Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
»Nein, das geht nicht. Ich brauche sie.«
Hellami folgte unsicher ihren Blicken. »Na, dann lass uns schnell machen! Weißt du, wo Marthis sie aufbewahrt?«
»Leider nein. Aber ich habe eine Idee ...«
Leandra durchquerte die Werkstatt und hielt vor einer breiten Holzwand an, die in einen Durchstoß der Höhlenwand eingebaut war. Sie zögerte kurz, trat dann vor und drückte kräftig gegen eines der Bretter. Ein Laut erklang und das Brett gab nach. Leandra griff in den Spalt und zog die komplette Holzwand nach außen. Ein riesiger Türflügel öffnete sich mit einem mahlenden Geräusch.
Hellami entfuhr ein überraschter Laut, als sie sah, was sich hinter der Wand verbarg.
Im orangegelben Schein des magischen Lichtes, das jetzt direkt über Leandras Kopf schwebte, enthüllte sich ein wahrer Schatz an Waffen. Blank poliertes Metall schimmerte und warf das warme Licht in allen Tönen zurück.
In einer breiten Waffensammlung, die sich hinter der Holzwand befand, waren Schwerter, Säbel, Dolche, Streitäxte und Spieße wie in einer Galerie aufgereiht. Der Größe nach sortiert, hingen dort eine Reihe von spitzen Messern und darunter eine Auswahl von schlanken Rapieren. Alle Waffen sahen schon auf den ersten Blick nach so hervorragender Machart aus, dass gar kein Zweifel aufkommen konnte, dass sie von allerhöchster Qualität waren. Sie bildeten einen Gegensatz zu der ansonsten derben Einrichtung dieser Schmiede, denn sie sahen sehr kostbar aus. Ein Schatz, den man eigentlich nicht für längere Zeit unbeaufsichtigt allein zurückließ. Das wurde nun auch Hellami klar.
Hellami schluckte. »Ist sie ... dabei?«
Leandra musterte den Inhalt der Waffensammlung und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Aber das habe ich auch nicht erwartet. Doch er hat mir einmal eine sehr kostbare Waffe angeboten. Ich sah nicht genau, woher er sie holte, aber irgendwo hier drin gibt es noch einen weiteren Platz ...«
»Puuh!«, machte Hellami und trat neben Leandra. »Das sind teure Stücke. Was ist, wenn er jetzt ...«, und damit deutete sie zur Tür, » ...ganz plötzlich herein kommt?«
Leandras Blicke folgten Hellamis ausgestrecktem Finger. Doch die Tür zur Küche blieb dunkel, kein Marthis tauchte dort auf. Sie wandte sich der Sammlung wieder zu und ließ ihre Blicke über die Waffen schweifen.
»Hier, schau mal!«, sagte sie und löste eine schlanke, mittellange Klinge aus einem Halter. Sie hielt sie Hellami hin und maß sie dabei an ihrer Freundin, wie sie vielleicht ein Kleid an ihr messen würde.
»Meinst du, sie steht mir?«, fragte Hellami leicht belustigt.
Leandra schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Ich meine nur die Länge. Und das Gewicht. Streck mal deinen Arm aus!«
Hellami tat, wie ihr geheißen. Leandra hielt das Leichtschwert an ihren Arm. »Fast ein bisschen zu kurz«, stellte sie fest. »Aber trotzdem: besser zu kurz als zu lang. Ich glaube, das behältst du!«
Leandra nahm eine passende Lederscheide aus dem Arsenal, steckte das Schwert prüfend hinein und reichte es dann Hellami.
Hellami sah sich unruhig um. »Warum ausgerechnet Waffen von hier? Ich fühle mich wie ein Dieb. Können wir nicht anderswo welche kaufen?«
Leandra schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Es muss so eine sein - aus Tharuler Stahl. Ich erkläre dir später, warum.« Damit wandte sie sich wieder den Waffen zu. Sie musterte eine Zeit lang einen bestimmten Teil der Rückwand und tastete dann die Kanten eines Brettes ab, das ein Teil der Rückwand war.
»Was tust du da?«, fragte Hellami. »Ich suche was ...«, ächzte Leandra, die inzwischen an irgendetwas zog, »ein ... Geheimfach.« Kaum hatte sie das Wort ausgesprochen, gab etwas mit einem Knall nach und Leandra taumelte zurück und landete auf dem Hosenboden. Sie stand rasch wieder auf und machte sich abermals an der Rückwand zu schaffen.
»Ein Geheimfach?«
»Na ja, sagen wir: die Abteilung für besondere Stücke. Und jetzt ...«
Leandra zog abermals an dem Brett - und diesmal schwang ein Teil der Rückwand herum und gab einen weiteren Teil preis, an dem noch mehr Waffen in Halterungen hingen. Waffen von exquisiter Machart.
Hellami streckte sofort die Hand aus. »Das da!«, sagte sie.
Leandra stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein, mein Goldstück, falsch geraten. Besondere Dinge, wie die Jambala, versuchen sich eher in der Masse zu verbergen. Das dort!«, sagte sie und deutete auf ein Schwert, das in einer ledernen Scheide
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