern und seufzte. »Ich ... weiß es nicht.«
    Leandra sah sich langsam in ihrem Verdacht bestätigt. Alinas Seele sträubte sich dagegen, dieses Kind als den Spross ihres Schänders sehen zu wollen, und deshalb ...
    »Ich glaube, ich muss euch etwas erzählen«, sagte Alina dann plötzlich.
    Leandras Verwunderung wuchs. Sie starrte Alina nur unentschlossen an.
    »Ich weiß, es ist verrückt«, gab Alina zu. »Bis vor fünf Minuten wusste ich ebenfalls nicht, ob Chast nun der Vater ist oder nicht. Aber jetzt bin ich sicher. Seht ihn euch an, den Jungen! Das kann nicht Chasts Kind sein. Ich würde es spüren. Er soll übrigens Marie heißen.« Sie nickte bekräftigend.
    Leandra, die bislang gekniet hatte, ließ sich auf den Hintern plumpsen. Ihre Verwirrung war vollkommen. »Nun bin ich aber gespannt«, sagte sie.
    Alina, die auf geheimnisvolle Weise wieder Kraft

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