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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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immer häufiger kamen.
    Sie schafften es noch bis in die Nähe der Pumpwerkshalle, dann aber mussten sie Halt machen, denn Alina
    konnte nicht mehr weiter. Zum Glück fanden sie nahebei eine kleine Grotte, die ihnen einen glatten Boden und eine gewisse Trockenheit gewährte. Es sah alles danach aus, als müsse Alina hier ihr Kind zur Welt bringen. Immerhin hatte Gablina eine gewisse Erfahrung, und auch Yo schien schon einmal bei einer Geburt dabei gewesen zu sein.
    Leandra wusste nur, dass man heißes Wasser und Tücher brauchte. Sie schickte Xarbas ins Pumpwerk, um dort zu holen, was er auftreiben konnten. Thorim kümmerte sich inzwischen um Hamas, der wieder in Bewusstlosigkeit gesunken war. Wasser zu finden und heiß zu machen war kein Problem, allein ein paar Schüsseln brauchten sie. Betroffen saß Leandra in der Ecke des Raumes und beobachtete Gablina und Yo, während Alina ihren Kampf ausfocht.
    Meister Fujima hatte sich ein wenig erholt, war aber dennoch kaum kampfbereit zu nennen. Nach einiger Zeit kam Xarbas wieder und er hatte Erfolg gehabt. Neben zwei kleinen und einer großen Schüssel brachte er eine alte akranische Fahne, zwei wollene Decken und ein paar Handtücher mit. An einem Ort, der so nass war wie dieser, waren Handtücher nicht weiter verwunderlich - und in diesem Fall ein großes Glück.
    Die Nachricht allerdings, die er Leandra zuflüsterte, war bestürzend: Im Pumpwerk lagen zwei Tote, einer davon war der junge Magier Ferdoin. Ansonsten war dort niemand mehr, die Feuer unter den Kesselhäusern waren erloschen, die Mulloohs standen bewegungslos an ihrem großen Rad und der Wasserpegel stieg langsam.
    Leandra machte sich innerlich auf unangenehme Dinge gefasst. Aber sie beschloss, den anderen nichts davon zu sagen. Im Moment musste sie gewährleisten, dass Alina ungestört ihr Kind zur Welt bringen konnte. Die Umstände hier waren ungünstig genug; alles Weitere hätte die Lage nur noch schwieriger gemacht.
    Alina durchlitt wohl eine der schwersten Stunden in ihrem Leben.
    Leandra saß etwas abseits und fühlte sich aus irgendeinem Grunde schuldig - sie wusste nicht einmal, warum. Die harsche Yo zeigte sich von ihrer sanftesten Seite und bemutterte Alina auf rührende Weise. Gablina erwies sich als so fachkundig, dass Leandra immer sicherer wurde, dass die Geburt trotz der misslichen Lage gut zu Ende gebracht werden konnte. Trotz allem saß sie, sich immer elender fühlend, in einer Ecke der kleinen Grotte. Und als sie mitbekam, dass es den anderen kaum besser ging, wurde ihr langsam klar, warum.
    Es war das Kind. Dieses Kind war keines, das Alina sich gewünscht hatte, schlimmer noch, es war das Kind des verhassten Chast. Leandra fragte sich, was Alina tun würde, wenn es da war. Würde sie es verstoßen? Würde sie gar versuchen, es zu töten? Chast musste sie vergewaltigt haben, ob mit Magie oder ohne, und dieses Kind war ein Bastard - wohl der Schlimmste, den es in dieser Welt gab.
    Leandra betrachtete das Gesicht von Alina, dieser wunderschönen und so sanftmütigen jungen Frau, für die sie damals so starke Gefühle entwickelt hatte. Nun erkannte sie auch, dass sie immer die Vorstellung gehegt hatte, ihr Wiedersehen mit Alina würde einem Freudentaumel gleichkommen - aber da war nichts gewesen. Es war ihre Schwangerschaft - es war dieser kleine Bastard, den sie nun zur Welt bringen musste.
    Leandra spürte, wie ihr Tränen die Wangen herabrollten. Sollte eine junge Mutter, die unter solchen Schmerzen und Mühen ihr Kind zur Welt brachte, nicht damit belohnt werden, ihr Kind auch lieben und küssen zu können? Es war ein einziges Drama, was sich hier abspielte.
    Sie sah in den Gesichtern der anderen die gleiche Betroffenheit, und sie hatte keine Vorstellung davon, wie dies enden würde. Alina hatte noch keine Silbe dazu gesagt, wie sie zu diesem Kind stehen würde.
    Dann war es schließlich soweit.
    Leandra schloss die Augen, weil sie glaubte, Alinas Schmerzen mitzuempfinden, als das winzige Wesen endlich kam. Sie sah nicht hin, als es das Licht der Welt erblickte, oder besser: die Dunkelheit dieser Höhlen, die schon fast wie ein Omen erschienen.
    Kurz darauf hörte Leandra die ersten, zaghaften Töne des Neugeborenen und schließlich einen langgezogenen, ersten Säuglingsschrei. Chasts Kind war geboren. Es war ein Junge.
    Für einige Minuten entwickelte sich große Unruhe in der Grotte, alle liefen durcheinander, jemand trennte die Nabelschnur durch, ein anderer wusch das kleine Wesen,

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