Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
ganz rechts hing.
Hellami trat neugierig vor und streckte die Hand nach der Waffe aus.
»Halt!«, rief Leandra, sprang vor und hielt Hellamis Arm zurück.
Hellami stieß einen erschreckten Laut aus und zog die Hand zurück, als sei sie im Begriff gewesen, versehentlich etwas glühend Heißes zu berühren. Leandra nickte ihr mahnend zu und griff selbst nach der Waffe. Mit einer gewissen Ehrfurcht nahm sie das Schwert von seiner Halterung herab.
»Man darf die Jambala nicht berühren! Weißt du nicht mehr?«
Hellami stieß einen Laut der Erleichterung aus. »Ja, verdammt. Das hatte ich vergessen.«
Leandra hielt das Schwert hoch. Es steckte in einer ledernen Scheide, und sah man einmal von dem Griff ab, der etwas ungewöhnlich geformt war, war im Augenblick nichts Besonderes daran zu erkennen.
»Schau mal«, sagte sie leise. »Marthis hat einen kleinen Lederschutz über den Griff gearbeitet. Damit erkennt man sie von außen eigentlich gar nicht mehr.«
Hellami ächzte. »Also ... eben hast du noch gesagt, man dürfe sie nicht berühren!«
Leandra schüttelte den Kopf. »Stimmt schon. Aber dass ich dich zurückgehalten habe, war nur aus Vorsicht. Was man nicht darf, ist, sie aus der Scheide zu ziehen.«
Als wollte sie ihre eigene Rede widerrufen, tat sie nun genau dies. Mit einem hellen Singen glitt die Jambala heraus. Hellami trat einen Schritt zurück.
» ... niemand außer mir«, fügte Leandra hinzu.
Sie hielt die Klinge in die Höhe, und es war für Hellami leicht zu erkennen, dass dieses Schwert weit mehr war als nur ein geschärftes Stück Metall. Es war, als hätte die Jambala im Augenblick ihres Erscheinens von der gesamten Schmiede Besitz ergriffen. Das Metall des Schwertes funkelte in hellem Gold und es war, als reflektiere es mehr Licht, als überhaupt in der Schmiede vorhanden war. So als besäße es eine eigene, innere Lichtquelle. Die Klinge selbst hatte einen delikaten Schwung, war unendlich fein gearbeitet, und Hellami dachte, dass der weibliche Name bestens passte: Dieses Schwert war von der Formgebung und der Ausstrahlung her eindeutig eine Sie. Allerdings eine äußerst kriegerische Sie. Was Hellami eigentlich nicht sonderlich gefiel.
»Spürst du es?«, flüsterte Leandra.
»Ich spüre eine ganze Menge«, antwortete Hellami befangen. »Meine Freude hält sich allerdings in Grenzen. Das ist ... ein ziemliches Mordinstrument, nicht?«
Leandra nickte langsam, während ihre Blicke in einer Art gebannter Abwesenheit an der Klinge hafteten. »Ja«, sagte sie dann und ließ das Schwert wieder sinken. »Du hast ein sehr feines Gespür.«
Im nächsten Moment trat sie zu Hellami und umarmte sie fest, die in der Scheide steckende Jambala noch immer in einer Hand haltend. »Ich bin sehr froh, dass du das so empfindest!«
Hellami war befremdet, erwiderte aber die Umarmung. »Geht es schon los?«, fragte sie, ein wenig provozierend.
Leandra ließ überrascht von ihr ab und trat einen Schritt zurück. Dann blickte sie auf die Jambala in ihrer Hand und nickte langsam. »Ja. Schon möglich.«
Hellami holte tief Luft. »Gut. Ich meine ... nun, lass uns verschwinden. Wir haben alles, oder?«
Leandra blickte zu dem Waffenschrank hinüber und dachte kurz nach. »Nein. Noch nicht ganz.« Sie legte die Jambala sacht zu Boden und trat noch einmal vor die Sammlung der Waffen. Unten befanden sich einige Schubladen und Türen und sie kniete nieder und öffnete sie der Reihe nach. Nach einigem Suchen fand sie, was sie noch haben wollte. Sie zog ein kleines, in Leder geschlagenes Bündel hervor.
»Was ist das?«, fragte Hellami.
»Das ist ...«, begann Leandra, lächelte dann schwach und winkte wieder ab. »Ich zeig es dir später. Lass uns jetzt lieber gehen.«
Hellami zuckte die Schultern. Von einer seltsamen Erregung ergriffen, beugte sie sich hinab und nahm vorsichtig die Lederscheide mit der Jambala vom Boden auf. Leandra beobachtete sie interessiert dabei.
Hellami hielt das Schwert befangen vor sich, so als erwarte sie, dass etwas passierte. Aber nichts tat sich. Sie atmete angespannt auf und sagte dann: »Hier. Dein Schwert.«
Leandra nahm die Jambala nicht gleich. Für Momente genoss sie das Einvernehmen zwischen sich und ihrer Freundin. Es tat ihr gut, dass Hellami die Jambala auf die gleiche Weise wie sie selbst fühlte. Das Schwert strahlte ohne Zweifel eine fremdartige Faszination aus. Aber seine Bedrohlichkeit und die ihm innewohnende Aura der Gefahr und der unheilvollen Verheißung waren
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