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Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sollst nur ... mich damit töten!«
    Hellami sprang auf. Sie warf die Arme in die Luft und legte alle Schärfe, derer sie fähig war, in ihre Stimme. »Verflucht!«, schrie sie. »Du blödes Biest! Bist du vollkommen irrsinnig geworden? Lieber gehe ich zu Chast und liefere dich ihm aus! Lieber würde ich ...« Sie ballte die Fäuste, stieß einen Wutschrei aus und lief, wie von einem giftigen Insekt gestochen, im Raum umher.
    Leandra sagte nichts und blieb nur sitzen. Sie betrachtete die Jambala und ignorierte Hellami, die den Wutanfall ihres Lebens zu haben schien.
    Schließlich sagte sie ruhig: »Es ist nicht, wie du denkst. Ich werde nicht sterben. Oder jedenfalls nur für einen Moment. Ein paar Sekunden später hast du mich zurück, heil und munter.« Sie schickte ein verkniffenes Lächeln hinterher.
    Hellami blieb stehen und peilte sie an.
    Leandra nickte. »Ja - es ist ein Trick, verstehst du? Die Magie hat sich seit damals weiterentwickelt. Darios hätte damals seine Liebste vielleicht auch wieder zurückholen können - mit den heutigen Mitteln. Es war nicht notwendig, dass sie sterben musste.«
    »Vielleicht?«, rief Hellami. »Aber es gibt eine Gefahr dabei, oder nicht?«
    Leandra zuckte die Schultern. Sie war ein bisschen abwesend. »Ja, schon ...«
    Hellami kam zurück, von heißer Wut beseelt. »Schlag dir das aus dem Kopf, hörst du? Niemals werde ich so etwas tun. Niemals!«
    Leandra hob verdrossen die Schultern. »Siehst du? Ich sagte ja, dass es dir nicht gefallen würde.«
    Hellami setzte sich wutschnaubend auf die Kante des Bettgestells, während Leandra das Schwert sinken ließ, die Knie heranzog, sie mit beiden Armen umschloss und dann den Kopf senkte, um das Gesicht zu verbergen. Nach einer Weile bemerkte Hellami, dass Leandra weinte. Plötzlich bedauerte sie jedes grobe Wort, das sie gesagt hatte, wandte sich zu Leandra und versuchte sie zu umarmen.
    »Verdammt - es tut mir Leid«, keuchte sie und merkte, dass ihr ebenfalls die Tränen kamen. »Ich wollte dir nicht wehtun. Ich weiß, dass du keine bösen Absichten hast. Im Gegenteil - du willst es nur ... zu gut machen.« Sie legte eine kurze Pause ein. »Können wir nicht einfach ... das alles vergessen? Diesen widerliehen Chast, diese Bruderschaft und überhaupt alles? Können wir nicht einfach in ein fernes Land gehen und diesen ganzen Mist hinter uns lassen?«
    Leandra hob den Kopf. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. »Er hat Munuel ermordet«, sagte sie leise. »Meine Familie und das ganze Dorf leidet. Ganz Akrania leidet. Durch seine Schuld ist Jasmin gestorben. Und Hennor und Meakeiok und was weiß ich, wer noch alles. Und Alina ist in seiner Gewalt ...«
    »Das wissen wir doch gar nicht sicher ...«, warf Hellami schwach ein.
    » ... und das ganze Unheil geht weiter!« Leandra holte mühsam Luft. »Du kennst Cathryn nicht - wie sie früher war. Und meine Mutter, meine Freunde ... Alle gehen zugrunde.«
    Hellami blieb stumm.
    »Wenn nicht irgendwer den Mut aufbringt, ihn aufzuhalten, dann wird alles schlimmer, viel schlimmer noch, als du es dir vorstellen kannst. Erinnere dich nur an den Totenzug.« Leandra verbarg wieder ihr Gesicht.
    Hellami wusste, dass Leandra nicht aus Kummer über die Zukunft weinte, sondern wegen all dem Druck, der auf ihr lastete. Weil sie derzeit die einzige Person auf der Welt zu sein schien, die gegen Chast etwas zu unternehmen vermochte. Obwohl sie das eigentlich nicht einmal wirklich konnte. Ihr fehlte es an Macht. Hellamis Blicke glitten hinab auf das fein gearbeitete Schwert, das auf dem Boden lag. Es schien wie eine Verheißung, wie eine rettende Möglichkeit, dem Unheil zu begegnen - Hellami zweifelte nicht daran, dass Leandra dieses Schwert zu einer gewaltigen Waffe machen konnte. Aber zu welchem Preis? Selbst wenn es so gelang, wie sie es sich vorstellte - würde sie damit nicht ihre Seele wegwerfen? Sie an dieses kalte Stück Metall verkaufen - so gut und ehrenwert ihre Ziele auch sein mochten? Hellami schüttelte leise den Kopf. Nein, das würde sie nicht fertig bringen. Sie würde damit nicht ihre Freundin verletzen können, geschweige denn töten - wie kurz der Moment auch sein mochte, den sie - unter Einsatz ihrer magischen Künste - nicht mehr lebte. Die Vorstellung war völlig absurd, sie widersprach allem, was es für Hellami an Werten in diesem Leben gab.
    Sie seufzte, als suche sie den Mut, die Bereitschaft für diese Tat dennoch zu finden - aber tief in ihrem Inneren wusste sie längst,

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