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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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schon darauf hin, wie gerissen und gefährlich sie war.
    Doch es war im Grunde genommen sein eigener Fehler gewesen.
    Hätte er früh genug darüber nachgedacht, an welchem Ort sie sich eigentlich aufhalten musste, wäre es überflüssig gewesen, dieses andere Mädchen verfolgen zu lassen, deren Brief seine Leute abgefangen hatten. Leandra war die Schülerin von Munuel gewesen und deswegen konnte sie nur aus Angadoor oder der unmittelbaren Umgebung dieses Dorfes stammen. Er hätte selber losgehen sollen, um sie dort zu stellen und zu vernichten.
    Aber er hatte sich den Missgriff erlaubt, den abgefangenen Brief doch noch an dieses Mädchen Hellami weiterleiten zu lassen - damit seine Leute sie dann verfolgen konnten. Als man ihm Bericht darüber erstattete, dass sie tagelang nach Norden gewandert war, ging ihm endlich das auf, was ihm eigentlich schon lange vorher hätte klar sein sollen - Leandra war nach Angadoor zurückgekehrt! Er befahl seinen Leuten, die andere zu beseitigen. Als ihnen das misslang, war schon der nächste Fehler passiert. Diese Hellami hatte nun todsicher Leandra erreicht, ihr davon berichtet, was in dem Brief stand - nämlich dass er ebenfalls noch am Leben war -, und jetzt hatte er sie wieder am Hals, diese verfluchte Adeptin!
    Aber immerhin war er gewarnt.
    Es würde sie ab heute gnadenlos jagen lassen. Wenn es ihm gelang, sie zu beseitigen - und diesmal musste es gelingen -, dann hatte er keinen einzigen ernst zu nehmenden Gegner mehr. Niemanden, der seine Pläne vereiteln konnte. Munuel war tot, die Magiergilde aufgelöst und alle namhaften Mitglieder des Cambrischen Ordenshauses waren umgebracht oder vertrieben worden. Er hatte die Duuma gegründet, sie geschickt in der richtigen Position platziert - und er hatte den Hierokratischen Rat in der Hand! Sehr bald schon würde er ein persönliches Anrecht auf den Thron des Shabibs besitzen.
    Dass es ihm und seinen Brüdern gelungen war, die Strukturen der alten Länder des Westens aufzulösen und das Großakranische Reich wieder auszurufen, war ein weiterer Geniestreich. Bald schon würde er der Herrscher des mächtigsten Reiches der Höhlenwelt sein! Dann gab es niemanden mehr, der ihm oder seinen Brüdern die Ausübung der einzig wahren Form der Magie verbieten konnte - wie es damals diese eitlen Dummköpfe der Gilde getan hatten! Chast nickte. Ja, nicht mehr lange, dann würde er sein letztes, großes Ziel in Angriff nehmen können! Und das würde ihn unsterblich machen. Es klopfte.
    Er fuhr herum. Trotz seiner Macht- und Heldenträume hatte sich seine Laune immer noch nicht gebessert. »Was ist?«, bellte er in Richtung der Tür. Die Tür öffnete sich und Usbalor erschien. Schon von weitem konnte Chast sehen, dass der Magister totenbleich war und zitterte, als wäre er soeben dem Teufel persönlich begegnet. Chast verzog in Erwartung einer höchst unangenehmen Nachricht die Mundwinkel.
    »Es ... es ist jemand gekommen!«, keuchte Usbalor. Chast verzog das Gesicht noch mehr. Für einen kurzen Augenblick kam ihm der groteske Gedanke, dass diese Leandra mit ihrem magischen Schwert vor seiner Tür stand und ihn zum Kampf stellen wollte. Aber -nein, das war unmöglich. Selbst wenn sie sich tatsächlich nach Süden gewandt hatte, musste sie mindestens noch sieben Tagesreisen von Savalgor entfernt sein. »Wer ist es?«, herrschte er Usbalor an. Usbalor keuchte. Er schien nicht in der Lage zu sein weiterzusprechen.
    Aber da wurde er schon zur Seite gedrängt, denn eine dunkle Gestalt trat in den Raum.
    Chast schluckte, als er sah, wie groß die Person war. Sie hatte sich unter einem weiten, dunklen Umhang verborgen und eine Kapuze übergezogen. Er selbst war mit seinen beinahe vier Ellen schon sehr groß, aber diese Gestalt überragte ihn noch um mehr als einen Kopf.
    Er wandte sich misstrauisch dem Ankömmling entgegen und wartete.
    Der Fremde kam näher. Plötzlich spürte Chast eine Beunruhigung. Er wusste nicht, ob es an der Größe der Gestalt lag, an ihrer Art der Bewegung oder ganz einfach nur an ihrer Ausstrahlung. Ein unerklärlicher kalter Schauer fuhr seinen Rücken hinab. Unwillkürlich fühlte er sich an Sardin erinnert, seinen Herrn und Meister. Aber Sardin? Das konnte nicht sein. Sardin war durch die magischen Kräfte der Jambala vernichtet worden - nein, er konnte unmöglich überlebt haben!
    Chast beobachtete mit verwirrten Blicken den hoch gewachsenen Fremden, der mit federnden Schritten auf ihn zukam. Und mit jeder Elle, die er

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