Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
gesträubt, was nicht Elementarmagie hieß. Ich habe nachgeforscht, habe diese Stygische Magie wirklich zu durchleuchten versucht. Aber ich habe nichts gefunden. Es gibt keine wirkliche, unkontrollierbare Gefahrenstelle!«
Hellami starrte nun ebenfalls ins Feuer. Es knackte laut und ein Funken stob davon. »Und dennoch hat Darios die Sache für sich behalten. Und Munuel hat es offenbar auch niemandem verraten - außer dir!«
Sie schüttelte verdrossen den Kopf. »Nein. Hat er nicht. Ich fand später - nach seinem Tod, als ich zurück in Angadoor war - dieses Büchlein in seinem Haus. Es ist gar nicht so schwer zu verstehen, wenn man etwas über Magie weiß.«
»Sag mir eins, Leandra«, forderte Hellami. »Glaubst du nicht, dass Munuel und dieser Darios einen triftigen Grund hatten, diese Stygische Magie geheim zu halten?«
Leandra antwortete nicht gleich. Ihr war anzusehen, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass Hellami so stark Partei ergreifen würde. Dann aber seufzte sie. »Ja. Schon möglich.«
»Vielleicht ist sie einfach zu mächtig!«, schlug Hellami vor. »Zu mächtig für uns Menschen! Und deswegen so gefährlich.«
Leandra zuckte die Schultern.
»Meinst du nicht, dass Munuels und Darios' Gründe für dich ebenso triftig sein sollten, die Finger von dieser Magie zu lassen?«
Leandra gab nicht auf. »Beide haben diese Magie dennoch benutzt! Doch wohl auch aus triftigen Gründen, oder?«
Hellami schwieg eine Weile. Dann fragte sie: »Was war vorhin, als du zugabst, die Stygischen Artefakte zurückholen zu wollen? War das ernst gemeint?«
Wieder seufzte Leandra. »Ja. Darios tat das mit Hilfe der Stygischen Magie. Ich habe herausgefunden, wie es geht. Es steht gewissermaßen in diesem Büchlein hier. Wenn auch in sehr verschlüsselter Form.«
»Du meinst, du könntest damit die Jambala, die Canimbra und den Yhalmudt aus Unifar, wo sie unter Unmassen von Fels begraben liegen, wieder hierher zaubern?«
Leandra schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Ich könnte nur eine einzige Sache machen - ich könnte eine neue Jambala erschaffen. Ein magisches Schwert mit der Macht des Schwertes, das ich früher trug.«
Hellami machte große Augen. »Wirklich? Das ... könntest du?«
Leandra nickte. Ihr war offenbar selbst nicht ganz wohl dabei.
»Aber ... das gibt es doch gar nicht!«, stieß Hellami hervor. »Du bist eine Adeptin! Woher willst du solche gewaltigen Kräfte nehmen?«
Leandra schüttelte den Kopf. »Es kommt nicht auf meine Kräfte als Magierin an. Ich bin in dieser Sache nur eine kleine Handwerkerin. Es geht um die Kräfte der Wesenheit, mit der die Jambala erfüllt werden soll.« »Jetzt verstehe ich«, sagte Hellami langsam, »warum du Marthis' Jambala-Nachbildung so dringend benötigt hast.«
Leandra nickte niedergeschlagen. »Ja, das stimmt. Sie ist sozusagen ... das Rohmaterial.« »Und wie soll das gehen?«
Leandra sah Hellami schief an. »Du bist nicht sehr dafür, was? Ich weiß nicht, ob wir die Sache nicht lieber vergessen sollten.« Hellami schnaufte. »Jetzt will ich es wissen!« Leandra fühlte sich nicht besonders. Das war ihr deutlich anzusehen.
Hellami wartete eine Weile, dann entschloss sie sich, einen etwas versöhnlicheren Gesichtsausdruck aufzusetzen. Dadurch, dass sie es Leandra jetzt schwer machte, kamen sie nicht weiter. »Nun sag schon. Ich werde dich schon nicht in der Luft zerreißen.«
Leandra wand sich noch ein wenig, dann seufzte sie. »Gut, wie du willst«, meinte sie. Sie suchte nach Worten. »Also - das Problem liegt darin, dass die Jambala tatsächlich ein lebendes Schwert war. Sie besaß eine Seele, einen Willen. Das war sozusagen ... das Glück mit ihr.«
»Das Glück?«
Leandra nickte und hob die Klinge des Schwertes in die Höhe, um sie nachdenklich zu studieren. »Ja. Sie ließ sich nicht missbrauchen. Sie weigerte sich, von jemandem berührt zu werden, den sie nicht akzeptierte. Jeder, der sie aus ihrer Scheide zog, ohne dass sie ihn akzeptiert hatte, lief Gefahr, von ihr getötet zu werden. Durch einen gewaltigen Stoß stygischer Energie.« Hellami nickte stumm.
»Sie setzte auch ihre Kräfte nur nach eigenem Ermessen frei«, fuhr Leandra fort. »Kein Gedanke daran, dass ich ihre Macht immer zur Verfügung hatte, wenn ich sie nur zog. Das war manchmal schwierig, aber es gab mir auch das beruhigende Gefühl, dass sie niemals für einen bösen Zweck eingesetzt werden konnte - oder für einen falschen.« Sie sah Hellami an.
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