Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
nicht. Ich meine nicht die Rohe Magie, sondern eine weitere, eine ganz andere Form!«
»Ah, jetzt kapiere ich!«, sagte Hellami und nickte. »Munuel hatte eine ganz neue Form der Magie erfunden, und ...«
Leandra schüttelte heftig den Kopf. Sie wandte sich um, kramte in ihrem Rucksack und zog das kleine Büchlein hervor. »Nein, er hatte nichts selbst erfunden. Aber er hatte etwas entdeckt. Dies hier.«
Hellami nahm das Buch in die Hand und stellte fest, dass von der Beschädigung, die das Schwert verursacht hatte, nichts mehr zu sehen war. »Hast du das wieder in Ordnung gebracht?«, fragte sie ungläubig.
Leandra nickte. »Ja. War gar nicht schwer. Allerdings ...« Hellami starrte sie fragend an.
Leandra hob die Schultern. » ... nun, ich habe es nicht mit Elementarmagie gemacht.«
Man konnte Hellamis Gesicht ansehen, wie es im Innern ihres Kopfes tickte. »Dann ist wohl Munuel nicht der Einzige, der den Kodex gebrochen hat, was? Du hast es ihm nachgetan.«
Leandra nickte. »Der Entdecker dieser Magieform hieß Darios. Er lebte vor zweitausend Jahren. Er war es, der die Drei Stygischen Artefakte erschuf, jene magischen Waffen, die damals den Sieg gegen die Bruderschaft ermöglichten. Die Jambala, die Canimbra und den Yhalmudt.«
» ...und die in der Folge auch für den Ausbruch des Dunklen Zeitalters verantwortlich waren«, fügte Hellami trocken hinzu. »Du selbst hast mir erzählt, dass Sardin die Canimbra an sich brachte und mit ihr das gesamte Trivocum niederriss.«
Leandra starrte sie an und schnaufte. Es war ihr anzusehen, dass sie Hellamis Kritik in diesem Moment nicht sonderlich begrüßte. »Nun«, sagte sie, »jedes Ding ist zu einem bösen Zweck zu gebrauchen. Ein Hammer kann ein nützliches Werkzeug sein oder aber ein tödliches Mordinstrument, oder nicht?«
»Es gibt Dinge«, konterte Hellami, »die anders sind als ein Hammer. Die nur dazu erschaffen wurden, um ein tödliches Mordinstrument zu sein. Von solchen Dingen lässt man besser die Finger.«
Leandra wandte sich ab. Sie wusste, dass Hellami Recht hatte - und dennoch: Sie musste sich jetzt gegen diese Argumente verschließen.
»Du hast das Ziel, diesen Chast aufzuhalten«, sagte Hellami in vorwurfsvollem Ton. »Aber dazu ist nicht jedes Mittel recht. Wir können heute nicht die Fehler wiederholen, die vor zweitausend Jahren gemacht wurden!«
»Was redest du da?«, fuhr Leandra ihre Freundin an. »Will ich etwa das Trivocum niederreißen?«
Hellami rückte von ihr ab und schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht gerade. Aber wenn ich dich recht verstehe, willst du so etwas wie die Kräfte dieser Stygischen Artefakte wiedererschaffen. Und damit könnte man das tun, oder etwa nicht? Das Trivocum niederreißen?«
Hellamis Worte verklangen bedeutungsvoll wie der Hall in einer Kathedrale, und für Momente blieb so etwas wie eine gespenstische Stille in der Hütte zurück. Leandra sah Hellami unbewegt an.
Hellami sagte nichts.
»Verdammt«, zischte Leandra, wandte den Kopf und starrte mit leeren Blicken ins Feuer. »Genau das wollte ich tun. Du hast vollkommen Recht.«
Hellami verzog ungläubig das Gesicht. »Das wolltest du tatsächlich tun?«
Leandra holte tief Luft. »Ja. Diese Stygische Magie, die hier in diesem Buch beschrieben ist, ist ein ungeheuer mächtiges Werkzeug. Sie funktioniert fast genauso wie die Elementarmagie, umgeht dabei jedoch ihre größte Schwachstelle. Mit dieser Magieform kann man Dinge herbeiführen, die leicht an das heranreichen dürften, was die Rohe Magie der Bruderschaft zu leisten vermag.«
Hellami verstand nun. »Du glaubst, dass die Stygische Magie das geeignete Mittel gegen Chast ist? Aber um welchen Preis?«
Leandra hob die Schultern. »Kein Preis!«, sagte sie. »Die Stygische Magie ist gut beherrschbar! Ich habe es vielfach ausprobiert. Wenn man mit ein wenig Verstand herangeht, ist sie auch nicht gefährlicher als Elementarmagie. Lässt man eine Iteration zu früh los, dann kann man als Magier auch in der Elementarmagie getötet werden, verstehst du?«
»Das kann doch nicht sein, Leandra!«, widersprach Hellami. »Das weißt du ebenso gut wie ich! Ganz offensichtlich hat dieser Darios damals seine Tricks für sich behalten, oder nicht? Sonst wäre doch wohl die gesamte Elementarmagie von seinen Erkenntnissen umgewälzt worden. Es muss einen Grund gehabt haben, dass er schwieg!«
Leandra hob die Schultern. »Keine Ahnung. Mir kommt es so vor, als hätte sich einfach nur die Gilde gegen alles
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