Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
schimmernden, schwarzgrünen Hautfarbe stellte er hier in dieser grauen Welt einen ungewöhnlichen Farbtupfer dar.
Als Victor und Roya ihn erreicht hatten, knieten sie sich neben ihm nieder. Ulfa war vom Kopf bis zur Schwanzspitze kaum drei Ellen lang und wirkte so, wie er im Augenblick dasaß, nicht viel größer als eine Katze. Ansonsten aber sah er typisch wie ein Drache aus: Er besaß einen schlanken Leib, auf dem Rücken zusammengefaltete Schwingen und einen S-förmig gebogenen Hals. Seine klugen kleinen Augen starrten ihnen entgegen.
»Es ist schön, dich zu sehen«, sagte Victor, dann aber wiederholte er seinen Satz auf der mentalen Ebene. Nur so konnten sie sich verständigen.
Ich bin ebenfalls froh, euch zu sehen, erwiderte der Baumdrache. Und ich bin auch froh, dass ihr es wohlbehalten bis hierher geschafft habt.
Kanntest du diesen Ort denn?, hörte Victor Roya übers Trivocum fragen.
Nein, Roya. Ihr habt ihn für mich gefunden. Ich wusste, dass es ihn gibt, aber es erging mir ebenso wie euch - seine genaue Lage war mir unbekannt. Ihr habt einen wichtigen Schritt getan, um den Gefahren zu begegnen, die uns drohen.
Victor nahm einen tiefen Atemzug. Denkst du, wir sind auf dem richtigen Weg, den Pakt zu finden?
Ja. Wenn er irgendwo zu finden ist, dann hier. Aber ich fürchte, es wird nicht gerade leicht werden. Sardin wird den Pakt damals, vor zweitausend Jahren, sehr gut versteckt haben. Er war sein wichtigstes Unterpfand, um seine Pläne zu verwirklichen.
Kannst du uns nicht helfen, ihn zu finden, Ulfa?, fragte Roya hoffnungsvoll.
Ulfas Antwort über das Trivocum trug die Andeutung eines bedauernden Lächelns in sich. Schon wieder überschätzt du meine Möglichkeiten, Roya. Ich bin weder allwissend noch allmächtig. Und leider muss ich mich auch an gewisse Spielregeln halten. Den Pakt zu finden ist eure Aufgabe. Ich bin aus einem anderen Grund hergekommen. Wichtige Dinge sind geschehen, die ihr erfahren müsst.
Victor und Roya sahen sich an. Sie wussten beide nicht, auf welche Weise der Baumdrache diese riesigen Entfernungen überbrücken konnte, für die sie selbst Tage benötigt hatten. Aber dennoch: Er war von weit her gekommen und demnach musste etwas sehr Bedeutsames geschehen sein.
Chast ist tot, eröffnete ihnen Ulfa. Ich...
Er kam nicht dazu weiterzusprechen, denn seine beiden Zuhörer stießen einen Laut ungläubiger Überraschung aus. Victor sprang sogar auf.
»Was sagst du da?«, rief er, und Ulfa musste nicht einmal seine magischen Sinne bemühen, um zu verstehen, was Victor gesagt hatte.
Chast ist tot?, wiederholte Roya. Bist du sicher? Ich meine...
Ja, er ist tot. Aber beruhigt euch wieder. Die ganze Sache wird dadurch nicht eben leichter. Ihr habt zwar euren wichtigsten und mächtigsten Gegner verloren, aber dafür erschwert sich alles Weitere. Es gibt jetzt...
Abermals kam Ulfa nicht dazu, zu Ende zu sprechen. Die Nachricht vom Tod dieses Mannes, der nicht nur für Victor und Roya, sondern auch für Akrania und die gesamte Höhlenwelt eine so schreckliche Gefahr bedeutet hatte, überwog alles andere.
Aber... wie ist das geschehen?, fragte Victor atemlos.
Ulfa, der für gewöhnlich stets sachlich blieb und kaum jemals einen Scherz oder eine Zweideutigkeit äußerte, erlaubte sich, Victor ein wenig zu necken. Nun, was glaubst du wohl?, fragte er.
Es dauerte nur eine Sekunde, dann erschien ein erleichtertes Lächeln in Victors Zügen. Leandra!, sagte er leise und nickte verstehend. Ja. Das kann nur Leandra gewesen sein!
Das stimmt, bestätigte Ulfa. Nicht Leandra allein - nein, sie wäre Chast nicht gewachsen gewesen. Aber ihre Freunde waren bei ihr. Sie haben Chast gemeinsam bezwungen.
Victor ließ sich auf einen kleinen Felsblock sinken. Er spürte Royas Hand, die nach der seinen tastete, ergriff sie und drückte sie voller Erleichterung und neuer Zuversicht.
Freut euch nicht zu früh, warnte Ulfa. Wie ich schon sagte: Alles wird jetzt nur noch schwieriger. Die Bruderschaft ist ohne Führung. Und es drängen schon jetzt neue Leute nach oben, die Chasts Nachfolge antreten wollen. Leandra hat Alina befreit, aber der Hierokratische Rat in Savalgor ist von Mitgliedern der Bruderschaft unterwandert. Bisher haben sie verhindern können, dass Alina den Thron der Shäba besteigt. Im Augenblick gibt es in Savalgor niemanden, der die Ordnung wiederherstellen könnte. Die ganze Stadt verfällt im Chaos.
Victor und Roya sahen sich betroffen an.
Und nun haben die Drakken mit Chast
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