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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Haut Leandras ließ aufregende Erinnerungen in Hellami aufsteigen. Sie löste sich wieder und blickte nach oben zu Ulfa.
    »Was ist das für eine Musik?«, fragte sie leise. »Hast du das gemacht?«
    Einige Sekunden vergingen, ehe Leandra antwortete. »Ja«, erwiderte sie leise. »Eine kleine Magie. Es sind die transzendenten Schwingungen allen Lebens hier. Man nennt es Sphärische Musik.«
    Hellami drehte sich langsam einmal im Kreis und musterte die Baumwipfel, so als wollte sie die Quelle der Musik entdecken. Aber sie kam von überall her. Fast unhörbar leise - aber dennoch wahrnehmbar.
    Dann stand sie wieder vor Leandra, die sich mit geschlossenen Augen leise im Mondlicht vor ihr wiegte. Lange war es her, dass sie Leandra so gesehen hatte, und ein hitziges Gefühl kam plötzlich in ihr auf und erfüllte sie mit Wärme.
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie.
    »Weiß ich nicht«, flüsterte Leandra. »Schließ die Augen und lass dich einfach treiben. Tu, was dir dein Gefühl eingibt. Und denk an gar nichts!«
    Hellami tat, wie ihr geheißen. Sie schloss die Augenlider und hörte auf die leisen Klänge. Als ihr irgendetwas ein Muster von Bewegungen eingab, die sie ausführen sollte, gab sie sich dem Gefühl einfach hin.
    Etwas ergriff Besitz von ihr, eine seltsame Kraft, die sie nicht kannte. Sie war kaum zu verspüren, aber so fremd, dass sie dennoch deutlich wahrzunehmen war. Hellami glaubte zuweilen zu schweben und dann wieder herabzusinken. Sie drehte sich, ohne zu wissen, wohin, und jedes Mal, wenn sie Leandra berührte, schwappte eine warme Welle durch sie hindurch. Dann spürte sie plötzlich etwas Kühles und Glattes - und wusste, dass es der Drache war. Sie verzichtete darauf, die Augen zu öffnen, tanzte nur ganz sacht und leicht in Harmonie zu der geheimnisvollen Musik und fieberte jedem Moment, in dem sie Leandra oder Ulfa berühren würde, mit Sehnsucht entgegen. Die warmen Berührungen ihrer Freundin und die gleichsam kühlen mit Ulfa wechselten sich in aufregendem Muster ab. Sie seufzte leise.
    »Was willst du für eine Magie?«, flüsterte Leandra, fast unhörbar leise.
    »Eine Magie?«
    »Ja. Sagte ich doch«, erwiderte Leandra leise und wartete, bevor sie weitersprach. »Beim Drachentanz gibt es Magie.«
    Gedanken wirbelten durch Hellamis Kopf. »Ja ... hast du ... nicht etwas von Hellsicht gesagt?«
    »Hellsicht? Ja ... das geht.«
    Schon im nächsten Augenblick öffnete sich ein ungeheurer Strudel von fremden Bildern in Hellamis Kopf. Sie sah eine wirbelnde Spirale von Farben, aus der sich einzelne Bilder herausschälten - Leute, ein Wald, Städte und Dörfer, eine hügelige Landschaft mit knorrigen Felspfeilern, das Meer und wieder und wieder Leute. Ein unerhörter Tumult drang auf sie ein, verebbte dann aber bald wieder, und nur ein unbestimmbares Bild von endloser Weite blieb zurück. Sie wusste, dass Leandra auf etwas wartete.
    »Savalgor!«, flüsterte sie. »Chast! Lass uns nachsehen, ob er wirklich dort ist!«
    Leandra murmelte etwas, dann trieb Hellami plötzlich wie ein Vogel von oben auf eine riesige, nächtlich erleuchtete Stadt herab, und sie erkannte sie sofort - die Hauptstadt Savalgor. Dort war sie aufgewachsen. Die unzähligen, grotesk zu Türmen geformten Häuser, die sich zwischen den beiden gewaltigen Felsmonolithen zusammendrängten, die Cambrische Basilika, der Turm der Stürme und der Palast das Shabibs, hineingehauen in den Fels am Fuße des Savalgorer Felspfeilers. Hellami atmete unwillkürlich schneller, als diese gewaltige Bilderflut auf sie einstürzte. Im nächsten Moment schon flog ihr Blick durch Straßen und Gassen, über Plätze und Häuser hinweg, durchquerte Gebäude und Zimmer, in denen Personen mit irgendwelchen Dingen beschäftigt waren. Sie sah nächtliche Märkte, begleitete für Augenblicke den eiligen Ritt eines Mannes auf einem Pferd und sauste dann wie ein Vogel über die Köpfe von Menschen hinweg, die ihren abendlichen Geschäften nachgingen oder einfach nur in den Gaststuben der Wirtshäuser saßen und tranken. Der gedankliche Flug dauerte eine ganze Weile, und sie hatte das Gefühl, innerhalb von Minuten die ganze Stadt zu durchqueren - eine Reise, für die sie als gewöhnlicher Mensch mindestens einen Tag benötigt hätte.
    »Wo ist er?«, flüsterte sie.
    »Ich kann ihn nicht finden«, antwortete Leandra.
    Hellami schnaufte. »Vielleicht ist er gar nicht da? Vielleicht hat Azrani sich doch getäuscht!«
    Leandra erwiderte nichts. Der

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