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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sich näherte, wuchs Chasts Beunruhigung in unerklärlicher Weise.
    Als die Person dann fünf Schritte vor ihm stehen blieb, schrillten alle Alarmglocken in seinem Hirn. Für diesen einen Moment hätte er sich doch plötzlich sehr viel Sonnenlicht herbeigewünscht - um erkennen zu können, wer sich unter dieser Kapuze verbarg. Er wandte kurz entschlossen eine Magie an, um zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Aber das, was er verspürte, verwirrte ihn nur noch mehr. Es war eine Aura ungeheuerlicher Kälte und Härte. Aber er kannte sie nicht; er hatte noch nie eine Person mit auch nur annähernd ähnlicher Ausstrahlung getroffen.
    Chast glaubte unter der Kapuze des Fremden den Widerschein von Licht erkennen zu können, so als würden sich die ersten durchs Fenster hereindringenden Sonnenstrahlen auf einer glatten Oberfläche spiegeln. Seine Beunruhigung wuchs.
    »Bist du Chast - das Oberhaupt der Bruderschaft?«
    Die Stimme klang sehr seltsam, wie ein gutturales Zischen, kaum moduliert und kalt, irgendwie als stamme sie von keinem menschlichen Wesen. Chast, dessen Autorität gewöhnlich niemals wich, der jeglicher Lage unter dem Druck seiner harten Persönlichkeit standhielt, nickte unwillkürlich - und eine kalte Unruhe packte ihn.
    Die fremde Person streckte den rechten Arm aus und hielt Chast ein zusammengerolltes Pergament hin.
    Chast wollte danach greifen, als er plötzlich sah, was es für eine Hand war, die sich ihm da entgegenreckte.
    Er stöhnte auf und wich ein paar Schritte zurück.
    Dann hob sich der andere Arm der Gestalt und streifte die Kapuze zurück. »Ich bin der LiinMar«, sagte das Wesen, »und ich bin wegen des Paktes gekommen.«
    Chast glaubte, seine Knie würden nachgeben. Er blickte in ein Gesicht, das ihm fast den Verstand raubte -ein völlig fremdartiges, echsenhaftes Gesicht von abgrundtief bösen Zügen.
     
    *
     
    Schon beim ersten schrägen Sonnenstrahl, der durch das große Sonnenfenster im Südosten fiel, wachte Leandra auf. Nach einem kurzen Blick in die Runde wurde ihr klar, dass sie sehr bald aufbrechen mussten. Eigentlich befanden sie sich noch viel zu nah am Dorf, und die fremden Männer hatten zweifellos Gründe genug, sie zu suchen.
    Dann erst nahm sie Hellami richtig wahr, die in ihren Armen lag, zusammengekauert wie ein kleines Kind, und ein lastendes Schuldgefühl legte sich über Leandras Brustkorb. Sie seufzte leise.
    Hellami regte sich und Leandra schloss sacht die Arme um sie. Sie war ein bisschen wie Cathryn, ein hinreißendes kleines Mädchen, mit dem man den ganzen Tag schmusen konnte. Für einen Augenblick durchforschte sie verwirrt ihr Gedächtnis, ob sie in der Nacht irgendetwas mit Hellami gehabt hatte - so wie damals. Aber da war nichts, nur ein schwarzes Loch der Enttäuschung, für das sie Schuld empfand.
    Dennoch lag Hellami in ihren Armen und sie war weich und warm. Aber ihr wurde bewusst, dass heute Nacht etwas zwischen sie getreten war. Und sie wusste nur allzu gut, was.
    Es erschien ihr ein wenig verrückt, dass Hellami davon ausgegangen war, dass sie, Leandra, niemals mehr einen Mann anrühren würde. Aber dennoch schien nun genau dieses Problem zwischen ihnen zu bestehen. Leandra fühlte sich längst nicht mehr wie eine Person gewöhnlichen Zuschnitts, und sie hätte nicht das Geringste einzuwenden gehabt, wäre ihr einstiges Verhältnis zu Hellami wieder zu neuem Leben erwacht.
    Zu viele ungewöhnliche Dinge waren ihr inzwischen widerfahren. Vor einem Jahr noch war sie nichts als eine ganz normale junge Frau aus einem ganz normalen Dorf in Nordakrania gewesen; inzwischen aber legte sie schon einen gewissen Wert auf all die Dinge, die sie von normalen Leuten unterschieden. Es waren nicht Eitelkeit oder Stolz, die sie dazu veranlassten, sondern der grimmige Anspruch auf so etwas wie eine erweiterte Weltsicht - auf die sie allein deswegen schon ein Anrecht empfand, weil sie Dinge hatte durchmachen müssen, die jenseits dessen lagen, was einem Menschen gewöhnlich widerfuhr.
    Sie hatte mehrfach dem Tod ins Auge geblickt und Momente der Angst erlebt, die eigentlich dazu geeignet waren, ein junges Mädchen wie sie in den Irrsinn zu treiben. Wie sie das alles überstanden hatte, war ihr oft genug selbst ein Rätsel. Beinahe am schlimmsten war die Zeit gewesen, in der sie gelähmt gewesen war und für Wochen nichts als ihr Dahinsiechen und ihren Tod vor Augen gehabt hatte. Aber das Wunder, das Ulfa dann an ihr vollbracht hatte, hatte sie endgültig auf einen

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