Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
wie ein einfaches, kaltes Stück Metall. Hellami war plötzlich verwirrt. Sie richtete sich auf. »Was ... was ist denn jetzt?«, fragte sie. Leandra drehte das Schwert unvermittelt und warf es mit dem Griff voran zu ihrer Freundin. Hellami fing es am Griff auf, stieß dann einen Schrei aus und ließ es sofort wieder los. Die Jambala polterte zu Boden, während Hellami zu Tode erschrocken aufgesprungen war und sich zur Rückwand der Hütte flüchtete.
»Verdammt!«, schrie sie. »Willst du mich umbringen?«
Leandra blickte sie kalt an. »Wäre das die echte Jambala, dann wärest du jetzt wahrscheinlich schon tot!«
Hellami schüttelte fassungslos den Kopf. Für den Augenblick versagte ihr die Stimme und sie stieß nur ein ungläubiges Krächzen aus.
Leandra trat zu dem Schwert und hob es auf. Mit einer geringschätzigen Bewegung warf sie das Schwert auf die Pritsche. »Ja, du hast richtig gehört. Das ist nicht die echte Jambala. Nur eine Nachbildung.«
»Was sagst du da? Aber ... ich habe es doch gespürt!«
Leandra schüttelte den Kopf. »Eine Illusion. Ein kleines Lob für mich selbst, aber nur eine Illusion. Ich habe sie dir vermittelt. Neulich, in Marthis' Schmiede - und gerade eben auch.«
Hellami atmete mit einer gewissen Erleichterung aus. Dann aber stieg die Wut über Leandras Tat wieder in ihr hoch. »Verdammt!«, rief sie aus. »Musste das denn sein? Deine Scherze haben mir auch schon mal besser gefallen!«
Leandra zeigte ihr ein schiefes Lächeln. »Tut mir Leid. Ich hielt es für angemessen. Um dir zu zeigen, wie wichtig die Sache ist.«
»Dass dies nicht die echte Jambala ist?«, Hellami kochte noch immer. »Hätte es nicht genügt, mir das zu sagen?«
Leandra überging die Frage. »Wäre das die echte Jambala gewesen, hätte dieser Usbalor es bemerkt. Nein, das ist eine Nachbildung, die Marthis nach meinen Zeichnungen angefertigt hat.«
Hellami atmete ein paar Mal tief ein und aus. Schließlich trat sie zur Pritsche und betrachtete das Schwert mit abschätzigen Blicken.
»Nur zu!«, sagte Leandra. »Du kannst es berühren. Es ist völlig ungefährlich.«
Hellami blickte zu Leandra und streckte dann zögernd die Hand aus. Noch einen Augenblick lang hielt sie inne, dann nahm sie den Griff der Jambala in die Hand - und nichts geschah.
Sie hielt das Schwert vor sich in die Höhe. »Das war eine Illusion? Von dir?«, fragte sie.
Leandra nickte. »Ja. Ich habe ein wenig geübt. Sagte ich ja.«
»Und die echte Jambala? Wo ist die?« Leandra hob die Schultern. »Verloren. Wohl ein für allemal. Unter Massen von Fels begraben - in Unifar.«
Hellami ließ das Schwert wieder sinken. »Also ... wenn das nicht die echte Jambala ist, warum sind wir dann zu Marthis gegangen? Ich meine - dieses Ding hier ist doch wertlos! Jedenfalls im Kampf gegen Chast!«
Leandra schürzte die Lippen. »Nun ja, das stimmt nicht ganz. Ich müsste dieses Schwert mit einer ... bestimmten Fähigkeit versehen«, sagte sie. »Damit ließe sich der Verlust wieder ... ausgleichen. Ich könnte dann Chast damit gegenübertreten und er würde glauben, ich besäße die echte Jambala immer noch.« »Eine Täuschung?«
Leandra seufzte leise, antwortete aber nicht. Hellami hob das Schwert wieder und studierte seine feinen, geschwungenen Linien. Für sie sah es durchaus echt und bedrohlich aus - sah man einmal davon ab, dass jenes seltsame und beklemmende Gefühl nicht mehr vorhanden war, das Leandra ihr offenbar vermittelt hatte. Die Klinge war sanft geschwungen und wies feine Gravuren auf. Nur eine der Seiten war durchgehend geschärft, die Rückseite des Blattes hingegen besaß am unteren Drittel keinen Schliff und ging in einem sanften, geradezu delikaten Schwung in das Heft über, dessen unteres Ende sich zu einem breiten, golden schimmernden Handschutz heraufbog. Er ließ für die schwertführende Hand eine breite Öffnung zurück - eine Öffnung, durch die auch die Hand eines großen Mannes gepasst hätte. Dennoch wirkte ihre zierliche Hand nicht unverhältnismäßig klein darin.
»Du musst Marthis eine ziemlich genaue Beschreibung der echten Jambala gegeben haben«, stellte Hellami fest. »Das Schwert wirkt nicht gerade wie ein behelfsmäßiger Nachbau.«
Leandra lächelte in Bewunderung von Marthis' Arbeit. »Ja. Ich machte ihm mehrere Zeichnungen und gab mir alle Mühe. Ich kannte jeden Fingerbreit der echten Jambala ganz genau.« Sie seufzte. »Es stimmt. Marthis hat hier wohl ein Meisterstück abgeliefert.« Sie hob
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