Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
war, und sie hatte sich ohne nachzudenken in den Kampf gestürzt. Abgesehen davon wusste sie nicht einmal genau, welcher Iterationsstufe ihre Magie damals entsprochen hatte.
Jetzt, da sie in echte Bedrängnis geriet und Meister Fujima dringend ihrer Hilfe bedurfte, musste sie dieses Wagnis eingehen. Sie brauchte etwas, womit sie ihre Verfolger wirklich loswerden konnte.
Sie hörte, wie die Ghouls vorwärts staksten, im Augenblick noch kein Ziel vor den Augen, aber das würde sich bald ändern, wenn sie noch lange zögerte. Sie holte tief Luft und begann sich zu konzentrieren.
Sie versuchte sich nicht von den Gegnern, die sich immer weiter näherten, ablenken zu lassen. Aus Gründen der Sicherheit bediente sie sich ihrer altgewohnten Sicht des rötlichen Trivocums, das sie so gut kannte. Nach Augenblicken völliger innerer Ruhe berührte sie es und stieß es unter äußerster Konzentration an. Ein riesiges Aurikel öffnete sich - mit jenen typisch grellgelben Rändern, welche die Bereitschaft des Aurikels signalisierten, mit ungeheurer Wucht wieder zuzuschnappen, wenn sie es zu früh losließ. Das war der tödliche Moment. Einen Fehler würde sie nicht überleben.
Aber sie hielt es stabil. Dann setzte sie den Schlüssel, es war ein doppelter Schlüssel zweier Wassermagien, was nach den Gesetzen der Elementarmagie nicht möglich war. Aber hier handelte es sich wieder einmal um Stygische Magie - und auch Caori hatte sich ihrer bedient. Der gesamte Cambrische Orden war voll gewesen von Kodex-Brechern.
Das Aurikel veränderte seine Farbe, und Leandra konnte mit ihrem Inneren Auge die Energien sehen, die dahinter wallten. Der Durchlass war gut, wie es schien. Nun wurde es höchste Zeit - sie durfte nur um Himmels willen zuletzt nicht das sorgfältige Setzen des doppelten Norikels vergessen!
Leandra schoss in die Höhe, wirbelte herum und ließ ihre Energie los. Es war keine Sekunde zu früh.
In dem Augenblick, da sie sich erhob, setzten die Ghouls schon zum Sprung an, und sie sah im grellen Licht des Feuers unter der Gangdecke, dass mehrere Männer Pfeile angelegt hatten. Hinten im Gang standen drei oder vier Duuma-Magier nebeneinander.
Sie hatte die Hand erhoben und aus ihrem rechten Zeigefinger schoss knisternd ein fadendünner, bläulicher Blitz. Leandra beobachtete selbst gebannt die Entladung. Der Blitz knisterte davon und blieb in seiner ganzen Länge bestehen - wie eine Verlängerung ihres Fingers. Wo er auftraf, brannte er auf der Stelle tiefe Löcher in alles, was er traf - Ghouls, Menschen, ja selbst den blanken Stein. Dies alles geschah mit unglaublicher Geschwindigkeit. Die Ghouls, die vor ihr lauerten, wurden auf der Stelle zerschnitten, ungeachtet dessen, dass der Blitz sich nur für Augenblicke über sie hinwegbewegte. Auch den Magiern und den anderen Männern erging es so. Es war eine hässliche Sache, denn diese Magie war verheerend und tödlich. Caori hatte sie damit vor einem riesigen Monstrum, das sie aus dem Asgard heraus verfolgt hatte, gerettet.
Einer der Soldaten brachte noch einen Pfeil gegen sie auf den Weg, aber er war schlecht gezielt und schepperte gegen die Höhlenwand neben ihr. Nach wenigen Sekunden war es vorbei.
Sie hatte mit dem dünnen Blitz alle Verstecke ihrer Feinde bestrichen, und das Ergebnis war, dass niemand überlebte. Ein halbes Dutzend großer Ghouls, drei Duuma-Magier und mehrere Soldaten. Das Feuer unter der Gangdecke erlosch und es herrschte Stille.
Leandra setzte das Norikel mit äußerster Sorgfalt und ließ sich dann wieder in ihre Deckung hinabgleiten. Schwer schnaufend saß sie für Sekunden neben dem keuchenden Meister Fujima. Sie sagte sich, dass sie sich hatte verteidigen müssen und dass sie jetzt tot wäre, hätte sie es nicht getan. Diese Magie so war grausam tödlich gewesen, dass sie nicht wusste, ob sie es jemals würde vergessen können. Um die Ghouls war es nicht schade, aber Menschen zu töten, daran würde sie sich nie gewöhnen können.
Nach einigen Augenblicken, in denen sie in den Gang lauschte, um sich zu versichern, dass keine Gegner mehr da waren, entfachte sie ein eigenes Licht und wandte sich Meister Fujima zu.
Der Knochensplitter steckte noch immer in seinem Hals und zum Glück hatte Fujima ihn nicht herausgezogen. Bis jetzt hatte er nur mäßig viel Blut verloren, obwohl sich seine weiße Robe um den Hals herum beängstigend rot gefärbt hatte.
Sie wirkte eine weitere Magie. Diesmal nur in der vierten Stufe, eine reinweiße Verwebung
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