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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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niemals auf die verfluchte Idee gekommen wären, einen Bastard wie dich in die Welt zu setzen!«
    In diesen letzten Worten lag eine so finstere Drohung, dass sich Valerian trotz all seines Mutes innerlich zusammenkrampfte. Er zweifelte nicht im Mindesten daran, dass Chast im Falle seiner Untreue jeder Silbe seiner Drohung zur vollen Geltung verhelfen würde.
    Als Valerian zurück im Skriptorium war, hatte sich sein Puls wieder beruhigt. Das hieß nicht, dass er sich fühlte wie gewohnt - so, als ob er nur eine schwierige Audienz absolviert hätte und nun alles wieder seinen gewohnten Weg ging.
    Nein, im Gegenteil: Er war aufgewühlt und die Gedanken über seine neue Aufgabe und deren Möglichkeiten und Gefahren brandeten wie die sich überschlagenden Wellen an einem stürmischen Hafenpier durch sein Gehirn. Er hatte das, was er eigentlich wollte, zehnfach schneller und zehnfach besser erreicht, als er es sich jemals ausgemalt hätte. Von Chast persönlich zum Leiter einer bevorzugten Gruppe bestellt! Kein Vorgesetzter mehr, außer dem Meister persönlich. Valerian fragte sich, ob dies ein Vor- oder ein Nachteil war. Aber immerhin musste er nun nicht mehr vor Kerlen wie diesem Rasnor kuschen.
    Wie im Traum tappte er zwischen zwei langen Regalzeilen hindurch und versuchte seiner Gedanken Herr zu werden. Er würde nun ein eigenes Arbeitszimmer erhalten, dazu vielleicht sogar einen persönlichen Helfer, und seine Befugnisse würden Möglichkeiten und Bequemlichkeiten umfassen, wie sie nur den höchsten Bruderschaftsmitgliedern zustanden. Er konnte schalten und walten, wie er wollte. Er durfte sogar wieder die Festung verlassen! Es war unglaublich.
    »Wo hast du dich so lange herumgetrieben?«, bellte plötzlich eine Stimme von rechts. Valerian sah auf -es war natürlich Rasnor. »Los! Stürz dich an deine Arbeit! Ich muss mich nun anderen Aufgaben widmen und will, dass du, bis neue Befehle kommen, die Bücher aus den Regalen zwölf bis achtzehn ins Skriptorium schaffst ...«
    »Einen Augenblick!«, sagte Valerian und hob die Hand.
    Rasnor blieb vor ihm stehen und starrte ihn hasserfüllt an. Es war erstaunlich - allein die Begebenheit von heute Morgen schien ausgereicht zu haben, um Rasnors Eifersucht in Hass gegen ihn umschlagen zu lassen. Valerian war beinahe versucht, dem miesen, kleinen Kerl eine Lektion zu erteilen.
    »Keine Befehle mehr«, sagte Valerian barsch. »Ab jetzt untersteht mir dies alles hier!« Damit wies er in die Runde.
    Rasnor funkelte ihn mit gefährlich blitzenden Augen an. Er besaß eine Ausbildung als Magier, so wie die meisten Bruderschaftsmitglieder, aber seine Kräfte waren nicht bedeutend. Soweit Valerian wusste, stand Rasnor im Rang eines Jungbruders. Außerdem bestand keine Gefahr, dass er ihm etwas antat. Einen Angriff mit Magie hätte er erklären müssen, besonders jetzt, da Valerian so weit aufgestiegen war.
    »Soso«, sagte Rasnor, der offenbar schon mit gewissen Veränderungen gerechnet hatte. »Dann bist du also jetzt der Herr hier unten, was?«
    Valerian sah ihn nur mit kalten Blicken an und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Bitte sehr!«, sagte Rasnor und hob die Handflächen nach oben. »Ich habe ohnehin kein besonderes Interesse mehr an diesen Unmassen von altem Papier. Ab morgen werde ich ebenfalls mit etwas anderem beschäftigt sein, ich warte nur noch darauf, dass man mir mein neues Schreibzimmer einrichtet - im elften Stockwerk, falls dich das interessiert! Aber freue dich nicht zu früh!« Damit ließ er Valerian stehen, ging davon - und die Überraschung war ihm gelungen.
    Verwirrt starrte Valerian ihm hinterher. Er kam zu keinen Schlüssen. Welcher Art Rasnors neue Beschäftigung sein mochte, und dazu noch im elften Stockwerk, droben bei Chast, war ihm schleierhaft. Achselzuckend wandte er sich um und ging zurück ins Skriptorium, wo die Schreibpulte und Tische standen, an denen sich seine Brüder mit der Erforschung alter Schriften beschäftigten. Schnaufend ließ er sich an einem der Tische nieder. Er mahnte sich, die Dinge ab jetzt nicht leichter zu nehmen als vorher. Er besaß nun weitaus größere Befugnisse, aber auch wesentlich mehr Verantwortung. Und dass allein Chast ab jetzt sein Herr und Meister war, und nicht mehr Rasnor, mochte sich eher als ein Nachteil herausstellen.
    Der Rest des Tages verlief ohne weitere besondere Ereignisse. Rasnor tauchte nicht mehr auf, und die Nachricht, dass Valerian nun der Leiter des Skriptoriums war, nahmen seine Brüder

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