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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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freundschaftliche zu sein. Sie waren beide nackt und berührten sich am ganzen Körper, aber innerhalb von Sekunden war Leandras Lust verflogen. Hellami spürte es - diese Art Umarmung war nicht geeignet, um weitere Zärtlichkeiten zu entfalten. Leandra hatte ihr Gesicht verborgen und Hellami seufzte leise.
    Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, Leandra zu irgendetwas drängen zu wollen, und deswegen unterließ sie es. Vielleicht bereute sie es doch, was damals zwischen ihnen gewesen war.
    Und schließlich waren da Leandras Andeutungen über Victor; das mochte es sein, was nun zwischen ihnen stand. Vielleicht hatte sie etwas mit ihm gehabt, was ihr nun die Zärtlichkeiten mit ihr, Hellami, verbot. »Hat es etwas ... mit diesem Victor zu tun?«, fragte sie leise.
    Leandra seufzte und hob dann wieder ihren Kopf. »Ja«, sagte sie leise. »Es war eine ganz komische Geschichte. Ich wollte eigentlich gar nichts von ihm. Aber trotzdem habe ich jedes Mal, nachdem es zu irgendeinem Kampf gekommen war, verzweifelt seine Nähe gesucht. Irgendwie, um wieder Kraft zu gewinnen. Wir waren uns eigentlich immer sehr nah - und ich mochte ihn wirklich. Und dann ... in Bor Akramoria ... na ja, da ist es dann eben passiert. Ich wachte nachts auf und hatte plötzlich nicht anderes im Kopf, als ihn zu haben. Und dann sah ich ihn, wie er Wache hielt. Ich bin einfach zu ihm hingeschlichen, habe nicht lange gefragt und ihn in eine dunkle Ecke gezogen.« Sie sah Hellami mit einem schiefen Grinsen an.
    Hellami atmete ruhig, sagte nichts.
    Leandra senkte wieder die Augenlider, so als schäme sie sich dieser Begebenheit, und hob an, es weiter zu erklären. Sie sagte: »Er war mächtig verliebt in mich, weißt du? Ich glaube, schon seit ich ihn damals aus der Festung von Tulanbaar befreit hatte. Er war zum Tode verurteilt, weil man glaubte, er hätte dieses Gasthaus in Brand gesteckt. Viele Leute waren dabei umgekommen. Aber ich wusste, dass er unschuldig war, und verlangte von Munuel, dass er ihn dort, aus der Todeszelle der Festung, herausholen müsste.«
    Ein plötzlicher Gedanke schoss durch Hellamis Kopf. Sie blieb stumm und Leandra suchte beunruhigt ihren Blickkontakt. »Was ist?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nichts«, sagte Hellami. Ihre Augen waren seltsam blicklos geworden und sie starrte durch ihre Freundin hindurch.
    Leandra schluckte.
    »Hör mal, Hellami«, sagte sie besorgt, »es tut mir Leid, dass ich ...«
    »Vergiss es«, sagte Hellami und klammerte sich an Leandra. »Vergiss es einfach. Bitte!«

6 ♦ Morgengrauen
     
    Sein rechter Oberschenkel tat heute wieder weh. Die Wunde war längst verheilt, aber die lange Narbe war wetterfühlig geworden. Er grunzte ärgerlich und humpelte durch den Raum, ließ sich achtlos auf den kostbaren alten Diwan fallen, den man vielleicht vorsichtiger hätte behandeln sollen. Das Möbel ächzte.
    Unwillig blickte er zu Bruder Usbalor auf, der in seiner typischen versteinerten Haltung dastand, mit unbewegtem Gesichtsausdruck ins Leere starrend, so als könnte ihn diese Pose unempfindlich gegen die Wut seines Meisters machen.
    »Wer hat diese Truppe angeführt?«, knurrte er.
    »Ich weiß es nicht genau, Meister Chast«, antwortete Usbalor tonlos. Er richtete seinen Blick zwar auf seinen Hohen Meister, aber er schien durch ihn hindurchzusehen. »Es muss einer der Brüder aus dem Nordostbezirk gewesen sein; ich vermute, jemand aus der Garnison von Mornewald.«
    Chast grunzte wieder und rieb seine schmerzende Narbe.
    Er hätte mit Leichtigkeit eine Magie anwenden können, um sich den Schmerz zu erleichtern oder gar um die Wetterfühligkeit der Narbe gänzlich zu beseitigen. Aber das hatte er sich selbst verboten. Damals, als ihm diese verfluchte Göre das Schwert in den Oberschenkel gehauen hatte, war beinahe das gesamte Gefüge seines genialen Planes zusammengestürzt. Nur deswegen, weil er sich einige Augenblicke der Unachtsamkeit geleistet hatte. Er hatte sich damals geschworen, den Schmerz der Narbe zu ertragen, um sich ständig an seinen beinahe verhängnisvollen Fehler zu erinnern. Nun war noch ein Grund hinzugekommen. Die Narbe sollte ihn an das verdammte Weibsstück selbst erinnern. Denn ... sie lebte noch!
    »Der Mann wird abgesetzt«, sagte Chast. »Samt seinen Leuten. Schmeiß sie ins Meer oder verfüttere sie an wilde Murgos. Es ist mir egal.«
    Eine kleine Reaktion war in Usbalors Gesicht abzulesen. »Aber Herr!«, sagte er. »Es ist nicht wirklich ihre Schuld! Sie hatten kaum Kenntnis

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