Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
genaue Erfassen der Schriften. Macht euch kurze Notizen über eure Schritte und versucht, schnell voranzukommen. Die meisten Spuren werden sicher ins Leere führen, aber vielleicht haben wir Glück und finden etwas. Die Zeit drängt. Also los -ihr könnt gleich anfangen. Haltet mich auf dem Laufenden!«
Die angesprochenen Männer erhoben sich unter Gemurmel, aber Valerian hörte, wie sich, noch während sie an ihre Arbeitsplätze marschierten, angeregte fachliche Gespräche erhoben. Er schöpfte Mut.
»Ihr anderen«, fuhr er fort und deutete auf Gyndir, Toi, Carl und Jolnas, »stürzt euch auf diese Krypti. Dazu werdet ihr ebenfalls Bücher und Schriften wälzen müssen, aber ich bin zuversichtlich, dass sich zu diesem Thema einiges findet. Ich werde alle Werke zu diesem Gebiet aus Hegmafor und Usmar anfordern. Das sind die ältesten Bibliotheken in Westakrania, wie ihr wisst. Tragt alles zusammen, was ihr über diese Dinger in Erfahrung bringen könnt. Wenn wir eine Vorstellung davon entwickeln, wie sie aufgebaut sind, dann vermag uns Magister Quendras sicher weiterzuhelfen. Soweit ich weiß, kann er alles an magischen Strukturen auflösen, wenn er nur eine Vorstellung vom Aufbau hat.«
Die angesprochenen Männer nickten.
»Ich und Martiel werden währenddessen versuchen, die Geschichte der Bruderschaft zu durchforsten, um herauszukriegen, was es an geschichtlichen Aufzeichnungen über Sardin gibt. Aufenthaltsorte, irgendwelche besonderen Begebenheiten und so weiter. Wir müssen wissen, wo Sardin gewirkt hat. Die zweite Ausfertigung des Paktes wird mit Sicherheit nicht hier in Torgard sein. Wir müssen sie so schnell wie möglich finden.«
»Schafft ihr das allein?«, fragte Toi. »Ich meine - all diese Bücher und Pergamente zu sichten ...?«
Valerian hob die Schultern. »Wir werden uns noch Leute hinzuholen, wenn es zu umfangreich wird.« Er erhob sich. »Also, an die Arbeit!«
Die Versammlung löste sich auf und die verbliebenen Skriptoren strebten ihren Arbeitsplätzen zu. Valerian beauftragte Martiel damit, alles zusammenzutragen, was er über die Zeit vor dem Dunklen Zeitalter aufspüren konnte. Er selbst musste sich um die Einrichtung seines neuen Arbeitszimmers kümmern. Wie es ihm nun zustand, hatte er sich einen kleinen Raum hinter der Haupthalle des Skriptoriums als künftigen Stützpunkt auserkoren. Er brauchte jetzt einen Ort, an dem er in Ruhe forschen und nachdenken konnte. Besonders nachdenken.
13 ♦ Sturm
Abermals waren sie gut vorangekommen, doch gegen Abend bezog sich der Himmel und weit im Süden hatten die Wolken zu leuchten begonnen. Ein ziemlich warmer Wind war von Süden her aufgefrischt und blies nun schon seit Stunden fette, dräuende Wolken vor sich her, bis schließlich der ganze Himmel voll von ihnen war.
Leandra blickte nach oben. »Höchste Zeit, dass wir uns einen Unterschlupf suchen. Wenn das alles runterkommt, dann gute Nacht.« Sie senkte ihren Blick wieder und musterte die Ebene, die vor ihnen lag.
Hellami nickte bestätigend. »Und die Blitze erst. Hier auf dem freien Land sind wir völlig ungeschützt. Wusstest du, dass die meisten Blitze von unten nach oben gehen?«
»Wie ... von unten nach oben?«
Hellami nickte. »Ja. Das hat mir mal ein Mönch erklärt. Aber ich hab vergessen, warum.« Sie grinste.
Leandra schüttelte den Kopf. Dann deutete sie an den Waldrand, ein Stück weiter unten im Tal. »Sieh mal. Da liegt eine Hütte.«
Hellamis Blick folgte Leandras deutendem Finger, und sie erkannte eine kleine Holzkate, die sich eine Viertelmeile entfernt dunkel unter den Schutz des Waldsaumes duckte. Kein Licht drang durch die Fenster und es gab offenbar auch keinen Gemüsegarten oder Pferch. Womöglich war sie unbewohnt. Dann würde sie ein gutes Quartier für die Nacht abgeben. Sie marschierten zügig darauf los, und als sie bei ihr anlangten, fiel Leandra ein erster dicker Tropfen auf die Stirn.
Die Hütte war tatsächlich verlassen und nicht einmal die Tür war abgesperrt. Sie traten ein und fanden einen kleinen, kargen Innenraum mit einer gemauerten Feuerstelle und ein paar einfachen Möbeln vor. Auch eine schmale Pritsche und eine uralte, aber noch einigermaßen taugliche Wolldecke gab es. Leandra äußerte die Vermutung, dass die Hütte vielleicht einmal einem Einsiedler gehört hatte, der nach Einführung der neuen Gesetze in eine Stadt oder ein Dorf gezogen war. Es befand sich kein einziges verwertbares Werkzeug oder Stück Geschirr mehr hier. Die
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