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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Hütte war gänzlich ausgeräumt worden, wie von jemandem, der absichtsvoll diesen Wohnort aufgegeben hatte. Nicht einmal Feuerholz war noch vorhanden.
    Sie beschlossen, die Nacht hier zu verbringen, und teilten sich die Arbeit. Im beginnenden Regen eilte Leandra hinaus und versuchte, so viel Klein- und Bruchholz wie möglich aus dem nahen Wald zusammenzusuchen. Hellami befreite das Innere der Hütte notdürftig von Staub und Schmutz. Der kleine Ulfa hatte sich verzogen - wann, das hatten sie nicht bemerkt. Als Leandra, vor Nässe tropfend, mit einem Arm voll Holz wieder in der Hütte erschien, hatte Hellami schon ein wenig Ordnung geschaffen und ihre Sachen verstaut. Auf dem wackeligen Holztisch, zu dem es keinerlei Sitzgelegenheit gab, lagen einige ihrer Vorräte für das Abendessen. Leandra ging noch einmal hinaus und holte eine zweite Holzladung.
    »Lass uns versuchen, das Feuer ganz normal anzuzünden«, sagte sie und machte sich an der Feuerstelle zu schaffen. »Solange wir nicht sicher sind, ob uns dieser Usbalor noch auf den Fersen ist, möchte ich so wenig Magie wie möglich wirken.«
    Im nächsten Moment kam ihr dieser Gedanke schon wieder unsinnig vor, denn sie hatte heute noch einiges vor. Sie winkte ab, konzentrierte sich kurz und ließ eine kleine, nicht allzu helle Lichtkugel in der Mitte des Raumes unter der Decke entstehen. Der dazu passende Donnerschlag drang prompt vom Gewitterhimmel herab und tauchte die abendliche Szene in jene halb romantische, halb bedrohliche Atmosphäre, die sturmdurchtoste Nächte so an sich haben.
    Hellami blickte fragend nach oben.
    Leandra schüttelte den Kopf. »Ist eigentlich egal«, erklärte sie. »Ich wollte heute Abend ohnehin noch etwas erledigen. Außerdem wird uns das Gewitter schützen. Da sind so viele Elementarkräfte zugange, dass es selbst für einen geübten Magier schwierig ist, irgendetwas zu erspüren.«
    Hellami gab sich bescheiden und hinterfragte nicht, was Leandra noch vorhatte. Sie schien sich langsam daran zu gewöhnen, dass das Zusammensein mit einer Magierin ständige Geheimnisse mit sich brachte.
    Leandra machte die Feuerstelle bereit, und als sie das Feuer mit magischer Hilfe entfacht hatte und die kleine Lichtkugel unter der Decke wieder erlöschen ließ, war das Gewitter draußen bereits richtig in Fahrt gekommen. Es krachte, donnerte und die Auren der Blitze schössen breite Lichtspeere durch die zwei kleinen Fenster der Hütte herein. Schweigend saßen sie auf der Kante der herbeigerückten Pritsche vor dem Tisch und aßen ein kärgliches Abendmahl.
    »Hast du schon mal was vom Kodex gehört?«, fragte Leandra dann, als sie sich nach dem Essen auf der Pritsche zurückgelehnt hatte und mit einem Holzsplint zwischen den Zähnen pulte.
    »Vom Kodex? Dem der Gilde?«
    Leandra nicke.
    Hellami spitzte nachdenklich die Lippen. »Nun ja, ihr dürft, glaube ich, euch nicht in den Dienst von Handel und Politik stellen und so.«
    »Stimmt. Das sind die ethischen Gesetze des Kodex. In Wahrheit ist das Ding aber ein dickes Buch, in dem alle möglichen Regeln stehen.« Sie deutete mit Daumen und Zeigefinger an, wie dick es war. Dann erhob sie sich, schritt zu dem kleinen Fenster, das rechts neben der Eingangstür lag, und lugte hinaus. Das Gewitter hatte in seiner Gewalt ein wenig nachgelassen, aber es rumpelte und blitzte noch immer aus allen Richtungen, während ein kräftiger Regen nieder rauschte. Dass es draußen merklich kühler geworden war, konnte man hier, in der Nähe des Fensters, schon deutlich spüren.
    Hellami erhob sich und trat neben Leandra. »Welche davon hast du vor zu brechen?«, fragte sie nüchtern.
    Leandra lachte auf und sah Hellami an. »Die wichtigste«, sagte sie.
    Hellami sah sich im Raum um. »So?«, fragte sie. »In den Dienst welcher Politik willst du dich denn stellen? Die der Mäuse und Spinnen hier?«
    Leandras Gesichtsausdruck wurde ernst. »Nein. Es gibt noch wichtigere Gesetze als die der Ethik. Zum Beispiel die der Magieform.« Hellami sah sie fragend an.
    Leandra durchquerte den Raum und zog entschlossen die Jambala unter ihrem Rucksack hervor. Sie zog die Klinge aus der Scheide und hielt sie im Schein des Feuers in die Höhe. Das Schwert glänzte hell auf - und augenblicklich verspürte Hellami wieder die seltsame, bedrohliche Aura, die ihm zu eigen war. Für Sekunden hielt das Gefühl noch an, verlosch dann aber unvermittelt. Auch der mystische Glanz des Schwertes versiegte und im nächsten Augenblick wirkte es

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